2011 wurde durch das Universitätsklinikum Charité und das Institut der Sportwissenschaften in Berlin eine Studie mit 6-jährigen Kindern vor ihrer Einschulung durchgeführt, um zu sehen wie sich deren Blutdruck und Herzfrequenz in Ruhe und bei Belastung verhalten.
Mit dieser Studie sollte untersucht werden, ob es Unterschiede in den Faktoren im Vergleich zu den früher durchgeführten Studien an Gleichaltrigen gibt.
Die zunehmende Medialisierung und die damit einhergehenden bedeutsamen gesellschaftlichen Veränderungen wirken sich progressiv auf das Bewegungsverhalten, die Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen aus. Dies konnte man bereits ohne Studienergebnisse durch die zunehmenden Zahlen von Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht bei den Kindern beobachten. Bekannt ist bereits, dass diese Risikofaktoren von koronaren Herzerkrankungen ein frühzeitiges Signal darstellen, das man beachten sollte, um spätere Organveränderungen am Herzen und an der Hauptschlagader zu vermeiden. Bleiben diese Signale unbeachtet, kann sich die Problematik im wachsenden Alter der Kinder manifestieren und weiterentwickeln.
Um Messfehler bei den Ergebnissen vorher und nachher so gering wie möglich zu halten und eine bessere Reproduzierbarkeit der Daten zu gewähren, wurden 2 unterschiedliche Messmethoden zur Bestimmung der Blutdruckeigenschaften und des Verhaltens der Herzfrequenz in Ruhe und unter Belastung verwendet.
Die Studie
Als erstes wurden die Faktoren Blutdruck und Herzfrequenz in Ruhe und anschließend unter Belastung auf einem Fahrradergometer mit 25 Watt 2 Minuten lang gemessen. Die 25 Watt entsprechen einer alltäglichen körperlichen Belastung eines Kindes und sind im submaximalen Bereich anzusiedeln.
Man konnte feststellen, dass die Kinder, die bereits in Ruhe erhöhten Blutdruck und Herzfrequenz aufwiesen, ebenfalls unter Belastung höhere Werte bei beiden Faktoren hatten. Des Weiteren konnte man sehen, dass in der Erholungsphase der Herzfrequenz direkt nach dem Belastungsabbruch einen verlangsamten Abfall aufwies. Dies bedeutet, dass der Körper nicht in der Lage ist, sich normal in entsprechender Zeitdauer von der Belastung zu erholen, was wiederum eine niedrigere Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems bedeutet. Die Blutdruck- und die Herzfrequenzwerte während und direkt nach der Belastung sind ein Maß für den Sauerstoffverbrauch des Herzens. D. h., dass das Herz von diesen Kindern mehr Sauerstoff und mehr Zeit zum Erholen benötigen. Dies trifft bereits bei alltäglichen Belastungen zu! Beim Sport bedeutet dies eine schlechtere aerobe Belastungsfähigkeit. Die schlechtere Erholungsfähigkeit nach der Belastung ist zudem ein weiterer Indikator auf die verminderte Erweiterungsfähigkeit der Gefäße, was bereits auf eine frühzeitige Dysfunktion der Herzgefäße hinweist und funktionelle Organveränderungen vermuten lässt.
Die Ergebnisse
Im Vergleich zu einer Studie vor ca. 20 Jahren (Brompton-Studie) konnte man erhöhte Blutdruckwerte von ca. 4-7 % bei den Kindern feststellen. Des Weiteren wurde ein enger Zusammenhang zwischen dem erhöhten Blutdruck in Kindesalter und später im Erwachsenenalter belegen. Zusätzlich konnte man einen stakten Zusammenhang zwischen dem elterlichen und dem kindlichen Blutdruck sehen. Eine Längsschnittuntersuchung hat gezeigt, dass bei 70 % der Einschulkinder, die 9 Jahre später getestet wurden, einen erhöhten Blutdruck und eine hohe Herzfrequenz aufwiesen. Man muss auch festhalten, dass die Kinder mit einem erhöhten Blutdruck bereits mit sechs Jahren übergewichtig waren. Schon in diesem Alter konnte man eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit beobachten, was sich im späteren Leben allerdings recht schwer verändern lässt.
Wie kann man dies vermeiden?
Lassen Sie Ihre Kinder mehr draußen spielen und Sport treiben. Stellen Sie Ihre Ernährung zum Positiven um und seien Sie selbst auch beim Thema Fitness ein Vorbild!
Lesen Sie auch: Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen
Marina Lewun
Literaturangabe:
1. Ketelhut et al. (2011). Blutdruck und Herzfrequenz in Ruhe und bei Belastung bei Kindern im Einschulungsalter. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 62, Nr. 2, S. 33-35