Darf ich mit Neurodermitis Sport treiben?

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Eine Neurodermitis ist für den Betroffenen keine schöne Geschichte. Die Haut juckt, schuppt und kratzt. Ob man durch Sport die Neurodermitis verbessert oder besser darauf verzichten sollte, erklärt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt.

Die Neurodermitis, also eine chronische Hautentzündung, ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland zwischen 2 und 4 % der Bevölkerung unter einer Neurodermitis leiden“, sagt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt. Und die Zahl der Betroffenen nimmt weiter zu. „Man weiß zwar nicht genau, was die Neurodermitis auslöst, aber man geht davon aus, dass es genetische Ursachen hat. Umweltverschmutzung und die damit verbundene Verunreinigung der Luft, eine schlechte Ernährung und ein Immunsystem, dass beispielsweise durch Stress und zu wenig Bewegung geschwächt ist, können das Risiko für eine Neurodermitis aber wohl erhöhen“, sagt der Haut-Experte. Betrachtet man den Alltag vieler Menschen, ist es kein Wunder, dass immer mehr betroffen sind.

Vor allem Kinder und Jugendliche leiden unter der Hautkrankheit, die besonders im Gesicht, am Hals, im Dekolleté und an den Armen auftreten kann. „Bei der Neurodermitis produziert die Haut weniger Fett- und Feuchtfaktoren und trocknet deswegen schneller aus“, erklärt Dr. Degenhardt. Starkes Schwitzen, Wind oder Heizungsluft schaden der Haut zusätzlich. Sie beginnt zu jucken, wird porös oder schuppt. Teilweise können sich sogar Ekzeme bilden.

 

Was kann man tun?

Die richtige Pflege ist bei der Neurodermitis besonders wichtig“, sagt Dr. Degenhardt. „Dazu gehört zunächst einmal, viel zu trinken, damit die Haut immer ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung hat. Durch Mineralwasser kann man zudem die ausgeschwitzten Mineralstoffe ersetzen. Zudem ist eine gute Hautcreme für Neurodermitis-Patienten enorm wichtig.“ Dr. Degenhardt empfiehlt hier Cremes, die Mineralstoffe enthalten. Zink, Algen oder Meersalz sind Inhaltsstoffe, die bei den Betroffenen die Neurodermitis lindern können. Auch spezielle Fette sind für die Haut sehr wichtig. Dazu gehören beispielsweise Sonnenblumenöl, Avocadoöl oder Ceramide.

 

Hausmittel

Neben den pharmazeutischen Mitteln gibt es auch Hausmittel, die bei einem Neurodermitis-Schub die Beschwerden abschwächen können. Umschläge mit Aloe Vera oder auch schwarzem Tee können helfen, da sie die Haut beruhigen und Entzündungen hemmen können. Vorsicht ist dagegen mit Kamille geboten, da einige Menschen allergisch darauf reagieren. In jedem Fall ist es besser, sich von einem Hautarzt helfen zu lassen. Und auch wenn es noch so sehr juckt, sollte man so wenig kratzen wie möglich. Denn dadurch beschädigt man die Haut und öffnet sozusagen die Tür für Viren, Bakterien oder Pilze, die so einfacher in den Organismus gelangen können.

 

Sport und Neurodermitis

Grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum man mit einer Neurodermitis keinen Sport treiben sollte“, sagt Dr. Degenhardt, „obwohl man ein paar Dinge beachten sollte. Zum einen duscht man sich öfter, wenn man regelmäßig Sport treibt. Duscht man aber zu lange und zu heiß, trocknet die Haut zusätzlich aus, was die Neurodermitis verschlimmern kann. Auch das Duschgel kann die Haut reizen. Daher sollte man nur kurz mit lauwarmem Wasser duschen und ein pH-neutrales Waschgel benutzen.“

Wichtig ist auch, auf die richtige Kleidung zu achten. „Die Kleidung beim Sport muss auf jeden Fall atmungsaktiv sein“, erklärt der Dermatologe. „Ansonsten kann sich die Hitze unter dem Shirt stauen, was den Juckreiz verstärkt. Gleichzeitig wird der Schweiß nicht abtransportiert und die Salze bleiben auf der Haut, wo sie diese ebenfalls reizen können.“ Ganz schlecht sind Baumwollshirts, die sich mit Schweiß vollsaugen und direkt auf der Haut kleben.

Ob Silberfäden in der Sportkleidung für Neurodermitis-Patienten gut geeignet sind, wird momentan stark diskutiert. „Lange Zeit wurde Funktionskleidung mit Silberfasern empfohlen, da diese entzündungshemmend sein und antibakteriell wirken sollen“, sagt der Dermatologe. „Doch ich kann nicht uneingeschränkt dazu raten. Möglicherweise sind die Silberfasern sogar schädlich, da sie die Haut reizen und beteiligte Bakterien resistent gegen Antibiotika werden können.“

 

Ab zum Sport

Wenn man darauf achtet, profitieren Neurodermitis-Patienten eher von der regelmäßigen Bewegung. „Grundsätzlich ist Sport kein Problem“, bestätigt auch Dr. Degenhardt. „Tatsächlich kann man durch regelmäßige Bewegung den Zustand der Haut verbessern. Die Durchblutung, der Stoffwechsel und die Versorgung mit Nährstoffen werden dadurch angeregt. Davon profitiert auch die Haut, da sie mehr Feuchtigkeit bekommt und ihre natürliche Schutzbarriere erneuern kann.“Gesundheitlich problematisch kann es nur bei einem schweren Entzündungsschub werden. Hier ist es oft besser, eine Pause einzulegen oder sich zumindest mit seinem Hausarzt entsprechend abzusprechen.

Auch nach dem Winter ist Vorsicht geboten, da die Haut bei den meisten durch die trockene Heizungsluft ohnehin stärker gereizt ist. „Wir kennen zwei Typen von Neurodermitis-Patienten, die unterschiedlich auf den Winter reagieren“, sagt Dr. Degenhardt. „Die einen vertragen den Winter besser und die Hautprobleme gehen zurück, da man weniger schwitzt. Diese Typ 1-Patienten sind aber deutlich in der Minderheit. Häufiger ist der Fall, dass die Neurodermitis im Winter durch die trockene Luft und zu wenig Bewegung stärker leidet.“

  

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Christian Riedel

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