Geschlechtsüberprüfung bei den olympischen Spielen

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In den letzten Jahrzenten hat das internationale olympische Komitee (IOC) regelmäßig Olympiateilnehmerinnen auf deren wahres Geschlecht hin untersucht. Diese Art von Geschlechtsermittlungen hat das IOC vernünftigerweise bei den Spielen in Sydney eingestellt.

Die Kritiker dieser neuen IOC Entscheidung behaupten, dass Transvestiten somit sicherlich auf die Medaillenränge bei den Spielen in Sydney vorstoßen werden. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering, dass ein als Frau maskierter Mann eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille gewinnen wird. Um zu verstehen warum nicht mehr als eine handvoll Männer bei den Frauenwettkämpfen teilnehmen werden, müssen wir verstehen warum sich olympische Funktionäre mit dem Geschlecht von weiblichen Athleten befassen und warum das Geschlecht der Athleten nicht über die klassische Chromosomenzusammensetzung XX oder XY bestimmbar ist.

 

Bei den olympischen Spielen der Vergangenheit war die Geschlechtsbestimmung kein dringendes Kriterium (jedoch nicht bei den antiken Olympischen Spielen als nur Männer zum Wettkampf zugelassen wurden – die Männlichkeit des Wettkampfes musste durch eine Regel versichert werden, die alle Teilnehmer dazu veranlasste nackt herumzulaufen). Der Gründer der modernen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, wollte eigentlich, dass die Spiele nur für Männer zugänglich blieben. Mit dem Resultat, dass nur 19 Frauen an den Spielen im Jahre 1900 teilnahmen. 1912 gab es nur 57 weibliche Teilnehmerinnen. Diese eingeschränkte weibliche Teilnehmerzahl versicherte, dass die Zahl der Transvestiten und Transsexuellen gering bleiben würde.

 

Joan Benoit-Samuelson

Dennoch stieg die Zahl der weiblichen Teilnehmer bei den Spielen allmählich an (bei den olympischen Sommerspielen in Atlanta gab es ungefähr 3800 Teilnehmerinnen) und der Wettkampf unter den unterschiedlichen Frauenwettkämpfen stieg natürlich auch an. Da die Frauen immer fitter und vielseitiger wurden, wurde ihre Leistung dementsprechend auch immer männlicher. Um ein paar Beispiele zu nennen, Joan Benoit-Samuelson’s 26,2 Meilenlauf bei den Sommerspielen in Los Angeles 1984 übertraf alle Marathonleistungen der Männer vor 1956. Noch bemerkenswerter ist, dass der olympische Rekord von 1988 bei dem 400 m Freistilschwimmen der Frauen alle Männerleistungen vor 1972 übertrafen, dass die 15 km Skilanglaufnormen von 1994 vor allen Männerergebnisse bis 1992 lagen und die 30 km Siegerzeit der Frauen von 1992 besser als alle Männerzeiten zuvor war.

Da sich die Leistungsnormen so gravierend verbesserten, wurde die wahre „Fraulichkeit“ der angeblich weiblichen Olympiateilnehmerinnen hinterfragt. In der Tat musste das IOC enttäuschend feststellen, dass drei Leichtathletinnen, die an den Spielen vor dem 2. Weltkrieg teilnahmen, sich einer Geschlechtsoperation unterzogen hatten, wobei äußerliche, männliche Geschlechtsmerkmale wegoperiert wurden. Das IOC musste ebenso die Medaillen eines polnischen Sprinters, der als Frau an den Start ging, zurückziehen als festgestellt wurde, dass diese Teilnehmerin männliche Fortpflanzungsorgane hatte. Nach dem 2. Weltkrieg (während der Zeit des Kalten Krieges), als die ehemalige Sowjetunion und weitere Ostblockstaaten hervorragende Olympiateilnehmerinnen ins Rennen schickten (in Bezug auf Leistung und Aussehen), war das IOC ziemlich besorgt über die Gerüchte, dass zumindest eine der Athletinnen eigentlich ein Mann war.

 

Um Männer daran zu hindern an den Wurf- und Laufdisziplinen der Frauen teilzunehmen, begann das IOC die weiblichen Teilnehmerinnen auf deren Geschlecht hin zu untersuchen. Diese Bemühungen führten zu schrecklich unangenehmen und geschmacklosen Untersuchungen. Trotzdem wurden die Athletinnen dazu veranlasst nackt vor eine Reihe von Ärzten entlang zu wandern oder sich direkt gynäkologischen Untersuchungen zu unterziehen.

 

Der Backentest

Um von den barbarischen und unmenschlichen Praktiken wegzukommen, entschied das IOC im Jahre 1968 einen Backenschmiertest anzuwenden um das Geschlecht bei den Winter– und Sommerspielen zu ermitteln. Der Test ist relativ einfach und für einen der Sexualkunde in der Schule hatte scheint er idiotensicher. Die Zellen der Mundhöhle werden von den Backeninnenseiten der Athleten abgeschabt (eine schmerzhafte Angelegenheit) und auf die XX Chromosomenzusammensetzung hin untersucht, die für das weibliche Geschlecht entscheidend sind.

 

Olympische Funktionäre hoffen darauf, dass dieser einfache Test die Probleme hinsichtlich des Geschlechterbetrugs eindämmen würde and somit wendeten sie diesen Test von 1968 bis 1992 an. Aber es gab ein grundlegendes Problem, was den Test doch unzuverlässig machte. Einige XX Individuen sind nicht wirklich Frauen und einige XY Athleten (die dennoch die männliche Chromosomenstruktur besitzen) sind nicht wirklich Männer. Zum Beispiel, weisen einige Individuen mit der XY Zusammensetzung (die anhand des Backenschmiertests als männlich gelten) eine Androgenresistenz vor, die sie gegen das geschlechtsprägende und kräftesteigernde Testosteron immun macht. Somit sind diese Menschen physiologisch, nicht genetisch, betrachtet, weiblich. Diese Athleten würden durch den Backentest durchfallen obwohl sie unzweifelhaft weiblich sind und könnten somit bei den olympischen Spielen disqualifiziert werden, wenn sie gegen an einem Frauenwettkampf teilnehmen würden.

Darüber hinaus könnten Athleten mit einem XXY Chromosomenmuster den Test bestehen und als Frauen an den Start gehen, obwohl sie im Grunde Männer waren, die aus dem Testosteron den Nutzen zogen. Dies war möglich, weil der Backentest wirklich die Anwesenheit von Zwillings-X Chromosomen und nicht die Anwesenheit von dürftigen Y-Chromosomen überprüft. Die XXY-Zusammensetzung existiert, da bei der Entsehung eines Eies, die 2 weiblichen X-Chromosomen zusammenhängen können anstatt sich zu trennen. Wenn dieses Ei sich dann mit einer Spermazelle vereint, welche ein Y-Chromosom enthält, ergibt dies ein XXY. Andererseits können ein X und ein Y aneinander hängen während eine Spermazelle gebildet wird und wenn diese Spermazelle auf ein Ei mit einem X trifft, dann kann sich ein XXY Embryo entwickeln). In einem etwas anderen Szenario, können XX Individuen mit nur einer geringen Anzahl an Y-Genen auf eines ihrer X-Gene umgruppiert werden obwohl sie eigentlich männlicher Natur waren. Als das IOC schließlich erkannte, dass diese Probleme existierten, ersetzte es 1992 den Backentest durch einen DNA-Test um das Y-Chromosomenmaterial ausfindig zu machen. Dabei konzentrierte man sich primär auf den SYR Ort auf dem Y-Chromosom, der für die Ausprägung des Geschlechts verantwortlich ist. Dies war wahrhaftig eine schlechte Entscheidung, denn, wie oben erwähnt, sind einige XY Individuen im Grunde weiblich. Dennoch wurde bei den Spielen 1996 in Atlanta ein SRY Geschlechtstest angewendet, der ein Rasterung, eine Testbestätigung und eine Beratung von erwischten Individuen umfasste. In Atlanta wurden acht von 3387 Athletinnen auf ihr Chromosomenmaterial hin positiv getestet, aber alle acht Testergebnisse wurden letztlich als Fehlmeldung angesehen. Diese acht Frauen durften am Wettkampf teilnehmen weil sieben von ihnen eine Androgenunempfindlichkeit vorwiesen (oben beschrieben). Die acht Athleten mussten sich einer kompletten Geschlechtsuntersuchung unterziehen und hatten angeblich einen Mangel an Enzymen, die die männlichen Geschlechtshormone neutralisiert hätten.

 

Was nun?

Um es ganz offen zu sagen, arbeitete das IOC nicht sehr gut (die Häufigkeit von fehlerhaften positiven Test – 100 Prozent – war zu hoch) und große Organisationen wie die American Medical Association, die American Academy of Pediatrics, die American College of Physicians, die American College of Obstetrics and Gynaecology, die Endocrine Society, die Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society, and die American Society of Human Genetics forderten alle das IOC dazu auf die Geschlechtsuntersuchungspraktiken einzustellen. Diese Gruppen argumentierten damit, dass diese Test nicht effektiv und zu teuer seien und dass die Kleidung, die bei den olympischen Spielen getragen wurde, sowie die Dopingkontrolltests (die unter direkter Aufsicht der IOC-Funktionäre durchgeführt wurden) es für Schwindler fast unmöglich machten nicht aufzufallen. Folglich entschied das IOC bei dessen Vorstandssitzung 1999 die Geschlechtsermittlungen bei den olympischen Sommerspielen in Sydney zu unterlassen.

 

Natürlich führte dies zur Besorgnis. Wäre ein Mann ohne die offiziellen Geschlechtertest nicht in der Lage sich durchzuschmuggeln und als Frau an den Spielen teilzunehmen? Glücklicherweise sind die Chancen dafür nicht sehr hoch. Einerseits können die Funktionäre schon durch die direkte Aufsicht während der Urinabgabe beim Dopingtest Athletinnen mit männlichen Geschlechtsteilen ausfindig machen. Diese Athleten können dann auf Androgenunempfindlichkeit getestet werden. Männer ohne männliche Geschlechtsteile würden durch den oberflächlichen Test natürlich noch durchkommen, aber solche Personen wären auch in keinem Vorteil solange sie sich nicht mit Steroiden dopen, da die Hormone praktisch nicht mehr länger produziert werden nachdem man die Hoden entfernt hat. Im Vergleich zu der Variante, dass ein männlicher Athlet sich als ein weiblicher Athlet ausgibt, durchkommt und eine olympische Medaille mit nach Hause bringt, ist es eigentlich wahrscheinlicher, dass eine wahre weibliche Athletin eine physiologische Verwandlung durchmacht, sich während der Trainingsphase mit Hormonen voll pumpt und schließlich Gold, Silber oder Bronze in Sydney sammelt.

 

Owen Anderson

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