Nahrungsergänzungsmittel

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Die Einnahme von Nahrungsergänzung birgt oft Gefahren, die Sportler ignorieren, um ihre Leistung zu steigern. Kann man mit einer ausgewogenen Sporternährung auf Supplementierung verzichten?

Da heutzutage die Weltbestleistungen im Sport laufend auf noch bessere Werte ansteigen und die Trainingsprogramme noch anspruchsvoller werden, muss der Athlet, der es wirklich bis nach ganz oben schaffen und dort bleiben möchte, alle möglichen Mittel ausprobieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Offensichtlich bietet die Ernährung einen möglichen Weg, um an die Spitze zu kommen.

Die Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln

Eine ausgewogene Ernährung, die so verabreicht wird, dass der Energiebedarf des Athleten beim Training ausreichend gedeckt ist, sollte alle wichtigen Nährstoffe in einem ausgewogenen Maße beinhalten. Aber nicht alle Athleten ernähren sich ausgewogen und dadurch, dass die Nahrungsaufnahme zu bestimmten Zeiten eingeschränkt ist, kommt es oft zum Mangel von einigen Nährstoffen. Da man diese Mängel in ihren frühen Phasen schwer erkennen kann, neigen Athleten oftmals dazu, einzelne Nährstoffe in konzentrierter Form zur Vorbeugung zu sich zu nehmen. Eine enorme globale Industrie hat sich entwickelt, um dieser Nachfrage nachzukommen. Dennoch sollten Athleten nur dann Nahrungsergänzung betreiben, wenn der potenzielle Nutzen größer ist, als das eigentliche Risiko einer Überdosierung.

Obwohl die Nahrungsergänzung von Vitaminen und Mineralstoffen eigentlich als harmlos, und die tägliche Einnahme von Multivitaminen als Versicherungsschein angesehen wird, sind Nahrungsergänzungsmittel letztlich doch nicht immer so ungefährlich.

Eine regelmäßige Einnahme von Eisen, beispielsweise, kann mehr Schlechtes als Gutes anrichten, denn es besteht oftmals sogar ein Vergiftungsrisiko. Es wird angenommen, dass doppelt so viele Männer an einer Eisenüberdosierung aufgrund von übermäßiger Eiseneinnahme leiden als an einem Eisenmangel.

Aber es gibt weitere Risiken, die mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln einhergehen. Dies sind Risiken, die physisch gesehen weniger bedrohlich, dafür jedoch schwieriger rückgängig zu machen sind.

(Lesen Sie auch: Ist Nahrungsergänzung notwendig?)

Nahrungsergänzung und Doping

Exotische Nahrungsergänzungsmittel von denen viele Namen und Beschreibungen mit sich tragen, die auf eine anabolische Aktion hinweisen, haben in den Regalen der Sportnahrungsläden in den letzten beiden Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Einige dieser Produkte werben für den Aufbau von größeren, stärkeren und schnelleren Muskeln, für den Wiederherstellungsprozess nach einem intensiven Training, für die Resistenz gegenüber Infektionen und Krankheiten und für die Vorsorge von chronischer Müdigkeit. Gewöhnlich sind diese Produkte nicht sehr preiswert, aber dem Athleten, der bis an die Grenzen trainiert, ist angeblich kein Preis zu hoch.

Finanziell gesehen mag dies wohl stimmen, aber in den letzten Jahren mussten einige Topathleten einen Preis bezahlen, den man in Geld nicht messen kann. Kein Athlet möchte als Dopingsünder beschimpft werden. Erst gar nicht wenn man unschuldig ist. Alle Bemühungen sollten unternommen werden, um sicher zu gehen, dass Athleten, die sich illegal zur Leistungssteigerung dopen, erfasst und bestraft werden. Jedoch ist es genauso wichtig, dass die unschuldigen Athleten beschützt werden.

Somit sind wir beim heiklen Thema über Nandrolon im Sport angelangt. Nandrolon ist der berühmte Name für das anabole androgene Steroid, das als 19-Nortestosteron weitaus geläufiger ist. Viele verschiedene androgene anabolen Steroide, inklusive Nandrolon und Testosteron, wurden über viele Jahre hinweg von Athleten eingenommen und es gibt gute Messmethoden um diesen Missbrauch ausfindig zu machen.

Die offensichtliche Flut an Nandrolonfällen bei britischen Athleten in den letzten Jahren hat über den Sport und die beteiligten Athleten einen großen Schatten geworfen. Dougie Walker, Linford Christie und Mark Richardson sind unter den Topathleten aus verschiedenen Ländern, die positiv auf Nandrolon getestet wurden. Obwohl Walker auch nach der vollzogenen 2-jährigen weiterhin für seine Unschuld kämpft, hat dies durchaus zu seinem Karriereende geführt. Auch die anderen Athleten leugnen vehement jegliche Missetaten.

Wurden die Athleten hintergangen?

Das Problem wurde objektiv angegangen und alle Möglichkeiten wurden in Erwägung gezogen – auch die Möglichkeit, dass absichtlich und systematisch betrogen wurde. Ein Bericht über die positiven Fälle in der Leichtathletik legte dar, dass alle Athleten davon berichteten, eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen zu haben. Meistens waren diese vom gleichen Hersteller.

Eine Studie, die an der Aberdeen University durchgeführt wurde, veranschaulichte, dass die Zufuhr dieser Nahrungsergänzungsmittel an Athleten und gesunden Freiwilligen, die auf einem bescheidenen Niveau trainierten, zu einigen positiven Tests führten. Diejenigen, die positiv getestet wurden, wiesen 19-Norandrosteronkonzentration (der Nandrolonmetabolit, dessen Vorkommen als Nachweis von Nandrolon im Körper genommen wird) von bis zu 30 ng pro ml im Urin auf: Jeder Wert über 2 ng/ml bei Männern und 5 ng/ml bei Frauen wird als „positiv“ eingestuft.

Bei der ersten Untersuchung der Athleten und Freiwilligen wurde kein Nandrolon und keine anderen Steroide gefunden, die diesen positiven Test erklären könnten. Der internationale Leichathletikverband (IAAF) hat diese Ergebnisse nicht akzeptiert, da sie wirklich schwierig zu erklären waren. Aber wegen des Zeitdrucks war es für die Forscher unmöglich eine große Anzahl an Nahrungsergänzungsmitteln oder Athleten zu untersuchen, bevor die Daten dem IAAF präsentiert werden konnten.

Als jedoch die Untersuchung einiger Nahrungsergänzungsmittel mit Hilfe einer verbesserten Methode des vom IOC akkreditierten Labors in Köln wiederholt wurde, fanden die Labore in Aberdeen und Köln winzige Mengen an unterschiedlichen Steroiden in einigen dieser Nahrungsergänzungmittel. Die Menge der Steroide war zu gering, um eine positive Wirkung auf die Leistung zu haben – obwohl sie dennoch ausreichend war, um die Karriere der Athleten zu gefährden. Auf dem Etikett der Nahrungsergänzungsmittel wurde der Inhalt von verbotenen Substanzen nicht deklariert und somit hatten die Athleten bei deren Einnahme keine Bedenken.

Ungefähr zur gleichen Zeit nachdem diese Ergebnisse in Aberdeen und Köln herauskamen, wurde von ähnlichen Befunden von den IOC-akkreditierten Dopinglaboren in Kanada und den USA berichtet. In Italien wurden zwei Athleten nach der Einnahme von Eisentabletten positiv getestet. In Deutschland wurde Nandrolon in Kreatinpulver gefunden, das an Athleten verkauft wurde.

Die strenge Haftbarkeit gilt immer noch

Es gibt heutzutage eine beachtliche Menge an Beweisen um zu zeigen, dass nicht alle Nahrungsergänzungsmittel als sicher angesehen werden können; auch nicht, wenn das Etikett oder die Werbung etwas anderes behaupten. Nach wie vor gilt jedoch das strenge Prinzip der Haftbarkeit (was bedeutet, dass die Athleten für alle Substanzen in deren Körper selbst verantwortlich sind, egal wie sie dorthin gelangten) und dass positiv getestete Athleten unter diesen Umständen immer als schuldig gelten.
Nahrungsergänzungsmittel werden nicht von Kontrollinstanzen bewertet und das inkorrekte Deklarieren von Inhaltsstoffen ist bekanntlich ein großes Problem. Es muss jedoch erwähnt werden, dass die meisten Nahrungsergänzungsmittel keine Probleme für die Athleten ergeben und dass sich die meisten Firmen, die diese Nahrungsergänzungsmittel herstellen, um das Wohlergehen ihrer Kunden bemühen.
Trotzdem belegten die Nahrungsergänzungsmittel, die von den positiv getesteten Athleten eingenommen wurden, die Ergebnisse der Studien in Aberdeen. Dies waren anscheinend alle harmlose Substanzen, die eigentlich nicht zu positiven Tests führen könnten, auch nicht wenn sie in hohen Mengen eingenommen werden. Bis dies jedoch geklärt ist, besteht der einzig sichere Weg der Athleten darin, Nahrungsergänzungsmittel zu vermeiden, die nicht wirklich glaubwürdig erscheinen.
Ein amtlicher Bericht, der im November 2000 in der wissenschaftlichen Literatur veröffentlich wurde, lieferte einige erste stichhaltige Beweise für Nahrungsergänzungsmittel, die mit Steroiden kontaminiert sind.
Diese Studie berichtetet von den Analyseergebnissen der drei erlaubten Nahrungsergänzungsmittel – Chrysin, Tribulus Terrestris und Guarana – die alle nicht als steroidhaltig ausgezeichnet waren, beziehungsweise von denen man niemals erwartet hätte, dass sie dies wären. Die Wissenschaftler fanden jedoch Nandrolon, Testosteron und andere Steroide in den Nahrungsergänzungsmitteln. Als diese den gesunden Freiwilligen verabreicht wurden, ergaben sich positive Nandrolon- und Urintests mit einer Konzentration von 360 ng/ml (die Schwelle für einen positiven Test liegt, wie erwähnt, bei 2ng/ml bei Männern und 5 ng/ml bei Frauen).
Das Kölner Labor führte danach noch eine viel umfangreichere Studie mit 634 verschiedenen Produktproben von 215 verschiedenen Herstellern aus 13 Ländern der ganzen Welt durch. Die Stichproben wurden auf das Vorkommen von Steroidhormonen und deren Vorläufer hin untersucht. Es stellte sich heraus, dass 94 Nahrungsergänzungsmittel (14.8 % der Gesamtstichprobe) eindeutig verbotene Substanzen enthielten. Bei weiteren 66 Stichproben (10.4 % der Gesamtstichprobe) blieb die Analyse ergebnislos, dennoch könnten sie Steroide enthalten haben. Eine beachtliche Zahl an positiven Tests ergab sich bei den Produkten, die in den Niederlanden (26 % von 31 getesteten Produkten), Österreich (23 %), den USA (19 %), dem Vereinigten Königreich (ebenso 19 %) und anderen Ländern erworben wurden.
Die Nahrungsergänzungsmittel, die zu den positiven Testergebnissen führten, konnten nicht ausfindig gemacht werden, aber sie enthielten Vitamine, Mineralstoffe, Proteine, Kreatin und viele weitere Stoffe. Es war interessant zu sehen, dass 21 % der Produkte, die von Herstellern stammten, die Prohormone (Substanzen, die im Körper zu aktiven Hormonen umgewandelt werden) verkauften positiv getestet wurden, während nur 10 % der Stichproben positiv getestet wurden, die nicht von Herstellern stammten, die Prohormone verkauften.
Das vom IOC akkreditierte Labor in Wien wiederholte die Kölner Studie, jedoch mit einer kleineren Stichprobe (54) an Nahrungsergänzungsmitteln. Sie fanden heraus, dass 12 von ihnen (22 %) verbotene Steroide enthielten. Dies entspricht ungefähr den Verteilungen, die das Kölner Labor bei den in Österreich erworbenen Nahrungsergänzungsmitteln herausfand. Im Gegensatz zu den deutschen Ergebnissen, wurden die Namen der Hersteller und der Produkte im Internet veröffentlicht und können auch auf der Kölner Webseite angesehen werden.
Im Jahre 2002 verfinsterte sich die Angelegenheit als die beiden Labore in Köln und Wien ein „hartes“ anaboles Steroid (Methanedierneon) in einem der Nahrungsergänzungsmittel gefunden haben, das in England erworben wurde. Diese Droge war in solch hoher Dosierung enthalten, dass die Einnahme dieses Nahrungsergänzungsmittel nicht nur eine anabole Wirkungen hatte, sondern auch ernsthafte Nebenwirkungen mit sich trug. Das Vorkommen dieser Steroide wurde als eine „beabsichtigte und kriminelle Tat“ (diese Substanz ergab Probleme für die britischen Athleten Janine Whitlock und Perris Wilkins) beschrieben.

Und wo stehen wir heute?

Irgendwie hilft es uns nicht weiter zu wissen, was letztes Jahr als positiv getestet wurde, da der Markt sich ständig verändert. Alte Produkte verschwinden und es tauchen immer wieder neue auf. Es bleibt nur, sich auf dem Laufenden zu halten, um sich gegebenenfalls zu schützen.

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