Häufige Verletzungen im Handball und wie Sie diese vermeiden

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Handball ist ein ausgesprochen athletischer Sport beim dem die Elemente Laufen, Werfen und Springen miteinander kombiniert werden. Der häufige Richtungswechsel und der Gegnerkontakt führen allerdings dazu, dass koordinierte Bewegungsabläufe deutlich erschwert werden.

Handball ist eine vergleichsweise junge Mannschaftssportart und im Wesentlichen im europäischen Raum vertreten. Im angelsächsischen Raum spielt Handball eine eher untergeordnete Rolle.

Betrachtet man die Statistik so gehört Handball mit 15,2% aller Sportverletzungen im Vereinssport zu den verletzungsträchtigen Sportarten und liegt damit an zweiter Stelle hinter Fußball. Frauen verletzen sich dabei häufiger als Männer. Je nach Auswertung stehen mit 79-93% die akuten Verletzungen weit vor den Überlastungsschäden (7-21%). Distorsionen (= Verrenkungen) liegen mit bis zu 65% weit vorne vor Muskel- und Sehnenverletzungen (ca. 12%) und Prellungen (ca. 10%). Frakturen (= Knochenbrüche) und Luxationen (= Ausrenken) sind relativ selten (2-7%).

Knie- und Sprunggelenk im Handball am häufigsten verletzt

Die untere Extremität und da vor allem das Knie- und Sprunggelenk sind bei Verletzungen am häufigsten betroffen. Bei der oberen Extremität dominieren die Fingerverletzungen. Frauen haben ein dreifach höheres Risiko für Kreuzbandverletzungen als Männer. Hieraus ergibt sich für die Trainer, Sportler und Athletiktrainer ein erster Ansatz zur Verletzungsvermeidung, indem ein gezieltes Training zur Vermeidung von Kreuzbandverletzungen durchgeführt wird. Werden die Muster von Sprung und Landung gezielt trainiert und verbessert, reduziert sich auch das relative Verletzungsrisiko. Das Training umfasst Koordinations-, Reaktions- und Kräftigungsübungen.

Bei den Überlastungsschäden stehen das Schultergelenk und die Lendenwirbelsäule im Vordergrund. Ursächlich für Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule sind meistens muskuläre Dysbalancen in Hüft-Becken-Lenden Region. Die im Profibereich geschätzten 48.000 Wurfbewegungen pro Jahr mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h können im Schulterbereich durch wiederholte Mikrotraumata der vorderen Gelenkkapsel und der Bänder zu einer Instabilität der Schulter führen. Bis zu einem Drittel der aktiven Handballspieler haben im Laufe ihrer Karriere Schulterbeschwerden.

Rotatorenmanschette sollte auch schnellkräftig trainiert werden 

Das präventive Training zur Vermeidung einer Schulterinstabilität zielt vor allem auf die hintere Schulterpartie und die das Schulterblatt stabilisierende Muskulatur ab. Neben Stabilisierungsübungen ist zu beachten, dass die Muskeln der Rotatorenmanschette nicht nur langsam und gleichmäßig, sondern entsprechend ihrer Nutzung bei Wurfbewegungen auch schnellkräftig trainiert werden müssen.

Schon im Warm-up bietet es sich an koordinative/propriozeptive Übungen auf einer Weichbodenmatte oder einem Wackelbrett durchzuführen. Die Wahrscheinlichkeit für Knie- und Sprunggelenksverletzungen konnten sich in Studien auf diese Weise durchschnittlich halbieren (3). Der Effekt dieser Übungen ist für Spieler und Trainer meistens schnell spürbar und daher besteht auch eine hohe Compliance, diese Übungen auch dauerhaft in das Training zu integrieren (3).

Weiterhin ist es entscheidend gerade die für die Wurfbewegung notwendigen Muskelketten in ihrer Gesamtheit zu dehnen uns zu kräftigen. Koordinative Kräftigungsübungen die über die Körpermitte arbeiten wie „Chop“ und „Lift“ sollten zum Standard der Kräftigung für einen Handballspieler gehören.

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Literatur: 

1. Verletzungsprophylaxe für Knie- und Schultergelenke im Handball. Muschel M., Pieper HG. Sport-Orthopädie, Sport-Traumatologie. Volume 23, Issue 1, 12 April 2007, Pages 11–18

2. Verletzungen beim Handball. Pieper HG. GOTS News. 10.01.2011

3. Integratives Trainingskonzept zur Verletzungsprophylaxe im Handball. Dr. Sandra Rebholz. Dissertation 23.10.2010 (http://www.circuit-training-dehnen-dr-klee.de/dokumente/Diss_S_Rebholz.pdf)

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Über den Autor

Markus Klingenberg

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