In der Trainingslehre wird im „modernen“ Tennis immer von der „Schleife“ bei der Ausholbewegung der Vorhand gesprochen. Auch die Tennis-Profis führen nahezu alle ein Schleife als Ausholbewegung durch. Doch ist die Schleife wirklich notwendig und wie muss sie korrekt ausgeführt werden?
Schaut man sich im ambitionierten Amateurbereich des Tennis um, so sieht man häufig Spieler, die keine richtige Schleife bei der Ausholbewegung der Vorhand durchführen. Nichtsdestotrotz wird auch ohne eine solche Schleife gutes Tennis gespielt. Die Frage nach der Wichtigkeit dieser Schleife ist also berechtigt und wird besonders in der Trainingslehre häufig diskutiert. Fakt ist jedoch, dass das „Schultennis“ mit einer Schleife als Ausholbewegung gelehrt wird. Da sich das Tennis ganz allgemein in den letzten Jahren sehr verändert hat, kann die Schleife durchaus in Frage gestellt werden. Das Tennis ist athletischer und schneller geworden, so dass auf höherem Spielniveau gar keine Zeit mehr bleibt, eine vernünftige Schleife durchzuführen, wenn überhaupt, dann mit einem minimalen Radius. Jedoch handelt es sich auch bei einer Schleife mit minimalem Radius um eine Schleife und diese bringt erhebliche Vorteile mit sich.
Schleife erleichtert die Topspin-Vorhand
Der Topspin ist der dominierende Schlag im Tennis. Für die Durchführung einer Topspin-Vorhand ist eine Schleife nicht zwingend notwendig. Es kann also nicht gesagt werden, dass die Topspin-Vorhand mit oder ohne eine Schleife qualitativ besser oder schlechter wird. Rein aus trainingsspezifischen Gesichtspunkten empfiehlt sich jedoch das Durchführen einer Schleife als Ausholbewegung. Für den Topspin ist es sehr wichtig, mit dem Schlägerkopf unter den Ball zu kommen, und dieses „unter den Ball kommen“ kann mit einer Schleife viel besser und einfacher erreicht werden. Wird eine schleifenartige Ausholbewegung durchgeführt, wandert der Schläger automatisch nach unten, so dass der Schläger quasi automatisiert unter den Ball gelangt. Wird keine Schleife durchgeführt, findet der Schlag ausschließlich als Kraftakt statt. Bei einem intensiven Match über drei Sätze kann der Schlagarm dabei recht schnell müde werden.
Schleife besteht aus einer flüssigen Bewegung
Tennis wird mit Schwung gespielt und nicht mit Kraft. Der Großteil der Geschwindigkeit des Balles wird durch den Schwung des Schlägers mitgenommen, so dass in harte und schnelle Schläge keine wirkliche Kraft investiert werden muss. Dieser Schwung ist vergleichbar mit dem Golfsport. Es schlägt nicht derjenige mit der meisten Kraft den Ball am weitesten, sondern derjenige mit dem maximalen Schwung. Und Schwung ist Technik. Technisch gut ausgebildete Tennisspieler agieren auf dem Platz einzig und allein mit diesem Schwung.
Je größer die Schleife bei der Ausholbewegung ist, desto mehr Schwung kann geholt werden und desto härter kann wiederum geschlagen werden. Hierfür ist es äußerst wichtig, dass die Schlagbewegung inklusive Schleife aus einer flüssigen Bewegung besteht, die im Techniktraining geübt werden muss. Wird bei der Durchführung der Schleife die Bewegung zum Beispiel nach der Hälfte kurz gestoppt, so ist auch der Schwung unterbrochen und man fängt quasi wieder von vorne an. Bei vielen Amateurspielern besteht die Ausholbewegung der Vorhand zwar aus einer Schleife, diese ist aber oftmals nicht flüssig. Es kann immer passieren, dass die Ausholbewegung zu früh der zu spät eingeleitet wird. Das bedeutet aber nicht, dass die Bewegung gestoppt werden muss. Falls Sie merken, dass Sie viel zu früh ausgeholt haben und der Ball noch zu weit von Ihnen weg ist, können Sie die Ausholbewegung in Form der Schleife einfach etwas verlangsamen. Sind Sie zu spät dran, beschleunigen Sie die Schleife. In beiden Fällen wird der Schwung nicht unterbrochen und Sie sorgen für eine flüssige Schlagbewegung.
Der Radius der Schleife ist von Schlag zu Schlag verschieden. Beim Return-Spiel zum Beispiel bleibt nicht viel Zeit, eine große Schleife als Ausholbewegung durchzuführen. Ein kleiner Bogen reicht hier völlig aus. In dem Moment, wo man als Spieler aber genug Zeit hat, sich zum Ball zu stellen, sollte die Schleife auch weit nach hinten gehen, damit Sie ausreichend Schwung holen können, um einen langsam ankommenden Ball maximal zu beschleunigen.
Fazit
Die Meinungen von Tennis-Experten gehen bezüglich der Schleife sicherlich auseinander. Ein Blick in das Profi-Tennis genügt allerdings, um die Bedeutung der Schleife als Ausholbewegung zu erkennen: Nahezu jeder professionelle Tennisspieler führt diese aus. Wer technisch sauber und mit Schwung spielt, kommt an der schleifenartigen Ausholbewegung auch nicht vorbei. Es gibt sicher auch zahlreiche Spieler im Amateurbereich, die gutes Tennis ohne eine Schleife spielen. Diese Spieler machen hierbei jedoch den Fehler, dass sie die Topspin-Vorhand nur mit Kraft aus dem Unterarm und Handgelenk spielen. Technisch stößt man so in Bezug auf die die Spielqualität schnell an seine Grenzen und irgendwann fehlt einem auch die Kraft, um den Topspin noch druckvoll spielen zu können. Die Schleife ist also im modernen Tennis für die Vorhand sehr wichtig und sollte vom Kindesalter an in den Tennisschulen gelehrt werden. Spieler, welche die Vorhand ohne Schleife gelernt haben, sollten im Amateurbereich dabei bleiben. Eine Umstellung stellt die gesamte Spieltechnik auf den Kopf – nämlich weg von der Kraft und hin zum Schwung.
Markus Czerner