Das Training im High-Tech-Strömungskanal des T3-Trainingszentrums stellt einen Höhepunkt im Triathloncamp dar. Sehr gut lassen sich hier verschiedene Aspekte der Schwimmtechnik verdeutlichen und interessante Trainingsformen realisieren.
Nach einigen „normalen“ Schwimmeinheiten im Außenbecken sowie den täglichen Radausfahrten wartete heute eine ganz besondere Übungseinheit auf die Teilnehmer im Triathloncamp. Für ein Techniktraining oder eine Schnelligkeitseinheit der besonderen Art ging es in den modernen Strömungskanal. Solche Einrichtungen finden sich sonst nur in einigen wenigen Olympiastützpunkten und sind dort den Spitzenschwimmern vorbehalten.
Eine Übungseinheit im Strömungskanal kann sehr gut auch mit Gruppen durchgeführt werden und folgt dann einem Ablauf mit aufeinander aufbauenden Elementen:
1. Wasserwiderstand
Viele Triathleten investieren beträchtliche Summen, um auf dem Rad möglichst aerodynamisch durch den Wind zu schneiden. Ohne Frage lassen sich durch Fahrradrahmen, Helme oder Laufräder mit geringem Luftwiderstand ein paar Sekunden auf der Radstrecke herausholen. Wenig Beachtung scheinen die meisten Sportler dagegen dem Widerstand im Wasser zu schenken, obwohl dieser aufgrund der höheren Dichte des nassen Elements weitaus größer ist.
Überall dort, wo der Körper in Bewegungsrichtung auf das Wasser stößt, entsteht ein Widerstand. Es gilt, diese gegen den Wasserwiderstand gerichtete Stirnfläche des Körpers möglichst zu reduzieren. Im Idealfall bildet der gesamte Körper vom Kopf bis zu den Füßen eine nahezu horizontale Linie. Um genau für diesen Aspekt des Schwimmens zu sensibilisieren, wird das Training im Schwimmkanal mit einer Widerstandübung begonnen. Während der Kanal auf eine sehr hohe Geschwindigkeit eingestellt ist, halten sich die Sportler im Wasser ohne aktive Schwimmbewegung an einem Griff fest. Die Übung besteht nun darin, mittels variierter Fuß-, Hüft- und Kopfstellungen selbst zu spüren, wann eine strömungsungünstige Wasserlage erreicht ist und diese aktiv zu korrigieren.
2. Schwimmtechnik
Zahlreiche Kameras sind seitlich und von vorn ober- und unterhalb der Wasserlinie auf den Athleten gerichtet. Dieser schwimmt bei einer mittleren Geschwindigkeit für einen kurzen Zeitraum, um sich dann an das hintere Ende des Kanals treiben zu lassen. Hier kann er das soeben Geleistete auf einem Bildschirm in verschiedenen Kamerawinkeln und in Zeitlupe anschauen. Schon jetzt kann jeder Sportler erkennen, wie sehr die tatsächliche Schwimmbewegungen von der Eigenwahrnehmung abweicht. Zusätzlich zum reinen Bildfeedback kann nun ein Trainer konkrete Verbesserungen vorschlagen, mit welchen der Athlet einen erneuten Schwimmabschnitt beginnt. Durch diese rasche Abfolge von bildgestütztem Feedback und sofortiger Umsetzung der Vorschläge wird eine hohe Qualität erreicht. Schon innerhalb kurzer Zeit sind die ersten Fortschritte erkennbar. Auch im späteren Training weiß der Sportler nun, worauf er in der Schwimmbewegung besonders achten muss und ist sich bewusst, wie sehr die Eigenwahrnehmung täuschen kann.
Oft haben schon geringe Änderungen an der Schwimmtechnik große Auswirkungen auf die Schwimmgeschwindigkeit bei gleichem Energieaufwand. Dabei gibt es einige sehr charakteristische Fehlertypen:
Phase | Beobachtung | Fehlerbeschreibung | Übungen zur Verbesserung |
Überwasserphase | Die Hand taucht kurz vor dem Kopf ein | Durch die fehlende Streckung wird ein wertvoller Abschnitt in der Zugphase verschenkt. Die Gleitphase wird verkürzt oder findet nicht statt. | Schwimmen Sie Technikserien mit Konzentration auf den Armzug (Einarmiges Schwimmen, Abschlagschwimmen) und betonen Sie dabei bewusst die Streckung nach vorn. |
Überwasserphase | Kein hoher Ellenbogen in der Überwasserphase | Die fehlende Entspannung führt zu rascherer Ermüdung | Achseltippen, hoher Ellenbogen und Wasserschleifen |
Zugphase | Der Oberarm zieht vor dem Unterarm („Bügeleisenstellung“) | Ineffiziente Zugphase, da der Unterarm nicht mitarbeiten kann | Kontrastübungen mit abgesenktem (Faustschwimmen) oder erhöhtem (Paddles) Widerstand bei gleichzeitiger Konzentration auf einen hohen Ellenbogen in der Zugphase |
Druckphase | Hand verlässt etwa auf Hüfthöhe das Wasser | Ineffizienter Zug, da die Druckphase nicht maximal ausgenutzt wird | Reißverschlussschwimmen oder Berühren des Oberschenkels vor Verlassen des Wassers |
Beinschlag | Radfahrbewegung | Beinschlag ineffektiv, da Füße und Oberschenkel bremsen, während das Wasser mit der Fußsohle nach hinten gedrückt wird | Gezieltes Beinschlagtraining mit besonderer Berücksichtigung eines gestreckten Beinschlags aus der Hüfte heraus mit gestreckten Füßen |
3. Geschwindigkeit
Der Kanal kann stufenlos bis weit über das 50 m-Weltrekordniveau hochgefahren werden. Diese Fähigkeit erlaubt interessante Trainingsformen bei sehr hohen Geschwindigkeiten und mit mehreren Schwimmern zusammen.

Fazit
Ohne einen großen Trainingsumfang bewältigt zu haben, kann eine solche Einheit dennoch große Fortschritte im Schwimmen begründen. Wenn die Verbesserungsvorschläge im weiteren Training konsequent berücksichtigt werden, steht einer weiteren Leistungssteigerung nichts im Wege. Auch das hochintensive Training über sehr kurze Strecken zeigt, dass die Trainingsqualität im Schwimmen nicht nur durch die Kilometerleistung bestimmt wird.
Daniel Kilb