Amerikanische Forscher haben ein einfaches, preisgünstiges Screening Tool gefunden, mit dem man voraussagen kann, bei welchen Sportlern während des Fußballtrainings ein erhöhtes Risiko an Sprunggelenksverletzungen besteht. Gleichzeitig kann es ihnen helfen dieses Risiko zu senken.
In ihrer Untersuchung lag bei Mannschaftsspielern, die nicht in der Lage waren, das Gleichgewicht im Einbeinstand zu halten (weder mit dem einen noch mit dem anderen Bein) eine 2,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit vor, dass sie während der anschließenden Saison ihre Sprunggelenke verstauchten, als bei denjenigen, die den Test bestanden. Diejenigen, die den Test nicht bestanden und ihre Sprunggelenke zu tapten wiesen ein 9-mal höheres Risiko für Sprunggelenksverletzungen auf.
Die Forscher weisen darauf hin, dass Sprunggelenksverstauchungen eine häufige Verletzung ist, die den Sportler in seiner Beweglichkeit stark einschränken kann, insbesondere Mannschaftssportarten wie American Football, Fußball und Volleyball. Sprunggelenksverstauchungen machen 12-20 % aller Sportverletzungen aus und verursachen 16 % des gesamten, mit Sportverletzungen verbundenen Zeitausfalls.
Sportler, die bei stabilometrischen Tests, welche Gleichgewichtsstörungen messen, schlecht abschneiden, haben ein nachweisbar erhöhtes Risiko einer Sprunggelenksverletzung. Aber stabilometrische Geräte sind teuer und nicht jederzeit für Eingangsprüfungen verfügbar. Also machten sich diese Forscher daran zu überprüfen, ob der Einbein-Gleichgewichtstest, der überhaupt kein Equipment verwendet, eine nützliche Alternative wäre, um Sprunggelenksverstauchungen zu prognostizieren.
Eine Gruppe von 230 Sportlern von Universitäten und Oberschulen aus den Sportarten American Football, Männer- und Frauenfußball und Damenvolleyball wurde am Ende ihres Eingangstests (PPE) genau untersucht. Dazu bediente man sich des Einbein-Gleichgewichtstests.
Der Test erforderte, dass die Athleten ihre Augen 10 Sekunden lang schlossen, während sie ohne Schuhe auf einem Bein standen, das andere Knie gebeugt, ohne das belastete Bein zu berühren. Ein Sportler wurde als „positiv“ eingestuft, wenn er oder sie nicht in der Lage war, den Test auf dem linken und/oder dem rechten Bein durchzuführen.Die Teilnehmer wurden dann über die Saison hinweg nachuntersucht, um die Häufigkeit von Sprunggelenksverletzungen festzuhalten. Über einen Zeitraum von 14 Wochen wurden bei den 230 Athleten 28 Sprunggelenksverstauchungen festgestellt. Und die Forscher konnten zeigen, dass Sportler mit einem positiven Einbein-Gleichgewichtstest eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, sich diese Verletzung zuzuziehen – vor allem wenn sie an ihren Sprunggelenken keinen Tapeverband anlegten.
Interessanterweise gab es in dieser Studie keinen Zusammenhang zwischen zurückliegenden Sprunggelenksverletzungen und zukünftigen Sprunggelenksverstauchungen, obwohl es im Vorhinein bei Leuten mit früheren Verletzungen wahrscheinlicher war, dass sie beim Einbein-Gleichgewichtstest schlecht abschneiden würden.
Die Forscher merkten an: „Während der Einbein-Gleichgewichtstest zur Prognose von Verletzungen diente, bleibt doch der genaue Mechanismus, der für dieses erhöhte Verletzungsrisiko verantwortlich ist, unbekannt.“
Weitere Forschungen sind nötig, um diesen Mechanismus zu bestimmen – aber vorerst zeigen die Ergebnisse einmal mehr, wie wichtig das Anlegen eines Tapeverbands bei Sportlern mit einem erhöhten Verletzungsrisiko ist.
British Journal of Sports Medicine, 2006, Bd. 40, S. 610-613