Trainieren und Kultur – so sah man das Training im Altertum

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Sport und sportliches Training sind keine Erfindung der Neuzeit. Sie als sportlich interessierter Mensch konsumieren Sport auf verschiedene Weise. Neben dem aktiven und passiven Genuss hat der Sport aber auch oft praktische Ziele. Trainieren kann man zum Zweck der Gesundheitsförderung oder um ein persönliches sportliches Ziel zu verfolgen. Interessant ist, dass ähnliche Sichtweisen bereits im Altertum vorherrschten.

Bekannt ist dabei, dass die olympischen Spiele dem Sieger bereits im Altertum Ruhm und Vermögen einbringen konnten. Die Sieger wurden in ihren Dörfern mit hohem Ansehen und Gütern belohnt. Weniger bekannt dürfte allerdings sein, dass der Sport bereits im Griechenland der Antike als Heilmittel für allerlei körperliche Gebrechen galt.

Anhand von historischen Quellen gibt Ihnen Dennis Sandig einige Anregungen, um den Sport auch mal mit anderen Augen zu betrachten.

 

 

Der Sport im Altertum

Die Lehre von der Praxis der Dätetik und der Iatrik im alten Griechenland war eng verknüpft mit Betrachtungen zu Bewegung und Sport. Nicht zuletzt Hippokrates und seinen Kollegen ist es zu verdanken, dass sich die Menschen systematisch mit Medizin, Ernährung und Bewegung auseinandersetzten und praktisches Wissen dazu aneigneten.

Pythagoras – im Allgemeinen eher als Mathematiker bekannt – muss als einer der Väter der Diätetik betrachtet werden. Ihm werden Gedanken zu den Gesetzen der Stoffwechselgleichheit und dem Gesetz vom Verbrauch der Energie nachgesagt. Diese besagen nichts anderes, als dass dem Körper ebenso viel Energie zugeführt werden muss, wie er verbraucht hat. Allerdings bleibt unklar, ob dies wirklich Pythagoras selbst zuzuschreiben ist. Aus derselben Zeit stammen aber auf jeden Fall Gedanken, wonach Krankheiten auch durch eine falsche Ernährung ausgelöst werden können. So wurde verbreitet, dass dann, wenn „aufgenommene Nahrung vom Darm nicht verarbeitet wird, Überschüsse entstehen, welche zum Kopf emporsteigen und Krankheiten hervorrufen“.(1)

Schon etwas besser auf Sport übertragbar ist die Äußerung von Herodikos, wonach zwischen der dem Körper zugeführten Nahrung und der in irgendeiner Form geleisteten Arbeit Symmetrie bestehen muss. Herodikos kann als einer der ersten Vertreter seiner Zeit gesehen werden, der auch an Turnlehrer wissenschaftliche Anforderungen stellen wollte. Seinen Studien scheint demnach auch die Heilgymnastik des Altertums entsprungen zu sein.

 

 

Welche Bedeutung hat das für Sie?

Betrachten Sie die Äußerungen aus Quellen der Antike zum Sport auch mal aus moderner Sicht. Ihnen wird auffallen, dass viele Anmerkungen und Äußerungen auch heute noch wichtige Diskussionspunkte im Sport sind. Untermauern lässt sich das mit den folgenden Gedanken: Damals wurde – genau wie heute – von Trainern verlangt, den Sportlern nicht nur die Übungen beizubringen, sondern ihnen auch bestimmte Verhaltensregeln zur Lebensweise, zur Nahrung, zu den Getränken und zum Schlaf weiterzugeben. Wie nützlich erscheinen einem diese Zeilen, wenn man manche Berichte zum Gesundheitsstatus der Kinder in Deutschland betrachtet.(2) Das sollte auch der Anknüpfungspunkt für die Praxis sein.

Ähnlich wie im alten Griechenland werden auch heute noch kulturelle, pädagogische und medizinische Aufgaben an den Sport herangetragen. Er soll Jugendlichen Werte und Normen vermitteln, soll sie gesund erhalten und sie von Alkohol und Drogen fern halten. Und dabei soll Sport auch noch Spaß machen. Ob der Sport all diese Forderungen erfüllen kann, mag man infrage stellen. Eines aber möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Es kann auch in modernen und aktuellen Diskussionen hilfreich und förderlich sein, mal in alten Quellen und Unterlagen nachzulesen, um dann festzustellen, dass manche eigenen Denkweisen zu hinterfragen sind.

 

 

Tipps zu Sport und Kulur 

Im Sport lassen sich Erkenntnisse zu verschiedenen Lebensbereichen finden. Mit einem kleinen Augenzwinkern gibt es hier deshalb folgende Tipps:

– Informieren Sie sich über die Geschichte Ihrer Sportart.

– Der Sport war in der Geschichte noch nie geeignet, gesellschaftliche Probleme zu lösen.

– Ernährung, Medizin und Bewegung bilden einen Kanon, der sich außerdem durch Pädagogik und Psychologie ergänzen lässt.

    Sie werden staunen, wie auch solche Erkenntnisse Ihnen das Trainieren erleichtern können.

     

     

    Dennis Sandig M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Doktorand an der Universität des Saarlandes; Mitbegründer der iQ athletik GmbH

    Quellenangaben

    1. Englert, L., 1929, Untersuchungen zu Galens Schrift Thrasybulos, Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth.

    2. Klein, M., 2006, Sport und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen im Saarland, Niedernhausen: Schors.

    Fachsprache:

    Diätetik – Begriff aus dem Griechischen, der ursprünglich alle Maßnahmen zur Gesunderhaltung oder Heilung im Sinne eienr geregelten Lebensweise beinhaltete

    Iatrik – aus dem Griechischen = Heilkunst

     

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Über den Autor

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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