Randori ist nicht gleich Randori

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Randori gehört zu unserer Sportart und jeder Judoka sollte die Chance haben, Randori positiv zu erleben. Die Ausführung im Alltag ist jedoch nicht immer einfach. Folgend ein paar Beispiele und Tipps für die Trainer bei der Auswahl des richtigen Randori.

Mehrere Aspekte spielen für den Trainer bei der Auswahl des richtigen Randori eine Rolle. In erster Linie ist die Zielgruppe zu berücksichtigen. Sind es Leistungssportler, Anfänger, Senioren oder einfach Judoka, bei denen die Fitness und die Gesundheit im Vordergrund stehen. Die Aufgabe wird schwieriger, wenn der Trainer es nicht mit einer homogenen Gruppe zu tun hat und bei der Randoriauswahl differenzieren sollte. Desweiteren müssen die Ziele der Zielgruppe und des Trainings bei der Planung mit einbezogen werden. In welcher Phase der Trainingsplanung befindet sich z.B. der Leistungssportler? Geht es im Training darum, dass eine systematisch eingeführte und auch automatisierte Technik langsam im Randori angewendet werden soll? Oder ist es das Ziel, dass die Technik unter Druck und höchsten Widerständen im Randori funktioniert?

Raf TITS hat 2002 probiert Randori zu differenzieren. Er unterscheidet in erster Linie, in welcher Phase sich ein Trainierender befindet und welche Ziele das Randori in dieser Periode erfüllen muss. In einem weiteren Schritt betrachtet er das Randori in technisch-taktischer Hinsicht. Er unterscheidet allgemeine oder individuelle Ziele, einzelne oder komplexe Bewegungen und inwiefern die Taktik mit einbezogen werden muss. Teilt man Randori unter physischen Aspekten ein, dann beeinflusst die Länge eines Randoris die Intensität und folglich auch die aerobe wie anaerobe Belastung. Er macht auch Unterschiede im geistig-mentalen Bereich, ob die Randori z.B. spielerische Zwecke erfüllen sollen oder ob freies Üben oder Randori unter Druck im Vordergrund stehen sollen. Wichtig ist bei dieser Sichtweise und Systematik, dass sich ein Trainer Gedanken macht, wann welche Form des Randori für die Trainierenden Sinn macht. Die Rolle des Trainers ist wie so oft schon in vergangenen Artikeln erwähnt unumstritten eine sehr Wichtige.

Wann was für wen – Ein paar Praxisbeispiele 

Der in den Artikeln 4 und 5 dieser Reihe vorgestellte KAR ist auch bei der Auswahl der Randori-Form sinnvoll einzusetzen und anzuwenden. Mit einer bestimmten Aufgabenstellung können gewisse Analysatoren ausgeschaltet werden, damit andere Faktoren in den Vordergrund rücken.

Eine Möglichkeit ein Randori weniger intensiv zu gestalten ist, die Randorizeiten zu verlängern. Gerade die Ringer benutzen das Dauerringen als eine ausgezeichnete sportartspezifische Form des Grundlagenausdauertrainings. Zu beachten ist jedoch, dass hierbei im aeroben Bereich trainiert wird. In einer Zweikampfsportart ist es sehr schwierig über längere Zeit in diesem Intensitätsbereich zu bleiben. Weitere Möglichkeiten die Intensität zu reduzieren besteht darin zum Beispiel den Griffkampf zu verbieten und das klassische Kumi-kata oder auch einen Doppelreversgriff vorzugeben usw. Steht der Trainer vor dem Problem, dass seine Trainingsgruppe nicht gerade homogen ist, was das Gewicht, die Größe, die Erfahrung oder auch das technische Niveau betreffen kann, dann sollte er dem jeweils stärkeren Judoka zusätzliche Aufgaben geben oder gewisse Einschränkungen vorgeben. Zum Beispiel darf der „stärkere“ Judoka nur noch Techniken auf seine schwächere Seite ausführen oder aber der Trainer gibt die für ihn erlaubten Techniken oder Technikgruppen vor. Wolfgang HOFFMANN meinte zum Thema Anfänger, dass der Trainer in dieser Phase grundsätzlich Konter verbieten sollte, so dass Anfänger lernen offensiv zu kämpfen, viel ausprobieren, ohne Angst direkt gekontert zu werden. Sollte der Spaß im Zentrum des Trainings stehen, dann sind zum Beispiel Bodenrandori zu dritt, bei welchen der Dritte bei einem Signal einen Partner übernimmt, sehr beliebt. Oder auch die Randoriform, bei welcher zwei leichtere Judoka gegen einen schwereren Judoka (vielleicht gegen den Trainer selbst) kämpfen dürfen, kommen gerade bei Kindern immer gut an.

Das Hangeln an den Judoärmeln könnte zur physische Vorbelastung eines Randori eingesetzt werden. Geht es zeitlich auf einen Wettkampfhöhepunkt hin, dann sollten die Randori kürzer bis hin zur realen Wettkampfzeit werden. Ideal sind auch die sogenannten Intervallrandori, bei welchen mit kurzen Pausen die Belastung des Wettkampfs simuliert werden kann. Sinnvoll in diesen Wettkampfphasen sind auch Randori, bei welchen der physische oder auch der psychische Druck erhöht werden. Der physische Druck kann zum Beispiel durch physische Vor- oder Nachbelastungen wie Seile klettern oder Sitzball erhöht werden. Psychischen Druck kann man durch Konsequenzen bei „Nicht-Erreichen“ der Randoriziele aufbauen. Der Athlet selbst kann eine Prognose über den Verlauf des Randoris abgeben und sich so selbst mehr Druck auferlegen. Die Randori können auch vom Trainer „manipuliert“ werden, zum Beispiel durch die Vorgabe von einem Rückstand, der in kurzer Zeit aufgeholt werden muss oder aber durch das falsche Bewerten während des Randori.

Fazit 

Die letzten beiden Artikel geben einen Einblick in die Welt des Randori. Es konnten nur beispielhaft ein paar Ideen aufgezeigt werden. Mit viel Fantasie, Kreativität und dem richtigen Gespür für den Moment sind die Randoriaufgaben unendlich zu erweitern und jeder Judoka kann regelmäßig in seinem Training von der Trainingsform Randori genießen. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen und noch mehr praktische Beispiele möchte, dem ist das erste Buch der DJB-Schriftenreihe „Randori lernen & unterrichten“ von GOLDSCHMID T und LIPPMANN oder aber das in Artikel 4 und 5 empfohlene Buch „Koordinationstraining im Judo“ von LIPPMANN und RITLER SUSEBEEK zu empfehlen.

Karin Ritler Susebeek

 

Lesen Sie auch:

Die höchste Form des Techniktrainings: Randori für alle

 

Literatur 

GOLDSCHMIDT, J. /LIPPMANN, R. (2011). Randori. Lernen und Unterrichten, ein Praxishandbuch. Meyer&Meyer Sport Verlag, Köln. 

HOFMANN, W.(1983): Judo. Grundlagen des Stand- und Bodenkampfes. (2. Überarbeitete Auflage) Falken Verlag Niedernhausen/TS. 

KESSLER, K. (2003). „Kultiviertes Kämpfen“, JUDO-Magazin 03/S.38ff. 

KLOCKE, U. (1996). Randori-Kernstück des Judotrainings. JUDO Sport JOURNAL Nr. 7, 2. Jg., Heft 3, S. 16ff. Dieter Born Verlag Bonn. 

KURATH, M. (2008) : Broschüre Judo/Ju-Jitsu, Bundesamt für Sport Magglingen. 

LIPPMANN, R./RITLER SUSEBEEK, K (2006). Koordinationstraining im Judo, Sportverlag Strauss Köln. 

TITS, R. (2002), Periodisation of randori types. Paper 1/5 in the series Ideas for the Youth Judo Coach. Copyright © by Raf Tits, March 2002.

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