Die allgemein anerkannte „220-Alter“-Formel für die Vorhersage der maximalen Herzfrequenz (und damit der angemessenen Herzfrequenz-Trainingsbereiche) ist in letzter Zeit ziemlich ins Wanken geraten.
Mit der „220-Alter“-Formel können die Herzfrequenzen jüngerer Sportler (unter 40) überschätzt und älterer Sportler unterschätzt werden (siehe „So bestimmen Sie Ihre optimale Trainings-Herzfrequenz„).
Nun deutet eine neue Studie an, dass die „220-Alter“-Formel weitere Schwächen aufweist, da auch der Trainings-/Konditionsstatus eine signifikante Rolle bei der Bestimmung der tatsächlichen maximalen Herzfrequenz spielt.
Britische Wissenschaftler von der John Moores University in Liverpool untersuchten die Herzfrequenzen von Hochleistungssportlern, und zwar sowohl von Ausdauersportlern (130) als auch von anaerob trainierten Sportlern (40), und verglichen die Ergebnisse mit den maximalen Herzfrequenzen von 95 Probanden, die vorwiegend eine sitzende Tätigkeit ausübten. Alle maximalen Herzfrequenzwerte wurden mittels der traditionellen Laufbandmethode ermittelt, bei der die Belastung stufenweise während einer gewissen Zeitspanne erhöht wird, bis der Proband erschöpft ist. Außerdem wurden 3 unterschiedliche Übungsmodi angewendet.
Die Ergebnisse belegten, dass es sowohl bei den angewandten Übungsmodi als auch zwischen männlichen und weiblichen Probanden zu signifikanten Unterschieden der Herzfrequenzwerte kam. Noch erstaunlicher war die Tatsache, dass der Mittelwert der maximalen Herzfrequenz für die 3 unterschiedlichen Übungsmodi (geschätzt für das durchschnittliche Alter von 23,1 Jahren) wie folgt aussah: Ausdauersportler 190,3 Schläge/Min., anaerobe Sportler 190,1 Schläge/Min., Probanden mit sitzender Tätigkeit 194 Schläge/Min. Nach ausführlichen statistischen Zahlenspielereien kamen die Forscher zu der folgenden (wesentlich präziseren) Formel für die Vorhersage der maximalen Herzfrequenz sowohl für Ausdauer– als auch für anaerob trainierte Sportler:
– Männer: max. Herzfrequenz = 202–0,55 x Alter
– Frauen: max. Herzfrequenz = 216–1,09 x Alter
Obwohl es keine Erklärung für diese Unterschiede gibt, scheint die Botschaft eindeutig: Sportler, die eine exakte Messung ihrer Herzfrequenz wünschen, sollten entweder einen Laufbandtest absolvieren oder die Formel verwenden, die die maximale Herzfrequenz präziser voraussagt als die konventionelle 220-Alter-Formel.
International Journal of Sports Medicine, 2007
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