Laufen, Walken und Nordic Walking im Vergleich

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In der allgemeinen Betrachtung gilt Nordic Walking aufgrund des unterstützenden Stockeinsatzes als gelenkschonender als das Laufen oder Walken ohne Stöcke. Aber ist das wirklich richtig. Sportmediziner haben sich intensiv mit dem Thema befasst.

Sporteinsteigern, älteren Menschen und Patienten wird oftmals das „Nordic Walking“ als schonendere Alternative zu den beiden anderen Sportvarianten empfohlen. Um auszuschließen, dass möglicherweise die „schlechte“ Technik das Ergebnis beeinflusst, bestand die Stichprobe einer Arbeitsgruppe um Dr. Stief und seinen Kollegen aus lizenzierten Nordic Walking Instruktoren. Kinematische Daten und Kraftdruck- platten bildeten die Ausgangslage für den Ansatz der Bestimmung der inversen Dynamik. Im Ergebnis zeigte sich in dieser Studie keinerlei biomechanischer Nutzen durch den Stockeinsatz beim Nordic Walking. Stattdessen führte eine größere Schrittlänge zu einer größeren Belastung im Knie direkt nach dem initialen Bodenkontakt des Fußes. Gerade in der transversalen Wirkrichtung war die Belastung im Nordic Walking wesentlich größer als beim Laufen und beim Walken. Zusammenfassend kann Nordic Walking nicht empfohlen werden, wenn es darum geht die Gelenkbelastung der trainierenden biomechanisch zu reduzieren. Ein Umdenken in der praktischen Trainingsempfehlung ist absolut notwendig – liegen die ersten Ergebnisse dieser Studie doch bereits seit 2008 vor! 

Laufen, Muskeln und Funktionen 

Ergänzend zu den vorangegangenen Vorträgen lieferte der Beitrag zu „Laufen, Muskeln und Funktionen“ die praktische und theoretische Verbindung. Dennis Sandig stellte die Vorteile der funktionellen Bewegungsanalyse vor. Gerade bei Läufern, die ihren Laufstil optimieren möchten, oder bei Sportlern, die Reizungen, Entzündungen und Schmerzen aufweisen, ist eine solche Analyse im Grunde genommen Pflichtprogramm. Bei einer Analyse des Laufstils können im Kern die Symptome, wie instabile Beinachsen, Overcrossing oder der falsche Fußaufsatz festgestellt werden. Möchte man hingegen gezielte an Problemen arbeiten, sind objektive Informationen notwendig. Der „Functional Movement Screen“ ist eine Möglichkeit intensiv mit Läufern zu arbeiten. Die Informationen aus den Analysen der Bewegungsmuster müssten dabei mit den Informationen aus der Laufanalyse gekoppelt werden. Im Ergebnis können dem Sportler dann individuelle Trainingsempfehlungen mit auf den Weg gegeben werden. Pauschal Stabilisationsübungen oder Lauf-ABC zu empfehlen, wird der Fragestellung zumeist nicht gerecht. Letztendlich sind die Abläufe bei Stabilitäts- oder Mobilitätseinschränkungen derart komplex, dass ohne genaue Analyse keine validen Empfehlungen möglich sind. Das Verbessern der Beweglichkeit kann beispielsweise je nach Problemlage über Faszien-Training, Contract-Relax-Dehnen, Propriozeptive Neuromuskuläre Faszilitation (PNF) oder statisches Dehnen optimiert werden. Welche Methode zum Einsatz kommt, kann eben über funktionelle Bewegungsanalysen festgestellt werden. 

Laufanalyse komplex betrachtet 

Abschließend ging Chris Mayers Vortrag zur Laufanalyse auf das praktische Umsetzen einer solchen Analyse ein. Neben den verschiedenen Standphasen zeigte er dabei insbesondere auch die praktische Relevanz auf. Eine Laufanalyse kann helfen, Probleme und Schwächen aufzudecken die zu Schmerzen und Überlastungen führen können. Betrachtet wird dabei das Laufen barfuß und mit Schuhen in den 3 Standphasen: 

– Initial Contact 

– Midstance

– Toe off

Es wird also der Bodenkontakt sowie die mittlere Standphase und das Abheben des Beines erfasst. Fazit Die aktuellen sportmedizinischen Aspekte des Laufens wurden beim 3. Sportmedizinischen Symposium ausführlich diskutiert. Angesichts der vielen Läufer in den Parks, an Flüssen und in den Wäldern, kann eines nicht oft genug betont werden: Laufen ist mehr, als einfaches losrennen! Lassen Sie sich vor einem Einstieg von Fachleuten beraten. Suchen Sie sich einen Verein, einen Trainer oder einen Sportwissenschaftler, der Ihnen den Einstieg erleichtert. Für Einsteiger ist es wichtig den Fokus am Anfang nicht auf das Lauftraining selber zu legen. Viel mehr geht es darum zu trainieren, um Laufen zu können. Die allgemeine Athletik ist die Grundvoraussetzung für das Laufen! Werden Sie fit, um optimal laufen zu können!

Literatur: 

1 J Appl Biomech. 2008 Nov;24(4):351-9.

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Über den Autor

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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