Athletik ist abhängig von der Sportart und dem Sportler

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In jeder Sportart ist in gewissem Maße Athletik für eine optimale Leistung erforderlich. Und das Training muss immer am Sportler ausgerichtet werden. Was für Sportler A funktioniert, muss bei Sportler B nicht unbedingt erfolgreich sein. Lesen Sie, worauf Sie achten müssen.

Funktionell arbeiten! 

Das Testen von Mobilität und Stabilität ist dabei eine wichtige Grundvoraussetzung, um überhaupt ein ausgewogenes und gezieltes Trainingsprogramm erstellen zu können. In der Trainingspraxis zeigt sich, dass auch Sportler, die vermeintlich ein „funktionelles“ Kraft- oder Athletikprogramm in ihr Training integriert haben, mitunter starke Defizite in Teilbereichen aufweisen. Funktionell werden Trainingsinhalte erst dadurch, dass sie inhaltlich perfekt auf die Athleten abgestimmt werden. Im Internet lassen sich Übungen ohne Ende finden – allein das „Nachturnen“ komplexer Übungen, verbessert jedoch noch lange nicht die Funktion eines Trainings. 

Die Sportart im Blick behalten! 

Wenn Defizite auf der Ebene der Athleten behoben sind, muss das Ziel lauten, weitere Verbesserungen aufgrund der motorischen oder konditionellen Optimierung zu erzielen. Konditionell müssen dabei Inhalte aus Kraft- und Ausdauertraining aufeinander abgestimmt werden. Je nach Athlet können Schwerpunkte in unterschiedlichen Bereichen liegen. So kann ein Fußballspieler durch Krafttraining möglicherweise schneller Rennen oder höher Springen. Wenn der Spieler jedoch im Verlauf des Spieles zusehends technische Defizite zeigt, wäre es möglicherweise sinnvoll seine Ermüdungswiderstandsfähigkeit zu verbessern. Ein Ausdauertraining könnte also in diesem Fall eine wichtige Leistungsreserve sein. Ob dann inhaltlich auf Dauermethode oder Intervalltrainingsmethoden zurückgegriffen wird, muss anhand der bisherigen Leistungsentwicklung, des aktuellen Defizits und der Zielsportart entschieden werden. Die Anforderungen innerhalb einer Sportart müssen dabei bekannt sein. Das Erstellen des Trainingsplanes erfordert zudem Kenntnis der muskulären Beanspruchung innerhalb einer Trainingsmethode. Welche Sportarten brauchen ein spezielles Athletiktraining? Im Kern ist diese Frage überflüssig! Das Training von Mobilität, Stabilität, Kraft und Ausdauer sowie koordinativen Fähigkeiten ist in jeder Sportart induziert! Unterschiede kann es im Stellenwert, bezogen auf die Gesamtleistung und den zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen geben. 

Von Ballsportarten wie Handball, Fußball, Basketball bis Rugby ist bekannt, dass Athletiktraining mittlerweile ein sehr hoher Stellenwert beigemessen wird. Etwas stiefmütterlich behandelt wird das Thema in: Straßenradsport und Mountainbike. In einem professionellen Mountainbike-Team konnten wir im November 2013 bei keinem Sportler im Functional Movement Screen ein Ergebnis höher 12 feststellen. 

Bei Triathleten und Läufern hingegen spielt das Athletiktraining eine sehr wichtige Rolle! Das Vermeiden von Verletzungen und Überlastungen ist bei den gängigen Trainingsvolumen von sehr großer Bedeutung. Allerdings wird auch im Triathlon und Laufsport nur selten nach individuellen Schwächen gesucht. Genau dieses Vorgehen wäre jedoch die Grundlage eines effektiven und erfolgreichen Athletiktrainings. 

Welche Übungen zählen? 

Im Internet findet man zuhauf „die besten“ Athletikübungen. Allerdings gibt es keine Übungen, die dem Athletiktraining speziell zugeschrieben werden können! Ähnlich wie bei dem Begriff „funktionell“ gilt auf für Athletik, dass letztendlich das Trainerkonzept über Erfolg oder Misserfolg einer Übung entscheidet. Ein guter Trainer passt das Programm auf den Sportler an. So kann eine Übung bei Sportler A zu Leistungssprüngen führen, während Sportler B überhaupt nicht profitieren würde. 

Fazit 

Die allgemeine athletische Ausbildung eines Sportlers bildet die Basis der Leistungsfähigkeit in einer Sportart. Um aber von einem Athletiktraining optimal profitieren zu können, müssen die Inhalte auf die Probleme und Defizite eines Sportlers ausgerichtet sein. Sind keine Defizite hinsichtlich der Stabilität und Mobilität erkennbar, muss das Ziel sein, mit einem Grundstock an Übungen zu vermeiden, dass sich Defizite einschleichen. Erst wenn die Bewegungsqualität keine Einschränkungen oder Dysfunktionen aufweist, kann ein Athletiktraining auch helfen, effektiv die Leistungsfähigkeit zu steigern. Letztendlich ist es dann die Aufgabe des Athletiktrainers, Defizite hinsichtlich der Zielleistungen zu erkennen und auch gezielt an diesen zu arbeiten. 

Es kann nicht sein, dass das Athletiktraining einer Gruppe aus einem Zirkeltraining besteht, in dem alle Sportler das selbe Programm abspulen. Dieses Vorgehen ist zwar sehr zeitökonomisch, wird aber einem ehrlichen und qualitativ hochwertigem Athletiktraining nicht gerecht, da eben gerade nicht auf individuelle Probleme und Fragestellungen eingegangen werden kann. Auch der Einsatz von „CrossFit“ muss vor diesen Hintergründen sehr kritisch gesehen werden. Da es durchaus Mannschaften aus unterschiedlichen Sportarten gibt, die versuchen „Athletik“ mit Hilfe von CrossFit zu verbessern. Experte Michael Boyle wies zuletzt auf dem Perform Better Functional Training Summit in München darauf hin, dass CrossFit weder funktionell sei, noch dass es eine Möglichkeit darstellt, Athleten gezielt besser zu machen. Ein qualitativ hochwertiges Athletik-Training muss eben so individuell sein, wie Ihr persönlicher Fingerabdruck.

Hier geht es zu Teil 1 Athletische Leistungsreserven individuell erschließen.

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Über den Autor

Dennis Sandig

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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