Effektive Dehnübungen: Die Fascial Strech Therapy

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Schon seit vielen Jahren wird intensiv über die Vor- und Nachteile des Dehnens diskutiert. Ein Dehnprogramm, dass in den letzten Jahren unumstritten konstant gute Ergebnisse lieferte ist die Fascial Strech Therapy. In diesem Artikel stellen wir diese Methode vor und zeigen Ihnen zwei konkrete Übungen aus der Praxis!

Die große Diskussion um das Dehnen

Die Kontroverse um das Dehnen, vor allem in der Therapie und im Sport, gibt es nun schon seit ungefähr 15 Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt war man davon ausgegangen, dass das Dehnen die allgemeine funktionelle und sportliche Leistungsfähigkeit steigert, die spezifische Beweglichkeit verbessert und Verletzungen vorbeugt. Die meisten Kliniker und Therapeuten waren damals ebenso wie die Trainer aller möglichen Sportarten davon überzeugt, dass Dehnen einen notwendigen Bestandteil für erfolgreiche Ergebnisse darstellte.

Positive oder negative Auswirkung auf die Leistung?

Im August 2002 erschien dann in The British Medical Journal ein Artikel, der großes Interesse erregte und in der Fachwelt eine Kontroverse entfachte. Es handelte sich dabei um eine systematische Übersicht zu Studien, die den Nutzen (bzw. den fehlenden Nutzen) von Dehnmethoden im Verhältnis zum Schutz vor Verletzungen und Muskelkater untersuchten. Die Autoren kamen in dieser Arbeit zu folgendem Schluss: »Das Dehnen vor oder nach dem Training bietet keinerlei Schutz gegen Muskelkater. Dehnen speziell vor dem Training scheint nach dem heutigen Untersuchungsstand keinen praktischen Nutzen in Form eines verringerten Verletzungsrisikos mit sich zu bringen.« Zusätzlich dazu belegten in den Folgejahren zahlreiche Studien negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit bei den Parametern Kraft und Geschwindigkeit.

Als Gegenpol dazu kamen im selben Zeitraum allerdings auch immer wieder Studien zu dem Ergebnis, Dehnen könne durchaus eine Leistungssteigerung erwirken. Besonders eine dynamische Ausführung des Dehnprogrammes zeigte gute Resultate. Die verbreitetsten positiven Effekte waren folgende:

– Durch Dehnen wird das Bewegungsausmaß vergrößert

Dynamisches Dehnen verbessert die Muskelleistung nach Dynamometermessung sowie die Sprung- und Laufleistung

– Statisches Dehnen vor oder nach dem Aufwärmen reduziert die Kraft nicht

– Im Gegensatz zum statischen Dehnen ist das dynamische Dehnen nicht mit Kraft- oder Leistungsdefiziten assoziiert

Diese gegenteiligen Studienergebnisse haben unter den Experten zu heftigen Debatten, Kontroversen und Verwirrung darüber geführt, ob nun das Dehnen in Behandlung und Training eingeschlossen werden sollte oder nicht.

Fest steht, dass es zahlreiche Methoden und Techniken des Dehnens gibt, die über das statische Dehnen hinausgehen. Diese sind zum Großteil wissenschaftlich noch nicht untersucht, aber bringen reichlich klinische Evidenz für positive Ergebnisse mit. Die meisten Methoden führen dabei Techniken an, mit denen isolierte Muskeln gedehnt werden. Einen Gegensatz dazu stellt die Fascial Strech Therapy (FST) dar: Sie ist ein manuelles Therapiesystem mit assistierten Dehnungen, die auf die gesamten neuromyofasziale Ketten angewandt werden. Wenn die FST lokal arbeitet und sich auf einen bestimmten Bereich oder Muskel konzentriert, wird dieser Bereich im Kontext der ganzen Muskel-Faszien-Kette beurteilt und manuell behandelt oder gedehnt, in der er sich befindet.

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Die Fascial Strech Therapy (FST)

Die Methode stellt ein umfassendes Dehnprogramm für den gesamten Körper dar, welches sein Augenmerk auf die besondere Bedeutung des menschlichen Fasziennetzes legt. Die Fascial Strech Therapy behebt gezielt neuromyofasziale Dysbalancen und ist als schnellwirkende und sehr effektive Therapie zur Verbesserung eines intakten Muskel-, Nerven- und Skelettsystems anerkannt. Ein Teil der in der FST enthaltenen Übungen können vom Patienten selbst durchgeführt werden. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Übungen, die von einem Therapeuten am Klienten durchgeführt werden.

Das Programm der FST richtet sich nach 10 klar definierten Prinzipien:

1. Den Atem mit der Bewegung synchronisieren

Die Atmung ist ein wesentlicher Bestandteil des erfolgreichen Dehnens – sowohl beim Klienten als auch bei Therapeuten. Dieser sollte gemeinsam mit dem Klienten atmen und sich bewusst machen, dass eine unzureichende Atmung bei ihm häufig dazu führt, dass auch der Klient nicht richtig atmet.

2. Das Nervensystem auf aktuelle Bedingungen einstellen 

Beim FST wird durch eine bestimmte Bewegungskombination in Verbindung mit Atemimpulsen das Nervensystem des Klienten entweder entspannt (herunterreguliert) oder erregt (heraufreguliert).

3. Eine logische anatomische Abfolge einhalten

Begonnen wird im Körperkern, um zuerst Einschränkungen dort zu beseitigen, bevor Sie zu den Extremitäten übergehen. Zuerst sollten die eingelenkigen Muskeln und dann erst die z

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weigelenkigen Muskeln gedehnt werden. Außerdem gilt es sich erst auf die tiefsten innervierten Strukturen des Körpers – die Gelenke – zu konzentrieren und sich anschließend langsam zu den distalen Enden der neuromyofaszielen Ketten vorzuarbeiten.

4. Das Bewegungsausmaß ohne Schmerzen erweitern 

Wenn der Therapeut während der Behandlung Schmerzen beim Patient verursacht, verliert er möglicherweise sein Vertrauen. Der Klient sollte verstehen, wie sich eine gute Dehnung anfühlt und dass sie nicht wehtun sollte. Das Credo lautet: „Weniger ist mehr!“ Überdehnen Sie nicht, sonst verursachen Sie einen Rebound-Effekt.

5. Die Neuromyofaszien dehnen, nicht allein den Muskel

Man sollte die Vorstellung aufgeben spezifische Muskeln zu dehnen, sondern an das gesamte Fasziennetz denken. Der menschliche Körper sollte global und nicht lokal betrachtet werden, die einzelnen Gewebetypen des menschlichen Körpers können nicht voneinander getrennt werden.

6. Mehrere Bewegungsebenen nutzen

Während der Behandlung sollten alle möglichen Bewegungen ausprobiert werden. Dabei können alle verschiedenen Winkel und Ebenen getestet werden, um verschiedene Faser- und Geweberestriktionen zu finden.

 7. Das gesamte Gelenk ansprechen Es gilt die verschiedenen

Gelenke sollten während der Behandlung stabilisiert werden: Die Hände des Therapeuten betten das Gelenk sanft ein, statt es zu greifen oder zu packen. Außerdem mögen es Gelenke nicht, zu lange in einer Position zu verharren: Wenn das Gelenk eine Weile in der Öffnung hinein gedehnt wurde, wird es geschlossen; wenn es eine Weile geschlossen war, wir es wieder geöffnet.

8. Maximale Verlängerung durch Zug erreichen

Zug bzw. Traktion ist ein Eckpfeiler der FST. Im Zweifelsfall ist eine Zugbewegung immer die erste Wahl.

 9. Für optimale Ergebnisse Körperreflexe fazilitieren

Das bedeutet, dass sich während der FST die neuromyofaszialen Systeme fließend miteinander bewegen. Es werden spezifische einfache Impulse (verbal, taktisch, Bedeutung der Handposition) verwendet. Ganz wichtig ist es, nicht die gegenüberliegende Körperseite zu berühren, um keine neurologischen Signale in die falschen Bereiche zu senden.

10. Die Dehnung an aktuelle Ziele anpassen

Es ist wichtig, sich vor jeder Behandlung das aktuelle Ziel bewusst zu machen und dann die konkrete Therapie danach auszurichten. Diese Ziele sollten kontinuierlich verändert werden, um einen Fortschritt zu erzielen. Dabei sollte stets die individuelle Entwicklung des Klienten den Fahrplan vorgeben – nicht die Vorstellungen des Therapeuten.

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Übungen aus dem Faszienstreching

»Sack of Buns«

Rotation Thorakolumbalbereich, Hüftflexion, externe Rotation, Knieflexion – Thorakolumbalbereich, QL, Lumbosakralbereich, Hüftrotatoren – OFL, SPL, TFL

Ziel: Gewebe innerhalb der OFL, SPL, TFL ansprechen: Thorakolumbalbereich, QL, Lumbosakralbereich, Hüftrotatoren.

Klientenposition: In Rückenlage, das Bein liegt über dem Körper.

Therapeut: 

Ausgangsposition beim

Ausgangsposition beim „Sack of Buns“

Aus der letzten Position heraus umdrehen und mit dem Gesicht zum Fußende auf die Liege setzen. Bein des Klienten um die eigene Taille oder in einer anderen Höhe um den Körper legen, die für beide angenehm ist. In den Ausfallschritt gehen. Hände tauschen: Rechte Hand medial unter den Femur legen und das gesamte Bein stützen, indem Sie es eng an den Körper nehmen. Linke Hand um den lateralen Malleolus legen. Aufstehen und die eigene hintere Oberschenkelmuskulatur in die Liege drücken, damit die Liege nicht umkippen kann. Mit dem Rumpf von der Liege weglehnen, dabei in der Hüfte abknicken. Die Knie leicht beugen und das Körpergewicht auf den linken Fuß verlagern. Die rechte Seite des Beckens nach oben unter das Bein des Klienten schieben und die eigene seitliche Flexion durch Weglehnen vom Klienten verstärken. Dabei die ganze Zeit mindestens ein Bein gegen die Liege drücken.

Bewegungsausmaß: Externe Rotation von Femur und Unterschenkel

Traktion: Nach oben in Richtung Decke, Femur aus dem Hüftgelenk gehoben.

Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF):

Aktion 1: Der Klient kontrahiert Muskeln, um den Femur in die interne Rotation zu bringen

Aktion 2: Der Klient kontrahiert die Muskulatur des gesamten Beins in die interne Rotation

PNF-Impulse:

Impuls 1: »Das Knie zum Boden hinunterziehen.«

Impuls 2: »Den Knöchel nach oben in meine Hand schieben.«

Maximale Dehnung beim

Maximale Dehnung beim „Sack of Buns“

Dehnung: Die Dehnung durch Verstärken der externen Rotation intensivieren; dazu den Femur anheben und von oben auf den lateralen Malleolus drücken. Spielen Sie mit Traktionsstärke und verschiedenen Winkeln. Schieben Sie die rechte Hüfte nach oben unter das Bein des Klienten. Aus der Hüfte nach vorn und vom Klienten wegbeugen.

 Wiederholen: Mindestens zweimal PNF

»Dish Rag«

Volle Wirbelsäulenrotation – Erector spinae, Quadratus lumborum, Rhomboidei – SPL, FL

Ziel: Gewebe innerhalb der SPL, FL ansprechen: posteriore Schulter und Rücken einschließlich Erector spinae, Quadratus lumborum, Rhomboidei. Wirbelsäulenrotation verstärken.

Klientenposition: Rückenlage, Arm quer über dem Rumpf

Therapeut:

„Dish Rag“

Eine Hand auf die Schulter des Klienten legen, die andere rutscht nach unten auf die gleichseitige Hüfte. Den Rumpf nach unten in Richtung Liege rotieren, dabei die Hüfte nach hinten öffnen und in Richtung Liege schieben. Die obere Hand immer weiter an der Wirbelsäule herunterwandern lassen, bis Sie die Hüfte erreicht haben, dabei die PNF wiederholen. Mit dem Ausatmen des Klienten ein letztes Mal das Gewebe wie einen Spüllappen (»Dish Rag«) auswringen.

Bewegungsausmaß: Wirbelsäulenrotation.

Traktion: Stellen Sie sich vor, Schultergürtel und Brustkorb nach oben zur Decke zu heben und die Rotation mit der oberen Hand zu verstärken, gleichzeitig die Hüfte mit der unteren Hand in die Liege schieben.

Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF):

Der Klient rollt den ganzen Körper auf die Liege zurück.

 PNF-Impuls:  »Mit dem ganzen Körper wieder in Rückenlage rollen.«

Dehnung: Wirbelsäulenrotation in entgegengesetzte Richtungen für Ober- und Unterkörper verstärken.

Wiederholen: Mindestens zweimal.

Übergang:  Gehen Sie langsam weiter um das Kopfende herum. Bitten Sie den Klienten, für die nächste Dehnung an die Liegenseite zu rutschen.

 

Autor: Chris Frederick

 

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