Basketball-Techniktraining: Der Schnellangriff – mit dem ersten Pass zum Erfolg

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Der Schnellangriff (engl. „Fast Break“) ist im Basketball ein schneller Gegenangriff, der nach Balleroberung zum Ziel hat, schnellstmöglich das Spielfeld zu überwinden, um zu einem Korberfolg in Überzahl zu kommen. Ramy Azrak erklärt Einzelheiten für Techniktraining und Basketballspiel.

Das Ziel des Fast Breaks ist es, gegen eine „ungeordnete Verteidigung“ eine günstige Wurfmöglichkeit in Überzahl – im Optimum 1-gegen-0 Korbleger – zu erlangen.

In der Regel beginnt der Schnellangriff aus dem laufenden Spiel mit der Balleroberung durch einen Defensivrebound, zumeist durch den Centerspieler (Position 5) oder dem in korbnähe spielenden Flügelspieler (Powerforward, Position 4).

Ist der Rebound gesichert, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten einen Angriff zu starten: Die erste Angriffs-Variante ist, dass sich der Aufbauspieler den Ball nach dem Rebound „abholt“ oder ihn vom Spieler, der den Rebound geholt hat, zugespielt bekommt und einen kontrollierten Spielaufbau einleitet. Diese Art des Angriffs nennt man Positionsspiel (Set Play). Die zweite Angriffs-Variante, nach der Eroberung des Defensivrebounds, ist der Schnellangriff (Transition) und geschieht durch das schnellstmögliche Umschalten von Verteidigung auf Angriff.

 

Für welche Mannschaften macht Transition überhaupt Sinn?

Das Laufen von Schnellangriffen liegt besonders Mannschaften mit „kleinen“, schnellen und athletischen Spielern. Aber auch Teams mit jungen Spielern können durch Tempo-Basketball eine fehlende Erfahrung im Positionsspiel kompensieren. Dem entgegen versuchen erfahrene Mannschaften und Teams mit großen, kräftigen Brettspielern, ihre Vorteile im Positionsspiel auszunutzen.

Der Umsetzung des Schnellangriffs

Der Erfolg des Schnellangriffs ist hauptsächlich vom ersten schnellen Pass (Outlet Pass) abhängig. Sollte sich ein Flügelspieler durch die schnelle Transition nach dem Rebound schon in der gegnerischen Hälfte befinden, dann kann ein langer, präziser Pass zu einer 1-gegen-0 Situation führen, die mit einem Korbleger oder Dunking abgeschlossen wird. Das sind die einfachsten Punkte im Basketball und ein Traum für jeden Trainer. Aber nur in den seltensten Fällen können Schnellangriffe so gespielt werden, weil der lange Pass immer ein hohes Risiko eines Ballverlustes birgt.

Deutlich öfter wird der erste Pass etwas diagonal über 2 bis 4 Meter zu dem Aufbauspieler gespielt, der sich sofort nach dem Ballgewinn freiläuft und anbietet. Dabei hat er auch dafür zu sorgen, dass der Center (zumeist der reboundende Spieler) ihm einen schnellen und ungefährlichen Pass zuspielen kann. Der Aufbauspieler sucht dabei den Augenkontakt zum Center, streckt die Arme nach vorne aus, was dem Center die Bereitschaft zur Passaufnahme signalisiert und ruft diesem laut und fordernd „Ball“ zu, da der Aufbauspieler für den Ballvortrag verantwortlich ist und über das sicherste Dribbling verfügt.

Aus eigener Erfahrung als Trainer weiß ich, dass dieser erste Pass bei den großen Spielern bis zum „Umfallen“ im Techniktraining konditioniert werden muss. Besonders im Jugend- und Amateurbasketball haben viele Center die sinnfreie Idee, selbst als Aufbauspieler zu fungieren und das Dribbling aufzunehmen. Aber auch der Aufbauspieler muss seine Rolle begreifen und die oben beschriebenen Automatismen verinnerlichen und den Ball immer wieder fordern und schnell vortragen.

Gelingt der erste Schritt in Richtung erfolgreicher Schnellangriff, so sollte der Aufbauspieler nach dem Zuspiel vom Center das Dribbling fast mittig auf dem Spielfeld aufnehmen, während sich die beiden Flügelspieler (2 Shooting Guard) und (3 Small Forward) an den Seitenlinien im Sprint Richtung Korb bewegen und auf Höhe der Dreipunktelinie zum Korb schneiden. Der Aufbauspieler hat häufig die Möglichkeit, einen der beiden Flügelspieler beim Schneiden zum Korb anzuspielen. Darüber hinaus werden viele Schnellangriffe mit erfolgreichen Passkombinationen abgeschlossen: Der Aufbauspieler passt den Ball zum Shooting Guard, der sich im Lauftempo schon in der gegnerischen Hälfte befindet. Dieser kann dann zum Korb ziehen oder den Ball diagonal zum Small Forward weiter passen, der dann frei zum Korb durchbricht.

Sollte die „erste Welle“ nicht erfolgreich abgeschlossen werden, weil die Verteidigung den Aufbauspieler und die Flügelspieler stellen konnten, wird man versuchen die in korbnähe verteidigenden Spieler (4 Big Forward und 5 Center) beim Schneiden zum Korb als sogenannte „Trailer“ anzuspielen. Nach dem Pass des Aufbauspielers zum Shooting Guard oder zum Small Forward auf die Außenpositionen, schneiden Big Forward und Center etwas zeitlich versetzt im hohen Tempo zum Korb und haben häufig die Möglichkeit, nach einem Pass des Mitspielers, den Schnellangriff in der „2. Welle“ erfolgreich abzuschließen.

Neben dem Outlet Pass und dem schnellen Dribbling des Aufbauspielers, sind schnelle und präzise Passkombinationen und ein aggressiver Zug zum Korb – sowohl in der 1. als auch in der 2. Welle – wichtig, um die Überzahlsituation im Angriff auszunutzen. So kann beispielsweise eine Passkombination während des Schnellangriffs aus einer 3-gegen-2 Situation eine 2-gegen-1 Situation erfolgen, im Optimum sogar eine 1-gegen-0.

Die Laufwege des Schnellangriffs mit seinen Variationen sind allgemein leicht und schnell erlernbar. Was hingegen einen langen Atem benötigt, sind die Automatismen, die jede Mannschaft in allen Spielerpositionen begreifen muss. Schon kurz vor dem Ballgewinn durch Defensiv-Rebound, muss die verteidigende Mannschaft den richtigen Plan für den nächsten Angriff haben: Zögert beispielsweise der Center nur kurz nach dem Rebound, so ist es häufig bereits um die Chance zum schnellen Tempogegenstoß geschehen. Dieser „Verinnerlichungsprozess“ der Spieler erfordert Zeit. Es erscheint von daher sinnvoll, die Laufwege des Schnellangriffs in der gesamten Mannschaft ständig zu durchlaufen und zu drillen. Auch wenn besonders anfangs die Motivation bei Spielern fehlen wird, Angriffe ohne Verteidiger zu laufen, wird der langfristig einkehrende Erfolg bei der Mannschaft den Frust für all die absolvierten Strafliegestütze bei Seite schieben. (Tipps für Games die Spaß ins Basketballtraining bringen)

 

Ramy Azrak

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