Manchmal reicht ein falscher Schritt, eine schnelle Drehung oder ein falsches Aufkommen nach einem Sprung und den Sportler quälen Schmerzen. Was genau in der Muskulatur passiert und wie Traumata behandelt werden können, wollen wir im Folgenden klären.
Zunächst gibt es bei Sportverletzungen in der Sportphysiotherapie eine goldenen Regel, nach der immer agiert wird. Diese Regel heißt:
PECH
P = Pause
Das sofortige Beenden der sportlichen Aktivität und das Ruhigstellen des verletzen Körperteils steht im Vordergrund.
E= Eis
Es folgt Kühlen mit Eis, kaltem Wasser oder einem kaltem Umschlag um die Bildung eines blauen Flecks (Hämatom) zu unterbinden und die Schwellung zu verhindern. Bei offenen Wunden gilt diese Regel NICHT.
C = Compression
Darauf folgt die Versorgung durch einen Druckverband mit einer elastischer Binde, auch um das Hämatom und die Schwellung möglichst gering zu halten.
H = Hochlegen
Um die Blutzufuhr zu verringern, soll das betroffene Körperteil hochgelagert werden. Der Flüssigkeitsabtransport wird so erleichtert und es entsteht eine geringere Schwellung.
Die Erstversorgung ist sehr wichtig, da mit ihr wertvolle Zeit für die Regeneration gewonnen wird. Wer sich nicht an die PECH–Regel hält, braucht länger um wieder fit für weitere Wettkämpfe zu werden.
Die weitere Nachbehandlung hängt von der Schwere der Verletzung ab. Zunächst gilt aber, dass Wettkämpfe verboten sind, da sogar bei Mikroverletzungen die Gefahr einer weiteren Verletzung besteht, was zu langfristigen Problemen führen kann.
Im Vordergrund stehen eine langsame Steigerung (angefangen mit Ergometertraining, Aquajogging oder ähnlichem) über ein leichtes Dehnen bis hin zu einer schmerzfreien Steigerung im Sprint oder Schnellkrafttraining. Erst wenn die volle Dehnbarkeit, die maximale Kraft und die Schnellkraft im schmerzfreien Bereich abgerufen werden können, ist der Muskel gesund und der Sportler wieder voll belastungsfähig.
Kann man vorbeugen?
Die beste Vorbeugung ist ein strukturiertes Training mit allen wichtigen Komponenten. Zu einem sinnvollen Trainingsaufbau zählen:
– Warm-up
– Trainingsaufbau von leicht nach schwer
– gutes Schuhwerk
– Schulung aller motorischer Fähigkeiten wie Flexibilität (wird durch Streching erreicht), Kraft, Koordination, Schnellkraft und Ausdauer
– das Cool-down
– ausgiebige Regenerationsphasen.
Wichtig ist, dass die Durchblutung angekurbelt wird, um den Muskel auf das Aufbringen der Maximalkraft vorzubereiten und muskulären Dysbalancen vorzubeugen. Auch andere Faktoren wie ein schlechtes Schuhwerk, ein schlechter Elektrolythaushalt, Überlastung, falsche Einlagen, zu enge Orthesen u.ä. können Ursachen für Verletzungen sein. (Prähabilitationsübungen)
Der Muskelkater
Muskelkater wurde bislang immer mit übermäßiger Laktatproduktion erklärt. Allerdings wurde diese Theorie in den letzten Jahren widerlegt. Dafür gibt es folgende Gründe:
– Muskelkater bildet sich 1-2 Tage nach der Überanstrengung, Laktat wird aber ca. 20 Minuten nach Ende der Belastung im Körper abgebaut.
– Laktat entsteht immer beim anaeroben Stoffwechsel, ob Spitzensportler oder Anfänger. Muskelkater bekommen aber eher Untrainierte.
– Der größte Muskelkater entsteht beim Kraftsport, allerdings wird da im Vergleich zu anderen Sportarten eher weniger Laktat gebildet.
Durch zu hohe ungewohnte Belastungen, wie beispielsweise durch Abbremsbewegungen oder im Kraftsport, kommt es zu kleinen Rissen der Z-Streifen der Muskelfasern. Das führt zu Einlagerungen von Gewebsflüssigkeiten, was zu einem Muskelhartspann sowie zu Schwellung führt.
Der diffuse, belastungsabhängige Schmerz entsteht 1-2 Tage nach der Belastung und tritt nicht selten schon bei leichten Bewegungen auf. Das Bewegungsausmaß ist eingeschränkt und es kann zu einer Kraftminderung von bis zu 30 % kommen, was bis zu einer Woche anhalten kann.
In den ersten 24 Stunden helfen Wechselduschen, um die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung sowie die Ausschwemmung von Schadstoffen zu fördern. Weitere Hilfen sind:
– lockere Bewegungen
– leichtes Dehnen
– sanfte Massagen
– Saunagänge
– entzündungshemmende Salben
Zu beachten ist, dass wiederholte Überlastung zu narbigen Veränderung der Muskulatur führt, was bleibende Schäden der Muskelfunktion bewirken kann.
Die Muskelprellung
Stumpfe Gewalteinwirkung wie beispielsweise ein Schlag, ein Aufprall oder der klassische „Pferdekuss“ führen zu Quetschungen von Muskelgewebe mit einem einhergehendem Einreißen der Blutgefäßen. Es kommt zu Einblutungen in die Muskulatur, Schmerz, Funktionseinbußen, reaktivem Muskelhartspann, Zelluntergang, sowie der Bildung von Narbengewebe.
Typisch ist ein sofort eintretender starker Schmerz, der schnell wieder nachlassen kann, aber bei Belastung wieder stärker wird und die Funktionen herabsenkt, sowie Druckempfindlichkeit, Dehn- und Anspannungsschmerz. Häufig sind die tiefen Muskelschichten in einem schmerzhaften großflächigen Areal betroffen, dies wird deutlich durch einen Bluterguss. Zu einem solchen Hämatom kommt es, wenn die Faszien reißen und es unter der Haut einblutet.
Um die genaue Ausdehnung der Verletzung festzustellen, sollte ein bildgebendes Verfahren wie die Sonographie hinzugezogen werden. Wenn die Problematik länger als eine Woche gleich stark anhält, sollte definitiv ein Arzt aufgesucht werden. Ansonsten gilt für die ersten 3 Tage eine eingeschränkte Behandlung, also keine Wärme und nur leichte Massagen und Dehnungen.
Angi Peukert
Quellen:
1. http://www.klinik-am-ring.de/Orthopaedie/Downloads/in150-Muskelverletzung.pdf
2. http://www.sportordination.at/muskelzerrung.htm
3. http://www.physiomedico.de/fileadmin/pdf/up_0312_massage_sport.pdf