Kreuzbandverletzungen durch Muskeldysbalancen

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Eine Verletzung des vorderen Kreuzbands (ACL) ist eine schwere und für den Betroffenen sehr hinderliche Erkrankung. Dies erklärt auch, warum immer wieder erfolgreiche Strategien zur Vermeidung von ACL-Verletzungen vorgestellt werden.

Ein Faktor, der bei Kreuzbandverletzungen eine Rolle spielt, ist die relative Kraft der Quadrizeps (der vorderen Oberschenkelmuskeln oder Oberschenkelstrecker) und der Hamstrings (hinteren Oberschenkelmuskeln).

Mit dieser Thematik beschäftigte sich jetzt eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftler. Die Forscher untersuchten die relative Kraft von Quadrizeps und Hamstring-Muskeln bei jungen Sportlerinnen. Sie wollten die Unterschiede im Vergleich zu Sportlerinnen, die in Nicht-Kontakt-Situationen eine Kreuzbandverletzung erlitten hatten, und solchen, die verletzungsfrei geblieben waren, feststellen.

Insgesamt wurden 110 Sportlerinnen untersucht. Bei 22 kam es später in Nicht-Kontakt-Situationen zu Kreuzbandrupturen (16 davon beim Fußball und 6 beim Basketball). 88 ähnlich aktive Sportlerinnen erlitten keine Verletzung und bildeten die Kontrollgruppe.

Um andere Kausalfaktoren ausschließen zu können, achteten die Wissenschaftler darauf, dass die verletzten und nicht verletzten Sportlerinnen hinsichtlich der Größe, des Gewichts, der (dominanten oder nicht dominanten) Körperseite, des Entwicklungsstands und der Sportart weitgehend übereinstimmten. Sie überprüften die Kraft der Quadrizeps mithilfe eines isokinetischen (konzentrischen) Krafttests, bei dem die Kniestreckung bei einer Winkelgeschwindigkeit von 300 Grad pro Sekunde gemessen wurde.

Darüber hinaus wurde eine 2. vergleichende Kontrollgruppe gebildet, die aus der gleichen Anzahl männlicher, nicht verletzter Sportler bestand und ebenfalls in den vorgenannten Parametern mit den verletzten Sportlerinnen übereinstimmten.

Die Studie ergab, dass die Sportlerinnen mit einer Kreuzbandruptur gegenüber Sportlern ohne Verletzung deutlich weniger Kraft in den Hamstrings als in den Quadrizeps hatten. Und bei Sportlerinnen, die in der Zeit nach dem Krafttest eine Kreuzbandruptur erlitten hatten, war gegenüber den Männern zwar die Hamstrings-Kraft, nicht jedoch die Quadrizeps-Kraft, vermindert. Im Gegensatz dazu zeigte sich, dass Sportlerinnen ohne Kreuzbandruptur eine geringere Quadrizeps-Kraft, aber ähnliche Hamstrings-Kraft wie die männlichen Studienteilnehmer hatten.

Das Fazit dieser Studie lautet daher, dass Sportlerinnen ein erhöhtes Risiko für eine Kreuzbandruptur haben, wenn ihre Quadrizeps-Muskeln wesentlich kräftiger sind als die Hamstring-Muskeln.
 

Quellenangaben:

Clinical Journal of Sport Medicine, 2009, Bd. 19 (1), S. 3–8.
 

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