Der zirkadiane Rhythmus – Die Auswirkung der Tageszeit

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Der Tagesrhythmus (zirkadianer Rhythmus) hat großen Einfluss auf eine Reihe von biologischen Funktionen im menschlichen Organismus, z.B. Kerntemperatur, Schlaf-/Wach-Zyklen und Ausschüttung von Hormonen, wie beispielsweise Melatonin. Will man die Auswirkungen dieses Rhythmus auf das Leistungsverhalten von Sportlern untersuchen, steht man vor einem schwierigen Unterfangen, da dieser Effekt leicht durch andere umweltbedingte Einflussfaktoren verdeckt werden kann (z.B. alte Schlafmuster und Trainingsabläufe, Ernährungsstatus, Gefühlszustand und Motivation).

Änderungen des zirkadianen Rhythmus lassen sich sehr gut im Labor untersuchen, da hier viele störende Umweltvariablen ausgeschlossen werden können. US-Wissenschaftler haben eine solche Untersuchung bei einer Gruppe von 25 erfahrenen Schwimmern durchgeführt.
Die Schwimmer verbrachten 50-55 Stunden ununterbrochen im Labor und hielten dabei einen „ultra-kurzen“ dreistündigen Schlaf-/Wach-Zyklus ein, bei dem sie eine Stunde in absoluter Dunkelheit schliefen und zwei Stunden bei Dämmerlicht wach lagen. Dieser Rhythmus wiederholte sich über die gesamte Versuchsdauer. Ziel hierbei war, verhaltens- und umweltbezogene Einflussfaktoren gleichmäßig über einen Zeitraum von 24 Stunden zu verteilen (so dass alle auftretenden Abweichungen ausschließlich auf den zirkadianen Rhythmus zurückzuführen waren).
Jeder Schwimmer sollte sechsmal 200 m bei maximaler Leistung schwimmen. Die Durchgänge waren so getimed, dass sie zu unterschiedlichen Tageszeiten stattfanden. Zwischen den einzelnen Durchläufen lag immer eine Pause von neun Stunden. Darüber hinaus wurde regelmäßig die Körpertemperatur der Schwimmer gemessen, um festzustellen, inwieweit die Kerntemperatur tageszeitlichen Schwankungen unterliegt und insbesondere wann die Minimum-Temperatur (Tmin) erreicht ist. Dieser Punkt soll der Theorie zufolge den Tiefpunkt im Tagesrhythmus eines Leistungssportler markieren. Die Schwimmleistungen wurden aufgezeichnet und statistisch ausgewertet, um zu ergründen, ob ein Zusammenhang zwischen der besten/schlechtesten Leistung und der Tageszeit (d.h. dem zirkadianen Rhythmus) bestand.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Tageszeit große Auswirkungen auf das Leistungsverhalten hatte; die Schwimmleistungen waren fünf bis sieben Stunden vor der Tmin (ca. 23 Uhr) am besten und erreichten eine Stunde vor bis eine Stunde nach Tmin (ca. 5 Uhr) einen Tiefpunkt. Zwischen Bestleistung und schlechtester Leistung lagen im Durchschnitt 5,8 Sekunden. Dies entsprach einem (signifikanten) Unterschied von 3,5 %. Diese Studie zeigt einmal mehr, dass der zirkadiane Rhythmus deutlichen Einfluss auf die Leistung eines Sportlers hat und haben kann. Hierüber sollten sich Athleten und Trainer im Klaren sein, wenn sie anstrengende Trainingseinheiten planen oder sportliche Wettkämpfe vorbereiten.

Journal of Applied Physiology, 2007, Bd. 102 (2), S. 641-649
 

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