Angriff und Verteidigung: Parade/Riposte

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Die in diesem Artikel und in den kommenden Publikationen beschriebenen Fechtaktionen erklären den Angriff und die Verteidigung, welche aufeinander aufbauen und das Grundgerüst der technischen Grundfertigkeiten darstellen.

Erläutert wurde im 1. Teil der Angriff „gerader Stoß“. Im diesem Teil soll die 2. Fechtaktion, d. h. die entsprechende Verteidigung (Parade), für den geraden Stoß beschrieben werden.

Unter der Verteidigung im Fechtsport werden Bewegungen mit der eigenen Klinge verstanden, die die gegnerische Klinge beseitigen. Dies kann in Form von Waffen- bzw. Klingenbewegungen oder auch durch Fußbewegungen, wie z. B. den Schritt zurück, den Sprung zurück oder auch den Kreuzschritt zurück, erfolgen. Bei der abwehrenden Klingenbewegung wird von der Parade gesprochen, die durch Schlagbewegungen oder auch Oppositionen in Form von direkten, halbkreisförmige sowie kreisförmigen Aktionen ausgeführt wird.

 

Übung Schüler 1 bzw. Trainer Schüler 2

Quartparade

1. im Stand

2. Enge Mensur

3. Mittlere Mensur

4. Weite Mensur

a) Greift den Schüler an: durch Streckung des Waffen-arms in Sixtposition

 

c) erhält Treffer

 

b) Der Schüler steht in Fechtstellung (Quarteinladung) und pariert die Waffe des Trainers mit seiner Klinge (Klingenstärke)

Tab. 1: Übung Quartparade

 

Nach der Parade folgt die Riposte, der sogenannte Nachstoß, der nach direkter gegnerischen Klingenabwehr ausgeführt wird. Es sind „Kombinationen von Paraden und Antwortangriffen; dabei wird die durch den Gegner entstandene günstige Mensur zum Treffer ausgenuzt.“(1)

Es sei an dieser Steller erwähnt, dass unter Mensur der Abstand zwischen den Fechtern verstanden wird. Es wird zwischen der nahen Mensur, mittleren Mensur und der weiten Mensur differenziert. Bei der nahen Mensur stehen sich die Fechter so nah gegenüber, dass der Gegner nur durch eine Armstreckung getroffen werden kann, bei der mittleren Mensur muss sowohl eine Armstreckung als auch eine Vorwärtsbewegung, wie z. B. der Schritt vor oder der Ausfall, erfolgen. Die weite Mensur erfordert 2 Bewegungen vom Fechter um den Gegner zu treffen, d. h. Schritt vor und Ausfall. Wegen der Positionswechsel, wie z. B. von Sixt zur Quart oder Septim zur Oktav, sind die Paraden für Anfänger sehr leicht im Techniktraining zu erlernen. Lediglich Kinder haben zu Beginn etwas Schwierigkeiten richtig zu parieren, da sie verstehen und erlernen müssen, die gegnerische Klinge (Klingenschwäche = vorderer Teil der Waffe) mit der Klingenstärke zu parieren. Das folgende Übungsbeispiel soll zeigen, wie die Parade-Riposte erlernt werden kann:

 

Übung Schüler 1 bzw. Trainer Schüler 2 bzw. Trainer

Parade Riposte

1. Zuerst im Stand

2. Enge Mensur

3. Mittlere Mensur

4. Weite Mensur

a) Steht in Sixtstellung, d. h. Schüler 1 lädt den Gegner dazu ein, seine obere innere Blöße zu treffen (= Quarteinladung)

 

c) pariert die Klinge von Schüler 2, indem er von der Sixtstellung in die Quartstellung wechselt (Quartparade; Beinbewegung: Schritt zurück). Danach erfolgt die Nachstoßaktion (Riposte) aus der Fechtstellung. Die Riposte wird auf die innere obere Linie gerichtet.

 

b) reagiert mit der Aktion gerader Stoß (Beinbewegung ist der Ausfall)

 

d) erhält Treffer

Tab. 2: Übung Parade-Riposte

 

Bei fortgeschrittenen Fechtern können weitere Manöver hinzukommen. Zu nennen wäre hier: Schüler 1 pariert die Klinge von Schüler 2 mit einem Schritt zurück und riposiert mit einem Ausfall; aber erst dann, wenn Schüler 2 in die Fechtstellung zurückkehrt.

Je nach Ausbildungsstand können komplexere Aktionen mit Verteidigungen (Paraden) geschult werden; dabei soll der Gegner zum Angriff provoziert werden, d. h. Schüler 2 führt einen Angriff aus, um Schüler 1 die Möglichkeit zu geben, zu parieren und zu ripostieren. Schüler 2 kann bei dieser Übung auch mit Fintenangriffen arbeiten. Dies führt dazu, dass Schüler 1 „zu überraschenden Paraden gefordert wird“.(1) Weitere Möglichkeiten wären, die Riposte mit einer Contraparade-Riposte zu beantworten und sich gegen Schüler 1 zu verteidigen.

 

Dr. Caroline Trautmann

 

Quellenangaben:

1. Barth, B., Beck, E. (2000), Fechttraining, Meyer & Meyer: Aachen

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