Basketball: Der Hakenwurf – unblockbar und trotzdem (fast) ausgestorben

0

Trainingsworlds Basketball-Experte Ramy Azrak erzählt die Geschichte des Hakenwurfs (aka Hook Shot), beschreibt den Bewegungsablauf, erklärt, was diesen Wurf so einzigartig macht und hat in seiner Recherche die Gründe gefunden, wieso dieser höchst effektive Wurf heute kaum noch zu bestaunen ist.

Der klassische „Hook Shot“, zu Deutsch Hakenwurf, wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert von George Mikan und den Minneapolis Lakers entwickelt.(1) Im Laufe der Jahre wurde dieser Wurf kontinuierlich weiterentwickelt und in den 80er Jahren von einem der besten Center aller Zeiten, Kareem Abdul Jabbar, in Form des „Sky Hook“ perfektioniert.

 

“Captain Skyhook” – Kareem Abdul Jabbar

Kareem Abdul-Jabbar spielte von 1969 bis 1989 in der NBA für die Milwaukee Bucks und die Los Angeles Lakers. “Captain Skyhook” erzielte in seiner aktiven Karriere als NBA-Profi insgesamt 38.387 Punkte und ist damit der beste NBA-Korbjäger aller Zeiten. Außerdem wurde der 2,18 Meter große Center insgesamt sechs Mal NBA-Meister und genauso häufig zum MVP gewählt (wertvollster Spieler der Liga). Bevor Kareem Abdul Jabbar seine Profikarriere in der NBA begann, spielte er von 1965 bis 1969 auf dem College, wo er im 2. Jahr ungeschlagen und souverän die Meisterschaft gewann und zum besten Spieler des Landes gewählt wurde. Der College-Verband NCAA fürchtete eine zu große Dominanz des Centers Abdul-Jabbar und verbot 1967 den Dunking. Abdul Jabbar machte aus einer Not eine Tugend und entwickelte daraufhin den Hakenwurf.(2)

Der Hakenwurf ist gegen eine sehr aggressive Verteidigung besonders wirkungsvoll, da hierbei eine größere Distanz zwischen Ball und Verteidiger hergestellt werden kann.(3. Man unterscheidet drei Variationen des Hakenwurfs:

– Sky Hook

– Baby Hook

– Jump Hook

 

Bewegungsbeschreibung am Beispiel des Sky Hooks

Der Post-Spieler erhält den Ball mit dem Rücken zum Korb stehend. Der ursprüngliche klassische Sky Hook wird durch eine Seitwärtsbewegung mit dem Rücken zum Korb begonnen, bei der die Schulter der Wurfhandgegenseite zum Korb zeigt. Das Bein der Wurfarmseite wird durch Schwungbeineinsatz hochgeschwungen während der Ball wird mit beiden Händen in Schulterhöhe zur Seite geführt wird. Der seitwärts-geführte Wurfarm ist fast in Verlängerung der Schulterachse. In der Endphase der Bewegung schwingt der Wurfarm in einer weichen Bewegung bis zur Senkrechten über die Schulter, während Hals und Kopf gebogen werden und der Blick in Richtung Korb geht. Der letzte Impuls wird dem Ball durch das Abklappen des Handgelenks und der Finger beim Abwurf gegeben (Rückwärtsdrall).

Wichtig: Bei der gesamten Bewegungsabfolge wird der Körper zwischen Ball und Gegner geschoben und der Nichtwurfarm fungiert als Schutzarm und wird in Schulterhöhe rechtwinklig gehalten. Der Hakenwurf sollte allgemein sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand beherrscht und im Techniktraining dementsprechen traininert werden, um für den Gegenspieler unberechenbar zu sein.

 

Weitere Varianten des Hakenwurfs

Baby Hook

Die Beinarbeit beim Baby Hook ist mit der Beinarbeit beim Sky Hook identisch. Der Hauptunterschied zum Sky Hook liegt darin, dass der Werfer beim eigentlichen Werfen das Handgelenk nicht steif hält, sondern den Ball mittels Abklappen des Handgelenks geworfen wird. Superstar Shaquille O´Neill, alias „Shaq Attack“, hat diesen Wurf in den 90er-Jahren praktiziert.

 

Jump Hook

Beim „Jump Hook“ erfolgt der Sprung, anders als beim Sky und Baby Hook, mit beiden Beinen und geworfen wird wie beim Baby Hook mittels Abklappens des Handgelenks. Der Jump Hook bringt einige Vorteile mit sich, z. B. dass der Werfer den Wurf schneller ausführen kann und dass er durch das Abspringen den Ball an einem viel höheren Punkt wirft.

 

Die Vorteile des Hakenwurfs kurz und prägnant auf einem Blick:

– Der ausgestreckte Wurfarm vergrößert die Distanz zum Verteidiger und lässt dem Verteidiger keine Chance den Wurf zu blocken
– Der Körper dient als Schutz, da er sich zwischen Ball und Verteidiger befindet
– Der freie angewinkelte Schutzarm verhindert die Nähe des Verteidigers (Vgl. 4)

 

Trotz der hohen Effektivität des Hakenwurfs und der Schwierigkeit diesen Wurf zu verteidigen – besonders aus der Nahdistanz – ist er heute fast ausgestorben. Früher wurde der Hakenwurf in seinen Varianten von Centerspielern sogar von jenseits der Dreipunktelinie eingesetzt. Seit den 90er-Jahren habe ich noch nie einen 3-Punkte-Hakenwurf im Profi-Basketball gesehen.

 

Hakenwurf „nicht sexy“

Jermaine O´Neal, Center von den Boston Celtics, erklärt in einem Interview, dass viele junge Spieler diesen „Old-School-Move“ nicht unbedingt mögen, da er für die meisten großen Spieler „nicht sexy“ sei. Der 2,11 Meter große Center hat diesen Wurf in seinem Repertoire. Für ihn ist ein anderer Grund entscheidend: „Der Hakenwurf ist einer der effektivsten Würfe für einen großen Spieler“. Diese Effektivität macht sich auch Deutschlands Basketball-Superstar Dirk Nowitzki zu Nutzen und streut gegen NBA-Center hin und wieder mal einen Hakenwurf ein.

„Du kannst den Hakenwurf nicht stoppen. Bis heute in der Geschichte des Basketballs ist dieser Wurf noch immer effektiv, wenn du weißt wann und wie du ihn einzusetzen hast“, erklärt Kareem Abdul Jabbar, der „personifizierte Hook Shot“. Und trotzdem ist sich Abdul Jabbar „nicht sicher, ob sein Hakenwurf eine Renaissance erleben wird“.

 

Wenn der Hakenwurf so effektiv ist, was spricht dann überhaupt gegen ihn?

Keine andere Wurftechnik wird so stark mit einem Spieler in Verbindung gebracht, wie der Hakenwurf. Bei einem Korbleger oder einem Sprungwurf gibt es diese Assoziationen nicht. Jeder Profibasketballer möchte seine eigene Identität entwickeln und unverwechselbar sein. Vielleicht liegt darin das Geheimnis, wieso der Hakenwurf in der heutigen Zeit fast ausgestorben ist.

Ich persönlich glaube, dass die verbesserte Athletik im Basketball der Hauptgrund für das Aussterben des Hakenwurfs ist. Meine These ist, dass kräftige Brettspieler vermehrt den direkten Weg zum Korb suchen, anstatt in Bogenform um den Korb herumzulaufen und vom Gegner wegzuschießen. Wäre der Dunking in den 60er-Jahren nicht verboten gewesen, hätte Kareem Abdul Jabbar den Hakenwurf vielleicht nie als Alternative zum Dunking entwickelt. Meine These ist allerdings wissenschaftlich nicht untersucht und ein eindeutiger Grund für den Rückgang lässt sich wissenschaftlich nicht feststellen.

 

Fazit

Ob ihr euch den Hakenwurf in Zukunft als Offensiv-Instrument (Basketball-Technik: Verbesserung der Offensivfähigkeiten) aneignen möchtet, diese Entscheidung müsst ihr selbst treffen. Eins steht jedoch fest: Old-School hin oder her, mit 38.387 ist Kareem Abdul Jabbar der beste NBA-Korbjäger aller Zeiten. Den Großteil seiner Punkte erzielte er dabei durch seinen legendären Sky Hook.

Hier für alle Interessierten noch ein beeindruckendes Video mit dutzenden Sky Hooks vom legendären Kareem Abdul Jabbar.

 

Ramy Azrak

 

Quellen

1. http://www.coachesclipboard.net/HookShot.html

2. http://de.wikipedia.org/wiki/Kareem_Abdul-Jabbar

3. Adolph & Becker, 2003, Helmke, 2004

4. http://www.bbcoach.de/wp/hakenwurf-einfuhrung-2/

Teilen

Über den Autor

Ramy Azrak

Leave A Reply