Darf man mit Hämorrhoiden Rad fahren?

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Hämorrhoiden kann man unter anderem durch langes Sitzen bekommen. Aber gilt das auch für das Sitzen im Sattel? Kann man durch Radfahren Hämorrhoiden bekommen oder sollte man als Betroffener besser eine Pause machen? Auf all diese Fragen hat Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt eine Antwort.

Durch Radfahren kann man keine Hämorrhoiden bekommen“, bestätigt Hautarzt Dr. med Andreas Degenhardt aus Bremen. „Eher ist das Gegenteil der Fall. Dabei sprechen wir von richtigem Radtraining mit dem Rennrad und nicht, wenn wir nur kurz mit dem Stadtbike zum Einkaufen radeln.“ Laut Dr. Degenhardt erfüllt Radsport dabei zwei wichtige Aspekte, die sich positiv auf die Beschwerden auswirken können: „Zum einen sitzt man auf dem Polster der Hose und entlastet dadurch sein Gesäß, zum anderen trainiert man sämtliche Muskeln im Bein- und Po-Bereich. Auch der Beckenboden wird gestärkt, was sich positiv auf Hämorrhoiden auswirkt.“

  

Wie Hämorrhoiden entstehen

Die häufigste Ursache für die Erkrankung mit Hämorrhoiden ist zunächst ein schwaches Bindegewebe, das zum großen Teil Veranlagung ist. Weitere wichtige Gründe sind Übergewicht, langes Sitzen, Bewegungsmangel, zu wenig Flüssigkeit, eine falsche Ernährung mit zu viel Zucker und zu viel tierischen Fetten, zu viele Lebensmittel wie Zwiebeln oder Kohl, die blähend wirken sowie zu wenig Ballaststoffe. Weitere Faktoren sind Verstopfung oder zu starkes Drücken beim Stuhlgang.

Durch diese Faktoren können sich kleine Blutpolster im Enddarm bilden, die eben als Hämorrhoiden bezeichnet werden. Ist das Bindegewebe geschwächt, wölben diese Polster sich vor und verengen den Darmausgang. Dadurch entsteht das typische Jucken und Brennen. Bei Druck oder durch Reibung können die Blutpolster auch platzen. In diesem Fall findet man hellrotes Blut im Stuhl. Dies ist zunächst nicht gefährlich, sollte aber genau angeschaut werden. Denn ist das Blut dunkel, stammt es in der Regel aus dem Magen oder dem Dünndarm und ist ein Hinweis auf eine gefährlichere Erkrankung. Daher sollte man bei Blut im Stuhl in jedem Fall einen Arzt aufsuchen.

Im 2. Stadium (Stadium B) können die Blutpolster auch nach außen treten, nässen und sich entzünden. Kratzt man diese Pusteln auf, können Bakterien oder andere Erreger in den Organismus gelangen. In diesem Fall oder in schwereren Fällen sollten die Hämorrhoiden zunächst medikamentös, und wenn hier keine Besserung eintritt operativ, entfernt werden. An Radfahren ist aber ab der 2. bis 3. Stufe nicht mehr zu denken.

 

Im Sattel

Durch Radsport können keine Hämorrhoiden entstehen. Radfahren kann die Beschwerden bei Hämorrhoiden sogar lindern“, betont Dr. Degenhardt. Dafür sind allerdings gewisse Grundvoraussetzungen notwendig. „Das Wichtigste ist der Sattel“, sagt der Dermatologe. „Die Sitzfläche sollte an die Form des Beckens angepasst sein, damit beim Treten die Hämorrhoiden nicht gereizt werden. Der Sattel sollte nicht zu schmal sein, da er sonst direkt auf die Hämorrhoiden drücken kann. Ist er dagegen zu breit, bleibt der Trainingseffekt für den Beckenboden aus.“ 

Vorbeugung

Radfahren ist mit Sicherheit eine gute Möglichkeit, Hämorrhoiden vorzubeugen. Es trainiert die Muskeln und strafft das Bindegewebe. Zudem sollte man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung achten. Im Anfangsstadium kann man die Hämorrhoiden auch mit Zinksalben oder Cremes mit Hamamelis behandeln, die in der Apotheke frei erhältlich sind. Halten die Probleme aber länger an oder findet man eben Blut im Stuhl, ist ein Besuch beim Hautarzt angeraten.

 

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Christian Riedel

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