Darf man mit einer Pollenallergie Sport treiben?

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Mit der warmen Jahreszeit beginnt für Allergiker auch die Leidenszeit, wenn die Bäume und Sträucher zu blühen beginnen. Gerade Sportler haben an der frischen Luft oft Probleme. Daher kann man sich die Frage stellen, ob man als Allergiker überhaupt Sport unter dem freien Himmel treiben darf.

Allergiker kennen den Frühling als die schlimmste Zeit des Jahres: Juckende Haut, tränende Augen und eine verstopfte Nase. Teilweise kann noch allergisches Asthma dazu kommen, das durch den vermehrten Pollenflug sogar zu Atemnot führen kann; bei all den Problemen, die die Allergie mit sich bringt, denkt man nicht unbedingt an Sport. (Lesen Sie dazu auch: Allergische Rhinitis im Ausdauersport) Trotzdem muss man nicht unbedingt auf das Training an der frischen Luft verzichten, solange man ein paar wichtige Punkte beachtet.

 

Kenne den Gegner

Zunächst einmal ist es wichtig, zu wissen, auf welche Gräser, Büsche oder Bäume man allergisch reagiert. Kennt man die Ursache für die Allergie, kann man auch reagieren. Einen entsprechenden Test kann man in der Regel bei jedem Hausarzt oder Dermatologen machen. Sobald man weiß, auf welche Pollen man besonders stark reagiert, kann man sich auf entsprechenden Seiten wie www.pollenflug.de informieren, um die Hauptflugzeit der entsprechenden Pflanzen umgehen zu können.

Auch Dipl. Biologin Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V sagt, dass Sport unter freiem Himmel grundsätzlich möglich ist, sofern man einige Vorsichtsmaßahmen trifft. Seine eigenen Schwachpunkte zu kennen, ist dabei der erste Schritt. Daher muss man auch im Einzelfall entscheiden, ob man nun Sport treiben kann oder nicht. „Ein Birkenpollenallergiker muss beispielsweise im April/Mai mit erhöhten Pollenkonzentrationen rechnen und kann in dieser Zeit durch allergische Reaktionen sehr beeinträchtigt sein, während ein Heuschnupfenpatient, der zusätzlich noch auf Gräserpollen reagiert, eine viel längere Leidenszeit durchlebt“, sagt Anja Schwalfenberg. Insofern sollte man sich den Pollenflugkalender genau anschauen, bevor man sich die Laufschuhe anzieht oder sich aufs Rad setzt.

 

Trainingspause

Ist die Belastung durch die entsprechenden Pollen besonders stark, ist für Allergiker ein längerer Aufenthalt im Freien nicht zu empfehlen. Von Sport ganz zu schweigen, da man unter Belastung stärker atmet und so noch intensiver mit den Pollen in Kontakt kommt. Aber für manche Allergiker können auch geringe Pollenkonzentrationen schon problematisch sein, so dass ein Outdoor-Training nicht möglich ist. Hier muss jeder selber auf Basis seiner Erfahrung entscheiden, ob man sich nun vor die Tür wagen will oder nicht. „Während der Pollensaison sind Allergikern daher eher Sportarten zu empfehlen, die in der Sporthalle stattfinden“, empfiehlt die Biologin.

 

Tipps für Allergiker

Wenn man auf den Sport im Freien nicht verzichten will, hat die Expertin noch ein paar wichtige Tipps: „Die Sportkleidung sollte in einer Tasche getragen und erst vor Ort angezogen werden, um möglichst wenig Pollen einzuschleppen. Für Asthmatiker sind besonders Ausdauersportarten geeignet, ungeeignet sind Sportarten mit heftigen Belastungsphasen wie etwa Fußball oder Basketball.“ Gerade bei einer sehr hohen Belastung verstärkt sich die Atmung und man kommt intensiver in Kontakt mit den Pollen. Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren haben dagegen den Vorteil, dass man die Belastung an sein Wohlbefinden anpassen kann. Fällt das Atmen schwer oder merkt man den Reiz durch die Pollen, kann man sein Tempo drosseln oder eine Pause einlegen. Beim Mannschaftssport ist das schwieriger.

 

Allergie nicht verharmlosen

Trotzdem darf man seine Allergie nicht unterschätzen. Gefahren für die Gesundheit drohen für den Moment und auch Spätfolgen kann man nicht ausschließen. „Durch den Allergenkontakt kommt es z. B. zur Schwellung der Nasenschleimhäute, der Sportler bekommt durch die Nase keine Luft mehr, atmet über den Mund, und so gelangen noch mehr Pollen in die Atemwege“, erklärt Schwalfenberg. „Durch andauernden Allergenkontakt und einer nicht ausreichenden Behandlung der allergischen Symptome kann bei einer Vielzahl der Heuschnupfenpatienten ein allergisches Asthma entstehen.“

  

Schutzmaßnahmen

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte man entsprechende Schutzmaßnahmen treffen, wie auch Anja Schwalfenberg empfiehlt: „Generell können antiallergische Medikamente zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Der Patient muss individuell und nach Absprache mit dem behandelnden Arzt entscheiden, ob eine sportliche Betätigung für ihn sinnvoll ist. Bei mäßigem bis starkem Pollenflug sollte auf Outdoor-Sport lieber ganz verzichtet werden. Die Medikamente könnten bei der hohen Allergenbelastung nicht ausreichen. Langfristig kann eine spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, die Beschwerden lindern und das Risiko für die Entstehung eines allergischen Asthmas stark verringern.“ Sobald man beim Sport allerdings merkt, dass eine allergische Reaktion auftritt, besonders wenn diese mit Atemnot verbunden ist, sollte man das Training sofort abbrechen, um die Beschwerden nicht noch weiter zu verschlimmern.

Doch wie auch die Expertin sagt, steht grundsätzlich einer sportlichen Betätigung für die Fitness im Freien nichts im Wege, solange eine ausreichende ärztliche Kontrolle gegeben ist. Im Zweifel sollte man ohnehin grundsätzlich einen entsprechenden Spezialisten befragen, der im Einzelfall entscheiden kann, ob man nun Sport treiben kann oder nicht.

 

Abschließend hat Anja Schwalfenberg noch einige Tipps, wie sich Allergiker beim Sport vor Pollen schützen können:

– Pollenflugvorhersage beachten

– Haare waschen vor dem Schlafengehen

– Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen, evtl. häufiger waschen

– Kleidung während des Pollenflugs nicht im Freien trocknen

– Staubsauger mit Hepa-Filter-System benutzen

– Pollenschutzgitter vor den Fenstern (z. B. Schlafzimmer) anbringen

– Pollenfilter im Auto regelmäßig wechseln

– Regelmäßige (täglich) eine Nasendusche anwenden, was Pollenkontakt vermindern und zur Symptomlinderung beitragen kann

– Nicht rauchen, da die Allergene durch die ständige Reizung der Atemwege noch viel besser an den Schleimhäuten angreifen können und auf Dauer chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen entstehen können (COPD)

 

Christian Riedel

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