Wie funktioniert Leistung? Welche Trainingsprinzipien gibt es? Wie sind sie anzuwenden? und wie kann ich dies alles optimal auf das Judotraining übertragen? Mit diesen Fragen befasst sich trainingsworlds Sportexpertin Karin Ritler Susebeek im folgenden Artikel.
Trainingsprinzipien sind als Orientierung und Handlungsrichtlinien zu betrachten. Sie basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und auch trainingspraktischen Erfahrungen. Trainingsprinzipien sind jedoch keine „Gesetze“(1) und deshalb können in gewissen Fällen Abweichungen von den gängigen Trainingsprinzipien, die dem folgenden Artikel als Basis dienen, auch sinnvoll sein. Die Prinzipien können in 3 Gruppen eingeteilt werden: Auslösung, Sicherung und spezifische Steuerung der Anpassung.(2) Was bedeuten nun diese allgemeinen Trainingsprinzipien für die Sportart Judo?
Wie kann eine Leistung verändert werden?
In erster Linie muss ein Reiz wirksam sein. Ein zu tief oder zu hoch angesetzter Reiz wird keine oder keine optimale Anpassung auslösen. Um diesen wirksamen Bereich zu finden, dienen konditionelle oder auch technisch-taktische Leistungsüberprüfungen. Weiter soll die Belastung progressiv gesteigert werden. Dies sollte grundsätzlich allmählich geschehen. Bei erfahreneren Athleten kann jedoch eine sprunghafte Belastungssteigerung sinnvoll sein. Zum Beispiel im Krafttraining kann zu diesem Mittel gegriffen werden, um neue Leistungsebenen zu erreichen. Desweiteren sollte ein Trainer beachten, dass er die Trainingsbelastung variiert, damit eine Anpassung der Leistung ausgelöst werden kann.
Wie sichere ich eine Leistungsänderung?
Durch eine optimale Gestaltung von Belastung und Erholung soll die Trainingsanpassung gesichert werden. Da viele Bereiche nebeneinander in der Trainingsplanung berücksichtigt werden müssen, befindet sich ein Trainer mit seinen Athleten immer auf einer Gradwanderung. Zu viel Training kann sich kontraproduktiv auf den jeweiligen Athleten auswirken. Zu dieser Gruppe der Trainingsprinzipien gehört unter anderen auch das Prinzip der Wiederholung. Jeder erfahrene Judoka weiss, wie viel es braucht, bis eine Technik auch im Wettkampf mit Erfolg angewendet werden kann. Ohne Kontinuität und hohe Wiederholungszahlen wird eine Technik unter veränderten Druck- und Informationsbedingungen, wie sie im Wettkampf herrschen, nicht funktionieren.(3) Es ist eine Frage der Trainingsgestaltung und der Kreativität des Trainers eine lange Trainingsperiode an derselben Technik interessant zu gestalten. Dazu wird die Trainingsanpassung auch durch eine bestmögliche Periodisierung und Zyklisierung sicher gestellt.
Wie kann ich einen Trainingsverlauf steuern?
Bei einer Trainingsplanung sollte die Individualität und das Alter bzw. Trainingsalter eines Athleten berücksichtigt werden. Natürlich kann ein Athlet, der schon jahrelang im Leistungssport erfolgreich ist, auf viele Erfahrungen zurückgreifen. Trotzdem sollte dieser, um erneut eine neue Leistungsebene erreichen zu können, auch mal neue „Trainingswege“ einschlagen und je nach Alter mal mehr Erholung einplanen oder sofern möglich auch den Wettkampfkalender etwas anpassen. Ein junger Athlet bzw. sein Trainer steht vor anderen Problemen. Sie müssen erst einen optimalen individuellen Weg finden, ohne den jungen Sportler zu über- bzw. unterbelasten.
Beim „Prinzip der zunehmenden Spezialisierung“ geht es darum, jungen Athleten eine vielseitige motorische Basis zu ermöglichen, um darauf judospezifisch ein grosses Technikrepertoire optimal aufbauen zu können. Es gab erfolgreiche junge Sportler, bei denen die technische Basis bzw. die technische Vielseitigkeit fehlte, um später an der internationalen Spitze mithalten zu können. Ein Leitfaden für die zunehmende Spezialisierung können die Rahmentrainingspläne des jeweiligen Verbandes bieten.
Mit dem „Prinzip der regulierenden Wechselwirkung einzelner Trainingselemente“ wird die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Trainingseinheiten erklärt.(2) Jeder Trainer sollte sich dieses Prinzips bei einer Trainingsplanung immer bewusst sein. So ist zum Beispiel ein Krafttraining vor einer Techniktrainingseinheit nicht ideal geplant, wenn eine Technik neu erlernt werden soll oder der Athlet ein gutes Gefühl für eine Technik bekommen soll. Es kann aber auch mal Sinn machen, bei einem erfahrenen Judoka eine konditionelle Einheit vor eine Technikeinheit zu legen, damit die koordinativen Abläufe z. B. durch Ermüdung oder erhöhte Muskelspannung gestört werden, ähnlich wie in der letzten Minute eines Wettkampfs.
Fazit
Ein Athlet kann noch so talentiert und motiviert sein, sein Erfolg ist immer von mehreren Faktoren abhängig – einer davon ist der Trainer. Die Wichtigkeit eines guten Trainers wird oft unterschätzt. Das A und O bei der Trainingsplanung und deren Durchführung im Alltag liegt in der Kombination von Fachwissen, der Erfahrung und dem Gefühl eines Trainers.
Lesen Sie hier Teil 1 des Artikels: Trainingsplanung in der Sportart Judo (Teil 1)
Karin Ritler Susebeek
Quellenangaben:
1. RÖTHIG u. a. (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon 6. Aufl., Verlag Hofmann, Schorndorf 1992
2. GROSSER, M.; STARISCHKA, S.; ZIMMERMANN, E.; ZINTL, F.; Konditionstraining, Theorie und Praxis aller Sportarten, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1993
3. NEUMAIER, A., Koordinatives Anforderungsprofil und Koordinationstraining. Grundlagen – Analyse – Methodik. Trainings der Bewegungskoordination, Bd. 1 , Sport und Buch Strauss, 3. Aufl. 2003
4. HEGNER, J., Handbuch der Trainingslehre, Ingold Verlag 2006