Die Säure-Basen-Balance: Was den Körper sauer macht

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Übersäuerung! Schon kleinste Störungen der Säure-Basen-Balance können erhebliche Folgen haben: Erschöpfung, Schmerzen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Probleme mit Haut, Haaren und Immunsystem sowie Hormonstörungen sind nur einige der möglichen Auswirkungen von zu viel Säure im Körper.

Was den Körper sauer macht: Die Ursachen von zu viel Säure

Wenn die Säure-Basen-Balance gestört ist, kann das an einer Reihe von Gründen liegen. In erster Linie denken die meisten Menschen dabei nicht zu Unrecht an die Ernährungsweise, die, wenn sie zu viele Säurebildner enthält, den Säure-Basen-Haushalt belastet.

Besonders Fleisch, Fisch, Wurst, Käse und Getreideprodukte lassen im Körper Säure entstehen. Doch nicht nur die Frage nach dem „Was“, sondern auch die Art, wie wir essen, spielt dabei eine Rolle: ob wir mit allen Sinnen dabei sind, besinnungslos schlingen oder uns genügend Zeit lassen.

Und ganz besonders auch die Frage, ob wir beim Essen auf unsere somatische Intelligenz, die Weisheit unseres Körpers, achten, spielt eine wichtige Rolle. Mir sind immer wieder Menschen begegnet, die sich zwar basisch ernährten, die aber dennoch chronisch übersäuert waren. Es gibt also nachweislich noch weitere Faktoren, die die Balance von Säure und Basen im Körper schwer durcheinanderbringen können:

Nämlich zu viel Stress, Krankheit, Medikamente und auch ein Zuwenig oder die falsche Art von Bewegung. Und oft sind gerade diese Gründe deshalb so verhängnisvoll, weil sie vielen betroffenen Menschen gar nicht bekannt sind. Auch hier gilt: Die Gefahr können wir erst dann gezielt bannen, wenn wir sie zuvor auch erkannt und verstanden haben.

Bewegungsmangel fördert Übersäuerung

Indem wir den Körper immer wieder durchbewegen, atmen wir vermehrt und tiefer. Es kommt es zu einer verbesserten Durchblutung und Versorgung mit Sauerstoff und wir können die Kohlensäure aus dem Blut besser über die Atemluft nach außen abatmen.

Außerdem kommen wir bei kräftiger Bewegung ins Schwitzen, der Lymphfluss und die Tätigkeit des Darms werden angeregt. Säure kann den Körper so leichter verlassen. Wer hingegen zu wenig Bewegung hat, bei dem sind all diese förderlichen Effekte deutlich eingeschränkt. Das Risiko für Säureablagerungen im Gewebe nimmt zu.

Wer sich körperlich zu wenig fordert, baut zudem ab – nicht nur an den Muskeln, sondern auch an allen Organen einschließlich des Gehirns und aller anderen Nervengewebe. Wenn ein gebrochener Arm in Gips gelegt wird, wird er schon nach wenigen Tagen seine Struktur verändern: Die Haut wird dünner, der Knochen verliert an Dichte, Muskelmasse, Koordination, Flexibilität, Kraft und Ausdauer nehmen ab und mit ihnen auch die Belastbarkeit und das Leistungsvermögen von Nerven und inneren Organen.

Ein Abwärtskreislauf beginnt. Das gleiche Prinzip tritt in Kraft, wenn ein Mensch auch ohne Gips zu wenig Muskelaktivität hat. Und je weniger Fitness, desto geringer wird auch die Fähigkeit des Körpers, überschüssige Säure abzupuffern und auszuscheiden.

Achtung: Sport- und Fitnesstraining können Sie auch sauer machen!

Ich weiß, es klingt wirklich widersprüchlich. Gerade noch lesen Sie, wie Sie mit Bewegung und Sport Ihre Säure-Basen-Balance unterstützen können, und im nächsten Absatz steht, dass Sie mit Sport auch das exakte Gegenteil bewirken können.

Lassen Sie es mich erklären: Sport, wenn man ihn individuell passend dosiert und auch die Ernährungsweise passend ist, hat eine Reihe günstiger Effekte auf Körper und Seele. Nichtsdestoweniger kann intensives Training, so wie jede andere schwere körperliche Belastung, auch zu einer deutlich höheren Belastung mit Säure führen. In dem Moment, in dem durch Überschreiten einer bestimmten Belastungsintensität der Muskel größere Mengen Milchsäure produziert, beginnt dadurch der pH-Wert im Muskel deutlich zu sinken.

Schon fünf Minuten mittelschwere Muskelbelastung können genügen, damit der pH-Wert im Muskel auf unter 7 absinkt! Dann dauert es rund 20 Minuten, bis im Muskel der normale pH-Wert von 7,4 wieder erreicht werden kann. Richtig hoch wird die Säurebildung, wenn der Muskel wegen der hohen Belastungsintensität gefühlsmäßig „zu brennen“ beginnt.

Der Säureanteil in der Muskulatur

Seinen Höhepunkt erreicht der Säureanteil, wenn der Muskel lokal erschöpft, sodass gar nichts mehr geht. Beim Krafttraining kommt das regelmäßig vor und ist sogar Voraussetzung für ein gelungenes Training sowie den erwünschten Kraft- und Muskelwachstum.

Auch in Spielsportarten wie Fuß-, Hand- und Basketball, in denen es ständig zu abrupten Antritts-, Sprint- und Abstopp-Phasen kommt, sowie in allen weiteren Disziplinen, die von intensiver Muskelarbeit gekennzeichnet sind, sind stark säurebildende Bewegungsmuster die Regel. Dabei kommt es, während die Belastungsgrenze erreicht wird, in den betroffenen Muskeln zu extremen Säurefluten, bei denen der pH-Wert auf bis zu unter 4 absinken kann!

Diese Säurefluten im Muskel dürfen nicht unterschätzt werden, denn das drastische Übersäuern des Muskels führt, indem die Säure über den Blutkreislauf den Muskel verlässt, auch zu einer Mehrbelastung des Blutes. Wenn dann dem Blut die Fähigkeit zum ausreichenden Puffern (Neutralisieren) der Säure fehlt, kann es passieren, dass es in der Folge zu einer Überbelastung des Bindegewebes und anderer Organe kommt.

Die Folge ist dann eine steigende Verletzungsgefahr, weil durch die erhöhte Säurelast das Risiko für Muskelfaser-, Sehnen- und Bänderrisse zunehmen kann.

Zuviel Stress macht sauer

Es kommt nicht von ungefähr, dass wir Menschen als sauer bezeichnen, die unausgeglichen, überfordert und mental instabil sind. In Hochfrequenz zu leben, inmitten von drückender Zeitökonomie und Reiztechnologie, vielleicht sogar verbunden mit einem überzogenen Anspruch an sich selbst und dazu noch zu wenig Zeit für Schlaf und Regeneration führen leicht in eine Überforderung. Wer so überlastet ist, bei dem werden vermehrt Stresshormone ins Blut ausgeschüttet. Die bekanntesten Stresshormone sind Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Im Überfluss vorhanden, führen sie zu zahlreichen negativen Veränderungen und einer erhöhten Säurelast im Organismus.

Beim Abbau dieser Hormone kommt es noch einmal zur Freisetzung von Säure. Die Einflüsse, die zu vermehrter Stressbelastung führen, können dabei so vielfältig sein wie das Leben selbst. Und letztlich können so alle Erlebnisse und Gegebenheiten zu einer Stressüberlastung führen, wenn dadurch unsere Fähigkeit, konstruktiv mit ihnen umzugehen, überfordert wird.

Aus dieser Perspektive betrachtet, erscheint es also plausibel, weshalb kurz-, mittel- und erst recht langfristig negative Denkmuster, schlechte Stimmung und eine ungünstige innere Haltung sich selbst und der Welt gegenüber uns ansäuern, während positive, konstruktive und schöne Gedanken die Säure-Basen-Balance entscheidend fördern können.

Wie entsteht Säure im Körper?

Im Durchschnitt nimmt ein Mensch in einem heutigen Industrieland mit der Nahrung täglich einen Säure-Überschuss zwischen 50 und 100 mÄq zu sich. Das heißt, er nimmt mehr Säurebildner auf als basisch wirkende Nahrung. Wenn dies häufiger passiert, kann dieser Mensch, je nachdem, wie anfällig er von seiner Konstitution her auf eine zu hohe Säurelast reagiert, die Säure-Basen-Balance verlieren.

Aus dem ständigen Austausch mit Patienten weiß ich, dass die allermeisten Menschen hauptsächlich deshalb ins Ungleichgewicht abrutschen, weil sie schlichtweg den bestehenden Missstand nicht wahrnehmen – sowohl weil sie die Symptome, mit denen der Körper auf seine Notlage hinweist, nicht verstehen, als auch weil sie noch nicht genug über den Zusammenhang zwischen Gesundheit und der Säure-Basen-Balance erfahren haben.

Zu viele Säurebildner, zu wenig Basen

Anders als früher ist Fleisch heute für viele Menschen zu einem Hauptnahrungsmittel geworden. Durch die ständige Verfügbarkeit und den oft niedrigen Preis ist es so für viele Menschen zur Gewohnheit geworden, mehr Fleisch zu essen, als gut für sie wäre. Sie haben es oftmals einfach verlernt, zu spüren, ob ihnen die großen Mengen an Fleisch überhaupt guttun.

Immer wieder berichten mir Patienten davon, wie viel besser es ihnen geht, seit sie wieder gelernt haben, auf Ihre somatische Intelligenz, die Weisheit des Körpers, zu hören, und dadurch die Bedürfnisse ihres Körpers besser wahrzunehmen und, den geschärften Sinnen folgend, ihren Fleischkonsum wieder auf ein für sie individuell stimmiges Maß zu reduzieren.

Zugleich berichten mir immer wieder Patienten, die mit mir an ihrer Körperwahrnehmung gearbeitet haben, davon, wie sie mit einem „Mehr“ an Frischkost und pflanzlicher Nahrung, die ihnen individuell gut bekommt, weit besser durchs Leben kommen.

Was hilft gegen Übersäuerung?

Wege in die Balance: Wie Sie Ihr Säure-Basen-Gleichgewicht wieder herstellen und erhalten können. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der Säure-Basen-Balance. Wenn Sie eine bestehende Säurelast abbauen und wieder in Balance kommen wollen, gibt es eine ganze Reihe an verschiedenen Wegen. Das Wunderbare daran: Jeder einzelne dieser Wege wird obendrein von den meisten Menschen, wenn sie ihre Wahrnehmung erst einmal darauf gerichtet haben, als angenehm und wohltuend beschrieben.

Die bekannteste Möglichkeit, in Balance zu kommen, ist es sicherlich, Tag für Tag und Schritt für Schritt so zu essen und zu trinken, dass Sie mehr Basenbildner als Säurebildner zu sich nehmen. Auch können wir entsäuern, indem wir gezielt spezielle Mineralstoffe oder Bicarbonat in Form von Präparaten zuführen.

Äußerliche Anwendungen gegen Übersäuerung

Auch äußerliche Anwendungen, etwa als Basenbäder oder auch Darmeinläufe, können sehr wirkungsvolle Mittel sein, um uns von einer zu hohen Säurelast zu befreien. Ein weiterer wichtiger Faktor, der mit darüber entscheidet, wie stabil unsere Säure- Basen-Balance ist, ist die Frage nach unserem körperliche Trainingszustand. Denn je besser unsere körperliche Fitness, desto höher sind auch unsere Kapazitäten, eine Säurelast zu neutralisieren.

Und da wir Leib und Seele nicht voneinander trennen können, spielt auch unsere mentale Verfassung eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, mit Säure und Basen in Balance zu kommen: wie wir im Leben mit Herausforderungen und Belastungen umgehen und ob wir in der Lage sind, nicht nur in Sachen Ernährung, Körperpflege und Training gut für uns selbst zu sorgen, sondern auch psychisch.

Entspannung und Stressabbau gegen Übersäuerung

Was nämlich die Säure- Basen-Balance ebenfalls fördert, ist die Fähigkeit, immer wieder in Ausgeglichenheit, Entspannung und innerer Ruhe zurückzukommen. Eng verbunden mit der Frage nach der psychischen Balance wie auch unserer körperlichen Fitness steht zu guter Letzt ein weiterer wichtiger Aspekt, der unseren Säure-Basen- Haushalt entscheidend beeinflusst: unsere Atmung.

Jeder einzelne dieser Faktoren kann im Leben eines Menschen der entscheidende sein. Nichtsdestoweniger kann eine Entsäuerung längerfristig umso erfolgreicher und die Säure-Basen-Balance umso stabiler werden, wenn nicht nur ein einziger der gerade genannten Aspekte im Vordergrund steht, sondern die Frage, wie ein Mensch sein Leben im Ganzen führt.

Wege zum natürlichen Entsäuern

Infografik: Wege zum natürlichen Entsäuern

Autor: Thomas Frankenbach

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Schon kleinste Störungen der Säure-Basen-Balance können erhebliche Folgen haben: Erschöpfung, Schmerzen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Probleme mit Haut, Haaren und Immunsystem sowie Hormonstörungen sind nur einige der möglichen Auswirkungen von zu viel Säure im Körper.

Thomas Frankenbach erklärt Ihnen, wie Sie die Signale Ihres Körpers bei einer Übersäuerung erkennen und für einen natürlichen Ausgleich sorgen können. Praktische Selbsttests, ein entsäuerndes Fitness- und Atemtraining, fundiertes Wissen rund ums Essen und Trinken, Rezepte, eine Waren- und Präparatekunde sowie essenzielle Erkenntnisse für den achtsamen Umgang mit Stressbelastungen helfen Ihnen dabei, wirksam und ganzheitlich zu entsäuern und so die natürliche Balance der Organsysteme wiederherzustellen.

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