Es ist wieder soweit – die Fußball WM 2014 hat begonnen! Parallel beginnen aber auch viele Teams schon wieder mit der Saisonvorbereitung. Aus diesem aktuellem Anlass widmet sich der erste Teil dieser neuen sportmedizinischen Reihe den häufigsten Verletzungen und der Verletzungsprophylaxe im Fußball.
Betrachtet man die Spiel- und Trainingsdauer so sind Profispieler seltener verletzt als Amateurfußballer. Mit zunehmendem Alter nimmt bei beiden Gruppen das Verletzungsrisiko zu. Bezogen auf die Spielzeit sind jeweils die letzten 15 Minuten der beiden Halbzeiten am verletzungsträchtigsten und in Wettkämpfen ist das Risiko gegenüber dem Training deutlich erhöht.
Verletzungen beim Fußball kommen relativ häufig vor, meistens sind sie jedoch in ihrer Ausprägung leicht bis mittelschwer. Jede Sportart weist entsprechend den darin vorkommenden Bewegungsmustern typische Verletzungen auf. Beim Fussball treten vor allem Verletzungen des Knöchels, des Kniegelenks, der Muskulatur und des Kopfes auf.
Therapie von Fußball-Verletzungen
Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung. Die wichtigste Soforttherapie für Trainer und Ärzte ist das bekannte PECH Schema: Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Je schneller – desto besser! Muskelverletzungen sollten ernst genommen werden, da eigentlich immer auch die Faszien mitbetroffen sind, deren Ausheilung verglichen mit dem eigentlichen Muskelgewebe langwieriger ist.
Sprunggelenk: Am häufigsten sind hier die Außenbänder betroffen, deren drei Anteile gedehnt werden oder einreißen. Seit den 90er Jahren hat sich in Deutschland in der Behandlung dieser Bandverletzungen ein primär konservatives Vorgehen durchgesetzt. Studien hatten ein gleichwertiges Behandlungsergebnis im Vergleich zu einem operativen Vorgehen belegt. Ein Punkt der leider häufig vergessen wird ist, dass die Patienten im Rahmen dieser Studien ca. 5 Einheiten Krankengymnastik pro Woche erhalten haben – eine Situation, die sich heute zumindest bei Kassenpatienten nicht abbilden lässt. Ist mehr als ein Bandanteil verletzt und das Gelenk trotz Therapie instabil oder ist zusätzlich die Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein (Syndesmose) so sollten diese Strukturen wieder anatomisch rekonstruiert werden. Arthroskopisch unterstützt können diese Eingriffe oft auch ambulant durchgeführt werden.
Kniegelenk: Am Kniegelenk dominieren Verletzungen des vorderen Kreuzbands, des Innenmeniskus, des Innenbandes und deren Kombinationen. In der Diagnostik spielt die MRT Untersuchung eine wichtige Rolle, da das Röntgenbild alleine zur Beurteilung der Bandstrukturen, der Menisken und des Knorpels nicht ausreicht. Meniskusverletzungen sind am Kniegelenk am häufigsten. Der Innenmeniskus ist fünfmal häufiger betroffen, als der Außenmeniskus. Wenn möglich sollten Meniskusrisse genäht werden und falls das nicht möglich ist, sollten die betroffenen Anteile sparsam aber ausreichend arthroskopisch entfernt werden. Das Kreuzband sollte beim Profispieler ersetzt werden oder erhaltend operiert werden. Beim Amateursportler kann in der Zusammenschau der privaten, beruflichen und sportlichen Situation ggf. auch abgewartet werden.
Leiste: Oft nicht direkt einer klaren Ursache zuzuordnen sind Beschwerden im Bereich der Leiste, da mehrere Krankheitsbildern ihren Schmerz in die Leistenregion projizieren. Diese verursachen insgesamt einen Anteil von etwa 11%. Grund dafür können zum Beispiel muskuläre Zerrungen der Adduktoren, der vorderen Oberschenkelmuskulatur, des Hüftbeugers und der tiefen Bauchmuskulatur sein. Weiterhin können funktionelle Blockierungen im Iliosacralgelenk nach vorne in die Leiste ausstrahlen und zu guter letzt kann auch ein klassischer Leistenbruch vorliegen.
Ladys First – Verletzungen im Frauenfußball
Frauen verletzen sich verglichen mit Männern weniger häufig, jedoch steigt die Verletzungsquote bei Frauen in den letzten Jahren relativ stark an. Die Verletzungsmuster sind bei beiden Geschlechtern ähnlich, es zeigen sich jedoch ein paar geschlechtsspezifische Unterschiede. Insgesamt treten beim Frauenfußball nur 12-28% der Verletzungen durch ein Foulspiel auf. Für den Rest der Verletzungen sind andere Faktoren entscheidend.
Das Umknicktrauma (Distorsion) des oberen Sprunggelenks ist mit ca. 21% die häufigste Verletzung im Frauenfußball. In weiteren 12% ist das Knie betroffen. Dabei ist auffällig, dass sich Frauen 9,5-mal häufiger als Männer das vordere Kreuzband reißen. Die meisten dieser Rupturen geschehen zudem ohne Gegnerkontakt, z.B. bei Sprüngen oder schnellen Richtungswechseln (72-95%). Als Gründe dafür werden anatomische, physiologische und hormonelle Faktoren diskutiert. Fest steht aber, dass sich dieses Risiko durch ein geeignetes funktionelles Training reduzieren lässt. Schließlich stellen Kopfverletzungen weitere 17% der Fälle dar und bedürfen einer kompetenten Einschätzung durch den Mannschaftsarzt, um schwerwiegende Folgeschäden zu verhindern.
Prävention von Verletzungen im Fußball
Interessant für den Sportler, Fußballtrainer und Athletiktrainers ist, dass sich ein großer Anteil von 20-25% der Verletzungen an der gleichen Stelle wiederholt und die gleiche Struktur betrifft. Das betrifft leichtere Muskelzerrungen gleichermaßen wie schwerwiegendere Rupturen der Bänder.
Eine Auswertung der UEFA Spiele der letzten 12 Jahre ergab bestätigend, dass das Hauptrisiko für eine Verletzung während der Spiele eine Verletzung in der Vorgeschichte des Sportlers war. Größere und kleiner Verletzungen summieren sich mit der Zeit und führen zu einer Veränderung der Koordination und darüber zu einem erhöhten Risiko.
An diese Schnittstelle müssen Trainer, Therapeuten und Ärzte zusammenarbeiten um diese wiederkehrenden Verletzungen zu verringern. Neben einer vollständigen Ausheilung der Verletzung spielt die Vermeidung von Über- und Fehlbelastungen eine entscheidende Rolle. Defizite in den Bereichen Beweglichkeit, Stabilität und neuro-muskulärer Kontrolle müssen gezielt ausgeglichen werden, um das Verletzungsrisiko nachhaltig zu senken und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Sportlers zu optimieren.
Verletzungsprophylaxe durch Bewegungsanalysen
Die FIFA hat dazu schon vor Jahren ein Übungsprogramm entwickelt – „Die 11+ – Das Aufwärmprogramm zur Verletzungsprävention„.
Regelmäßige Analysen der Bewegungsmuster mit Hilfe des Functional Movement Screens und des Y-Balance Test sind verbunden mit korrigierenden Übungen ein weiterer Baustein einer effektiven Verletzungsprophylaxe im Fußball. Sie unterstützen den Sportler, Trainer und Arzt bei der Entscheidung über eine Wiederaufnahme des Trainings (Return-To-Play).
– Lassen sie jede Verletzung vollständig ausheilen!
– Beugen sie Verletzungen durch regelmäßige Dehn-/Kräftigungs- und Koordinationsübungen vor!
– Spielen sie fair!
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