Die VO2max ist in der Langzeitausdauer nicht entscheidend!

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Die Bereits um 1924 wurde die Bezeichnung „maximale Sauerstoff-Aufnahme“ von Hill und seinen Kollegen geprägt. Mit der maximalen O2-Aufnahme beschreibt man die größte Aufnahmemenge von Sauerstoff, die pro Minute bei dynamischer Arbeit möglichst aller großen Muskelgruppen aufgenommen werden kann.

Selbst das weitere Steigern der Intensität erhöht im Bereich der maximalen Sauerstoffaufnahme die Werte nicht weiter. Es wird vom so genannten „Levelling-off“ gesprochen1. Auf das Erreichen dieses Abflachens der Sauerstoffaufnahmekurve hat sowohl der Anteil der zum Einsatz kommenden Muskelmasse, als auch das Belastungsprotokoll einen Einfluss. Zudem erreicht nur ein Teil der untersuchten Sportler ein wirklich erkennbares „Levelling-off“. Gerade in Ausdauersportarten wie dem Triathlon wird oft betont, dass die maximale Sauerstoffaufnahme ein sehr wichtiger Faktor sei. Man spricht dabei oft vom „Bruttokriterium“ der Ausdauerleistungsfähigkeit. 

Wie wichtig ist die maximale Sauerstoffaufnahme 

Aus sportmedizinischer Sicht ist die maximal erreichte Sauerstoffaufnahme von besonderer Bedeutung. Bei einer Spiroergometrie wird Ihre Sauerstoffaufnahme während einer ansteigenden Belastung mit Hilfe eines Spirometers erfasst. Diese beschreibt, wie viel Sauerstoff Ihr Körper unter Belastung aufnehmen kann. Die so genannte VO2max ist ein Maß für die maximale Energiebereitstellung des Organismus und bildet somit die maximale Verbrennungskapazität Ihres Körpers ab! Die maximale Sauerstoffaufnahme wird in einem ansteigenden Belastungsprotokoll gemessen, wobei bei einem Rampentest, bei dem der Belastungsanstieg stufenlos erfolgt, höhere Werte gemessen werden, als in einem Stufenprotokoll, bei dem eine Belastungsstufe zwischen 3 und 5 Minuten gehalten werden muss. Da bei einer maximalen Ausbelastung die Energiebereitstellung über die anaerobe Glykolyse ansteigt, spiegelt die VO2max das Maximum an Energie wieder, dass Ihr Körper aerob und anaerob erzeugen kann. Daher wird die maximale Sauerstoffaufnahme auch immer wieder als „Bruttokriterium“ der metabolischen Leistungsfähigkeit definiert. Mit dieser Begründung stellt die VO2max eine wichtige Messgröße in der Leistungsdiagnostik dar. Allerdings ist ihre Ausprägung nur zum Teil durch Ihr Training bestimmt. Der maximal erreichbare Wert ist auch von Ihren genetischen Voraussetzungen abhängig. Aus diesem Grund kann die maximale Sauerstoffaufnahme durchaus auch helfen, die Eignung eines Sportlers für ausdauerorientierte Sportarten zu bewerten. 

Der kleine Unterschied 

Die höchsten Werte der Sauerstoffaufnahme werden während einer Ausbelastung aus einem Ergometer kurz vor Ende eines Tests gemessen. Mittlere Maximalwerte für Männer um das 30. Lebensjahr liegen bei ca. 3,0 Liter pro Minute (l/min), bei Frauen bei ca. 2,0 l/min. Relativiert bedeutet dies, dass Männer maximale O2 Aufnahmewerte von ca. 35 bis 40 ml/min/kg erreichen, während männliche Athleten in Ausdauersportarten bis zu 80 ml/min/kg erreichen können. Bei Frauen liegt die relative Sauerstoffaufnahme bei ca. 32 bis 38 ml/min/kg, während Weltklasseathletinnen in Ausdauersportarten Werte über 70 ml/min/kg erreichen können1. Wenn allerdings die VO2max auf die fettfreie Körpermasse bezogen wird, sind kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen nachweisbar. 

Die Höhe der Werte ist abhängig von verschiedenen Faktoren! 

Auf einem Fahrrad erhobene Werte liegen im Vergleich zu auf dem Laufband gemessene Werte etwa 10 % niedriger. Dies liegt daran, dass auf dem Laufband größere Anteile Ihrer Muskelmasse im Einsatz sind. Eine weitere Schwierigkeit bei der Bestimmung der VO2max besteht in einem methodischen Problem. Soll durch einen Belastungstest die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit bestimmt werden, ist ein Stufentest möglicherweise weniger geeignet. Stattdessen bieten sich eher Rampenprotokolle an, bei denen Sie als Sportler innerhalb bis zu 15 Minuten ausbelastet werden. Hierzu wird der Widerstand wesentlich schneller erhöht1. So erreichen Sie einen höheren Aus- belastungsgrad und die Werte liegen über denen in einem Stufentest gemessenen. Das liegt daran, dass aufgrund der größeren Vorermüdung Maximalwerte ermüdungsbedingt nicht mehr erreicht werden. Allerdings existieren auch Meinungen, wonach das Protokoll der Ausbelastung unerheblich für das Erreichen der Maximalwerte ist. Entscheidend soll vielmehr die sportartspezifische Belastungsform sein2! 

Weitere interne Faktoren beim Erreichen der VO2max sind: 

– Herzminutenvolumenn 

– Kapillarisierung der Skelettmuskulatur 

– Blutverteilung
n Lungenatmung


Motivation (Ausbelastung)


– Ernährungszustand

Lesen Sie weiter: Welche Bedeutung hat die VO2max für Ausdauersportler?

Literatur: 

1 Hollmann, Strüder, Predel, Tagarakis (2006) Spiroergometrie. Stuttgart: Schattauer. 

2 Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin
 

3 British Journal of Sports Medicine, 2013, Bd. 46, (1), S. 1–3.
 

4 British Journal of Sports Medicine, 2013 Bd. 46, (1), S. 23–29.

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Über den Autor

Dennis Sandig

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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