Im Wasser erfährt Ihr Körper Auftrieb, so dass die Schwerkraft hier nur eine untergeordnete Rolle spielt, während Sie im Laufen und Radfahren einen bedeutenden Einfluss nehmen kann. Wenn Sie jetzt annehmen, dass beim Schwimmen die Rumpfmuskulatur nicht so wichtig ist, liegen Sie jedoch falsch.
Spezielles Training für Ihren Körperkern ist sogar sehr wichtig. Ihre Vortriebsleistung ist nämlich von der stabilen Übertragung der Kräfte von Armen und Beinen abhängig. Erst durch gezieltes Athletiktraining können Sie als Schwimmer die bestmögliche Leistungsübertragung auf Ihren Körper erwarten. Zudem ist Ihre Rumpfmuskulatur der Garant für eine optimale Wasserlage, die von der Spannung im Körperkern abhängig ist. Ihre Wasserlage wird aber außerdem noch von Ihrer Körperzusammensetzung beeinflusst und zwar insbesondere von Ihrem Körperfettanteil. Vor allem für Frauen kann der etwas höhere Körperfettanteil ein Vorteil sein, da sie so einen höheren Auf- trieb haben. Das bedeutet für Ihre Leistung, dass Sie für eine gleiche Geschwindigkeit weniger Leistung benötigen, da Ihr Unterhautfettgewebe den Auftrieb direkt unterstützt. Insgesamt bewirkt Wasser zusätzlich physiologische Umstellungen, die Sie der Tabelle 1 entnehmen können.
Die beschriebenen Anpassungen haben vor allem zur Folge, dass Schwimmer während des Trainings einen erhöhten Harndrang haben. Vor allem nach dem Wassertraining sollten Sie daher darauf achten Ihren Wasserhaushalt wieder aufzufüllen.
Gründe für Ihr Schwimmtraining im Triathlon
Schaut man sich seriöse Analysen des Triathlonsports an, zeigt sich, dass die Entscheidung eines Wettkampfes auf der Olympischen Distanz, aber auch auf der Mittel- und Langdistanz, oft im Laufen fällt. Die Zeit, die das Schwimmen an der Gesamtleistung hat ist eher gering und in Studien fällt auf, dass die Platzierung nach dem Schwimmen nicht mit der Endplatzierung in Zusammenhang steht.1
Warum sollten Sie als Triathlet denn dann viel Zeit in Ihr Schwimmtraining investieren, wenn sich eine alte Triathlonweisheit zu bewahrheiten scheint: „Beim Schwimmen lässt sich wenig gewinnen, aber viel verlieren“. Ich möchte Ihnen dazu aber sagen, dass wichtige Gründe dafür sprechen das Schwimmtraining, auch wenn Sie es nicht zu Ihrer Lieblingsdisziplin erheben möchten, konzentriert in den Fokus zu stellen. Dazu bieten sich Phasen wie das Wintertraining an, wenn Ihr Spaß an den Ausfahrten mit dem Rad und Ihren Laufeinheiten ohnehin durch die Wetterlage getrübt sein dürfte. Investieren Sie Zeit in Ihre Technik, denn vor allem hier lassen sich enorme Zuwächse in kurzer Zeit realisieren – zumindest wenn Ihnen ein versierter Schwimmtrainer bei der Technikentwicklung hilft. Ihr Ziel sollte dabei sein, bei Ihrem nächsten Triathlon auf der Schwimmstrecke so wenig Energie wie möglich zu verschwenden. Schlechte Schwimmer verbrauchen im Wasser messbar mehr Energie als gute Techniker2.
Bessere Technik spart Kraft für die anderen Disziplinen
Wenn Sie sich eine unökonomische Technik angewöhnen, setzen Sie mit Sicherheit auch Muskulatur ein, die für den Vortrieb absolut irrelevant ist. Das betrifft neben der Schulter und Rumpfmuskulatur oftmals sogar die Beinmuskulatur, bei der Sie als schlechter Techniker größere Muskelanteile zusätzlich zu den eigentlich benötigten Teilen mitaktivieren und so Energie verschwenden. Wenn Sie aber schon beim Schwimmen wegen Ihrer unökonomischen Bewegungsformen ermüden, leidet auch Ihre Leistungsfähigkeit beim Radfahren und beim Laufen. Wenn Sie aber die Auftaktdisziplin beherrschen, weil Sie sich im Wasser wohl fühlen, werden Sie viel optimistischer vor einem Wettkampf aufstehen.
Lesen Sie auch Teil 1 und 3:
Lernen Sie das Wasser neu kennen!
Literatur:
1 International Journal of Sports Medicine, 2006, 27, S. 43-48.
2 Triathlon Training, 2008, 6, S. 14-17.
3 International Journal of Sports Medicine, 2010, Bd. 31, 1, S. 16-21.