Innerhalb der Ernährungsdiskussion fragt man immer wieder nach den Einflüssen von bestimmten Nahrungsstoffen auf Stoffwechselstörungen wie Diabetes. Kontrovers diskutiert wird in diesem Zusammenhang die positive Wirkung von Zimt auf den Blutglukosespiegel.
Kaum einer hat noch nichts von ihnen gehört – ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Fettstoffwechselstörungen, kardiovaskuläre Erkrankungen oder eben der Diabetes mellitus Typ II resultieren nicht selten aus unserer heutigen modernen Lebensweise. Die Säulen der Diabetes-Therapie sind neben der meist notwendigen Medikation, eine Lebensstilintervention aus körperlicher Bewegung und Anpassung der Ernährungsweise.
Als eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland ist Diabetes und seine Therapie fortwährend Gegenstand in der Forschung und Diskussion. Diabetes mellitus ist eine erbliche, chronische Stoffwechselkrankheit und tritt in den unterschiedlichsten Krankheitsbildern auf, die sich hinsichtlich ihrer Ursachen, ihren Faktoren zur Entstehung sowie im Krankheitsbeginn und –verlauf unterscheiden. Ihnen ist jedoch die Hyperglykämie, die Glukosetoleranzstörung und der Insulinmangel – absolut oder relativ – gemeinsam. Die Definition von Diabetes mellitus lautet folgendermaßen:
„Diabetes mellitus ist eine auf erblicher Grundlage beruhende, in höheren Altersklassen häufigere, im Allgemeinen fortschreitende Störung des Kohlenhydrat- sowie Fett- und Eiweißsstoffwechsels infolge von Insulinmangel oder infolge verminderter Insulinwirksamkeit.“(1) So werden die verschiedenen Krankheitsbilder des Diabetes in 4 Klassen eingeteilt:
I. Typ-I-Diabetes
II. Typ-II-Diabetes
III. Andere spezifische Typen
IV. Gestationsdiabetes
Der folgende Beitrag befasst sich hauptsächlich mit der erwerblichen Form des Diabetes, dem Diabetes mellitus Typ II. Dem Typ-II-Diabetes liegen die Insulinresistenz und später ein daraus resultierender Insulinsekretionsdefekt der β-Zellen zugrunde. Typ-II-Diabetiker leiden meist unter einem relativen Insulinmangel, weswegen man auch vom Non-Insulin-dependent-Diabetes spricht.
So entsteht ein manifester Diabetes
Der Zeitpunkt der Erkrankung des Typ-II-Diabetes liegt meist über dem 40. Lebensjahr. So sprach man lange auch vom so genannten Altersdiabetes. Allerdings erkranken derzeit auch immer mehr jüngere Menschen an Diabetes Typ-II. Grundsätzlich unterliegt die Entstehung eines manifesten Diabetes einem Entwicklungsprozess der Jahrzehnte dauern kann und der vom Betroffenen oft unbemerkt bleibt. So wird anfänglich der Glukosestoffwechsel noch kompensiert und die Blutzuckerwerte befinden sich im Normalbereich oder sind nur leicht erhöht. Es handelt sich hierbei um eine langsame Entgleisung des Kohlenhydratstoffwechsels. Um Glukose zur Energiegewinnung oder Speicherung in die Zellen von Organen wie beispielsweise der Muskulatur zu schleusen, wird Insulin benötigt. Steigt der Blutzuckerspiegel über eine physiologische Grenze, wird Insulin ausgeschüttet, um die Glukose in die Zellen zu schleusen und somit den Blutzuckerspiegel zu senken. Fällt der Zuckerspiegel unter einen bestimmten Wert, signalisiert unser Hirn „Hunger“. Dies ist ein wichtiger, gesunder Vorgang und stellt zunächst einmal kein Problem dar. Werden allerdings über Jahre hinweg bedingt durch schlechte Ernährungsgewohnheiten übermäßig viele hochglykämische Lebensmittel wie Süßigkeiten, Weißmehlprodukte etc. verzehrt, unterliegt der Blutzuckerspiegel ständigen hohen Schwankungen. Der Organismus muss immerwährend viel Insulin ausschütten, um die Glukose in die Zellen zu schleusen und den Blutzucker wieder auf ein normales Niveau zu senken. Diese übermäßige Insulinausschüttung kann allerdings nach ca. 3 Stunden einen subjektiv empfundenen Unterzuckerungszustand auslösen. Dieser Zustand wiederum löst erneut Hunger aus. Ein Teufelskreis. Wiederholte starke Auslenkungen des Blutzuckerspiegels durch hyperkalorische Ernährungsweise oder übermäßigem Konsum von hochglykämischen Lebensmitteln können neben genetischen Faktoren nach heutigem Wissensstand zu Insulinresistenz bzw. langfristig zu einem manifestem Typ-2-Diabetes führen.
Kann der Konsum von Zimt regulatorisch wirken?
Wie bereits angerissen, stellt sich immer wieder die Frage, ob bestimmte Nahrungsbestandteile in der Diabetes Therapie sinnvoll eingesetzt werden können, bzw. sich zur positiven Beeinflussung der Stoffwechselsituation überhaupt eignen. 1989 untersuchte man erstmals den Einfluss von Zimt. Seither liegen neben tierexperimentellen Daten auch zahlreiche in-vitro-Studien zum Einfluss auf den Glukosestoffwechsel (HbA1c-Wert, Nüchternglucose, Nüchterninsulin, Insulinresistenz) von Zimt vor. Die Datenlage ist hierbei allerdings nicht einheitlich, da sich die Studien teilweise in Aufbau und Methodik stark unterscheiden und auch diverse Mängel aufweisen. Eine Studie, welche 2007 im Rahmen einer Dissertation durchgeführt wurde, soll hier näher vorgestellt werden. Der Einfluss eines Extraktes von chinesischem Zimt auf den Glukosestoffwechsel wurde in einem Zeitraum von 4 Monaten an 98 nicht insulinpflichtigen Typ II Diabetikern untersucht wobei schlussendlich 65 Probanden mit in die Auswertung gingen. Hierbei nahmen die Probanden 3 mal täglich entweder eine Verumkapsel mit Zimtpulver oder eben eine Placebokapsel ein. Die Tagesdosis der Teilnehmer mit den Zimtkapseln betrug 3 g Zimtpulver. Ein interessantes Ergebnis der Studie war unter anderem, dass es im Verlauf der Intervention bei der Verumgruppe zu einer signifikanten Absenkung der Nüchternglukosewerte kam. Bei der Placebogruppe hingegen nicht. Die Personen, die dabei höhere Nüchternglukosewerte aufwiesen, erfuhren auch eine stärkere Abnahme der Werte. Bei Nüchternglukosewerten unterhalb von 6,95 mmol/l ergab sich im Mittel keine weitere Absenkung der Werte. Somit können Unterzuckerungszustände ausgeschlossen werden. Die Effektgröße scheint offenbar von der Ausgangssituation abhängig zu sein. Im Fazit kann also festgehalten werden, dass bei Patienten mit nicht-insulinpflichtigem Diabetes mellitus Typ 2, die mit der in westlichen Ländern üblichen Standardtherapie behandelt werden, der verwendete Trockenextrakt aus Cortex Cinnamomi cassiae potenziell in der Lage ist, den Nüchternglucosespiegel in moderater Weise zu senken, wenn die Stoffwechseleinstellung der Patienten nicht optimal ist. (2)
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Literaturangaben:
1. Behrmann & Weineck (2001). Diabetes und Sport. Balingen: Spitta Verlag.
2. Mang, B. (2007). Wirkungen eines Extraktes von chinesischem Zimt (cinnamomum cassia) auf den Glucosestoffwechsel von nicht-insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern. Dissertation, Naturwissenschaftliche Fakultät der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.