Risiken und positive Veränderungen

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Im ersten Teil wurde auf die physiologischen Veränderungen während einer Schwangerschaft eingegangen. In diesem zweiten Teil geht es um Risiken und positive Veränderungen durch den Sport.

Lesen Sie auch den 1. Teil des Artikels: Sport und Schwangerschaft (Teil 1) 

Wir wissen, dass Sport allgemein gut ist und zahlreichen gesellschaftsbedingten Folgeerkrankungen präventiv entgegenwirkt. Doch noch bis vor ein paar Jahren haben die meisten Frauenärzte sportliche Aktivitäten während einer Schwangerschaft nicht befürwortet.

 

Woran lag das? Risiken des Sports für Schwangere

Wie bei allen anderen Dingen im Leben ist die Intensität der Schlüssel an dieser Stelle. Extremen Bedingungen und Belastungen können den weiblichen Organismus und die Gesundheit des Kindes gefährden. Denn z. B. während eines intensiven Ausdauertrainings mit gleichzeitig hohen Außentemperaturen kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Körpertemperatur der Mutter und des Fötus auf bis zu 41°C. Genauso wie beim Fieber ist dies ein kritischer Zustand für die Eiweißstrukturen im Körper, bei dem die Körperproteine ohne Chance zu regenerieren beschädigt werden. Zusätzlich kommt es zu einer Blutumverteilung Richtung Haut, so dass der Uterus nicht genügend durchblutet werden kann. Bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft kann es zu einer Unterversorgung des Ungeborenen und zu vorzeitigen Wehen kommen.

Wenn man allerdings die Intensität der mütterlichen Fitness anpasst und der Schwangerschaftsverlauf unauffällig ist, gibt es kein Risiko für den Fötus. Bei Saunagängen kommt es übrigens zu einem sehr ähnlichen Prinzip wie bei intensiven Belastungen: die Körpertemperatur klettert stark nach oben. Man sollte also 10 Minuten saunieren nicht übersteigen.

Auch das Verletzungsrisiko des Fötus durch einen direkten Sturz während einer Schwangerschaft sollte nicht außer Acht gelassen werden. In den ersten Monaten liegt der Fötus hinter dem Schambein noch sehr gut geschützt. Mit dem größer werdenden Bauch aber steigt die gefahr eines Traumas des Ungeborenen durch direkte stumpfe Einwirkungen.

 

Positive Aspekte von Sport in der Schwangerschaft

Kommen wir endlich zu den zahlreichen, überwiegenden und positiven Veränderungen durch den Sport für eine werdende Mutter. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die bestehende sportliche Tätigkeit fortzuführen oder auch während der Schwangerschaft mit leichter Fitness anzufangen, denn auch bei sportlich inaktiven Frauen kann eine gute Grundfitness aufgebaut werden. Ausgeschlossen davon sind Kontaktsportarten oder Aktivitäten mit einem hohen Sturzrisiko. Aber darauf konzentriert sich der dritte Teil dieser Serie.

Durch die regelmäßige Aktivität wird die körperliche Leistungsfähigkeit während und nach der Schwangerschaft erhöht. Die Entbindung und das Wochenbett werden erleichtert. Des Weiteren wirkt man auf diesem Wege einer übermäßig großen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft entgegen und das Erreichen des früheren Gewichts wird nach der Entbindung um einiges leichter. Zusätzlich tritt das Problem der Inkontinenz bei sportlich aktiven Frauen im späteren Alter viel seltener auf.

Die hämodynamischen Eigenschaften des Blutes der Mutter und des Kinds werden, wie oben angesprochen, durch die Belastungsintensität der sportlichen Tätigkeit bestimmt. Ist die Belastung zu hoch, kann der Uterus und somit der Fötus aufgrund der Blutumverteilung unterversorgt werden. Durch den gleichzeitig hohen Herzfrequenzanstieg der Mutter über 200 Schläge pro Minute konnte man bei wenigen Föten bradykardie-ähnliche Zeichen feststellen. ABER: durch moderate Trainingsintensität sinkt das Risiko für die Entstehung von Thrombosen und Krampfadern und das gesamte Herz-Kreislauf-System passt sich der moderaten Intensität positiv an.

 

Schwangerschaftsdiabetes

Der Schwangerschaftsdiabetes ist bei inaktiven und übergewichtigen Frauen erhöht. Ca. 40 % der Frauen, die während der Schwangerschaft zum ersten Mal an Diabetes erkranken, entwickeln innerhalb der nächsten 2-5 Jahre eine manifeste Diabetes Typ 2. Auch die Kinder werden in der Regel übergewichtig und erkranken selbst an Diabetes – bis zu 10-mal häufiger als die Kinder gesunder Mütter. Denn bereits während der Schwangerschaft wird das Ungeborene mit zuviel Zucker versorgt, was zu erhöhtem Gewicht und gleichzeitig zu Entwicklungsstörungen der Lunge führen kann. Dies kann sich nach der Geburt in Atemnot äußern. Durch moderates Training kann der Insulinresistenz entgegengewirkt werden. Die Glukoseaufnahme in die Zellen wird verbessert und die Insulinausschüttung normalisiert.

 

Der Bewegungsapparat 

Das gesamte Muskel,- Band- und Bewegungsapparat wird während einer Schwangerschaft erhöhten Kräften ausgesetzt. Des Weiteren werden Muskeln und Sehnen durch die hormonelle Umstellung weicher, so dass das Verletzungsrisiko bei unbedachten Bewegungen steigt. Nichtsdestotrotz sollte auf geeignete Sportarten zurückgegriffen werden. Denn durch regelmäßiges Training erhöht sich die Bewegungssicherheit und die Koordination passt sich den sich verändernden Kraft- und Hebelbedingungen durch den wachsenden Bauch nach vorn an. Zusätzlich kann man an seiner Haltung arbeiten und Rückenschmerzen lindern oder vermeiden.

Auch die Psyche passt sich dem aktiven Lebensstil an und sportlich aktive Frauen können viel leichter mit auftretenden Veränderungen in der Schwangerschaft umgehen. Das allgemeine Wohlbefinden erhöht sich, Gefühlsschwankungen treten seltener auf und auch der Baby-Blues nach der Entbindung ist seltener. Somit kann die Beziehung zwischen Mutter und Kind viel erlebnisreicher sein.

Der dritte Teil beschäftigt sich mit spezifischen Tipps zum Training während und nach der Schwangerschaft.

 

Marina Lewun

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