Ermitteln Sie mit der Körperanalyse Anthropometrie aus der Leistungsdiagnostik Ihren IST-Zustand, um Trainingserfolge messen und bewerten zu können.
Die Wahrnehmung spielt einem gerne einen Streich, wenn es um den eigenen Körper geht. Männer fühlen sich oftmals wenig muskulös oder Frauen zu dick, auch wenn der Spiegel offensichtlich etwas anderes zeigt. Um aussagekräftige Bewertungen über Ihren Erfolg zu treffen, sollten Sie daher auf die Mittel der Körperanalyse zurückgreifen.
Messung des Körperumfangs
Die Messung verschiedener Körperstellen macht vor allem dann Sinn, wenn eine Zu- oder Abnahme an Körpergewicht erwünscht ist, etwa bei Muskelaufbau oder Gewichtsverlust. Anhand der Vergleichswerte lassen sich so einfach und schnell Aussagen über die Trainingsleistung erbringen.
Notieren Sie die Messdaten in einer Tabelle. Messen Sie bei den Gliedmaßen stets beide Seiten, um eventuelle Diskrepanzen zu entdecken und diesen gegensteuern zu können. Da es keine Normwerte gibt, beruht die Beurteilung einzig und alleine auf den individuellen Zentimeterangaben. In der Regel misst man den Umfang der Oberarme, der Oberschenkel, der Brust sowie den von Taille und Hüfte. Durch die beiden letzten Werte lassen sich auch Rückschlüsse auf die Verteilung des Körperfetts und damit zusammenhängende Risikofaktoren machen. So gilt der Apfel-Typ mit vermehrten Bauchfett als gesundheitlich gefährdeter als der Birnen-Typ, dessen Fettdepos hauptsächlich im Gesäß– und Oberschenkelbereich zu finden sind. Tabellen zur Interpretation Ihres Taillen-Hüft-Quotienten finden Sie unter anderem bei Petersen (2) oder im Internet. Möglich ist weiterhin die Messung von Unterarm- und Unterschenkelumfang.
Unter ambitionierten (Natural-)Bodybuildern gilt ein Oberschenkelumfang von 65 Zentimetern ebenso wie ein Oberarmumfang von über 40 Zentimetern als muskulös. Die tatsächliche Wahrnehmung hängt allerdings stark von der Körpergröße und der Definition ab.
Körpergewicht und Körpergröße
Die Körpergröße wird im Stand in Zentimetern gemessen. Der Sportler sollte barfuß und mit geradem Kopf stehen, wobei Auge und Ohr auf derselben horizontalen Ebene sein sollten. Als Werkzeug dienen Anthropometer, Messlatte oder Maßband.
Beim Wiegen ist darauf zu achten, dass die Waage geeicht und regelmäßig kontrolliert ist. Die Angabe erfolgt in Kilogramm mit einer Dezimalstelle. Idealerweise sollte die Messung mit möglichst wenig Bekleidung stattfinden.
Sind beide Werte ermittelt, können diese zur Errechnung eines Gewichtsindex herangezogen werden. Bekannt ist der in den Vereinigten Staaten von Krankenkassen entwickelte Body-Mass-Index (BMI).
BMI = Körpergewicht in kg/Körpergröße in m²
Der errechnete Wert lässt sich dann mittels der nachfolgenden Tabelle einordnen:
BMI | Ergebnis |
---|---|
< 18,5 | Untergewicht |
18,5 – 24,9 | Normalgewicht |
25 – 29 | Leichtes Übergewicht |
30 – 34,9 | Adipositas Stufe 1 |
35 – 39,9 | Adipositas Stufe 2 |
> 40 | Adipositas Stufe 3 |
Eine veraltete, aber manchmal noch geläufige, Formel stellt der Broca-Index dar.
Normalgewicht | Idealgewicht | |
---|---|---|
Männer | Körpergröße (cm) – 100 | Körpergröße (cm) – 100 – 10 % |
Frauen | Körpergröße (cm) – 100 – 10 % | Körpergröße (cm) – 100 – 15 % |
Er unterscheidet zwar den naturgegebenen höheren Körperfettanteil bei Männer und Frauen, liefert aber vor allem bei kleinen Menschen keine brauchbaren Ergebnisse. Im Gegensatz zum BMI ist seine Vorgabe auch sehr strikt, da ein fester Wert anstelle eines Bereichs definiert wird.
Bei untrainierten Anfängern sind beide Formeln durchaus brauchbar, um eine Einschätzung des aktuellen IST-Zustands zu erreichen und teilweise auch die Augen der Menschen zu öffnen.
Sportlich aktive Menschen haben jedoch mehr Muskulatur, die bekanntlich schwerer ist als Fett. Daher verschiebt sich die Auswertung zu ihren Ungunsten. Auch der umgekehrte Fall ist gerade bei Frauen möglich. Obwohl der BMI in einem guten Bereich ist, haben sie zu wenig Muskeln und zu viel Fettmasse. In diesen Fällen ist der wichtigste Indikator die Körperfettmessung.
Körperfettanteil
Der gesunde Anteil an Körperfett ist abhängig von Alter und Geschlecht. Junge Menschen sind von Natur aus mit weniger Fett gesegnet als ältere und Frauen haben genetisch bedingt mehr Fett als Männer. Dies ist zum einen evolutionär darauf zurückzuführen, dass die Frau für das Wohl der Sippe zuständig war, anstatt zu kämpfen und zu Jagen und somit weniger Bewegung hatte. Zum anderen hängt dies mit ihrer Rolle als Mutter zusammen. In vielen Naturvölkern gilt Körperfett bis heute als Zeichen von Wohlstand und Fruchtbarkeit.
Als Orientierung für einen gesunden Körperfettanteil kann die folgende Einteilung dienen.
Alter | Männer | Frauen |
---|---|---|
17-29 | 15 % | 20 % |
30-39 | 17 % | 23 % |
40-49 | 20 % | 26 % |
>50 | 22 % | 28 % |
Sportler streben meistens nach deutlich geringeren Werten. Ab einem KFA von ca. 10 % werden die Bauchmuskeln gut sichtbar und das beliebte Sixpack entsteht. Unter 5 % wird es jedoch gesundheitlich bedenklich, da auch das viszerale Fett, welches als Puffer und Schutz der Organe dient, jetzt bedrohlich niedrig ist.
Es gibt verschiedene Methoden der Körperfettmessung, wobei die meisten relativ ungenau sind. Ist man jedoch nicht an den exakten Werten interessiert, sondern viel mehr an der Protokollierung des Fortschritts im Training, ist dies als ausreichend zu bewerten.
Hydrostatisches Wiegen
Relativ genau, jedoch kompliziert und selten anzutreffen, besteht diese Methode aus einer Unterwasser-Messung. Anhand der verdrängten Wassermenge und des Körpergewichts unter Wasser lassen sich Rückschlüsse auf den Körperfettanteil errechnen.
Kalipermetrie
Mittels Kaliper, einer Kneifzange, wird die Hautfaltendicke an 3, 5 oder 10 Punkten gemessen. Der Vorgang muss auf Grund der Kompression des Gewebes schnellgehen und mit konstantem Anpressdruck erfolgen. Je mehr Punkte, desto genauer die Messung. Für den Re-Test ist es jedoch schwierig, die exakten Punkte erneut zu treffen. Außerdem kann nur das subcutane (unter der Haut liegende) Fett ermittelt werden. Die Summe der Werte ermöglicht dann via Auswertungstabelle Rückschlüsse. Die Methode liefert im Vergleich eher zu hohe Werte und ist bei alten oder sehr dicken Menschen durch die Beschaffenheit der Haut nicht geeignet.
Bioelektrische Impedanzmethode
Über einen Stromimpuls und die unterschiedliche Leitfähigkeit von Fett und Muskelgewebe wird bei dieser Methode der KFA ermittelt. Sie hat sich in den meisten Fitnessstudios und Wellnessanlagen durchgesetzt, da sie schnell, einfach und ohne Körperkontakt durchzuführen ist. Dabei ist sie allerdings relativ ungenau und stark beeinflussbar, etwa durch Schweiß oder Nahrungsaufnahme. Auf Grund der Tatsache, dass Strom immer den kürzesten Weg geht, sind reine Fuß- oder Handmessungen auf den Unter- oder Oberkörper beschränkt. Bessere Ergebnisse liefern Modelle mit mehreren Kontakten.
Infrarot-Methode
Ebenfalls einfach, schnell und ungenau wird hier ein Infrarotlicht in den Körper geleitet und am Computer eine Auswertung anhand der unterschiedlichen Reflektionen von Muskel- und Fettgewebe erzielt. Der Anpressdruck des Gerätes verändert die Ergebnisse, die sich wiederum nur auf das Unterhautfettgewebe beziehen.
Körperhaltung
Zu guter Letzt sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass eine gute Körperanalyse auch die Haltung mit einbezieht. So können Fehlhaltungen behoben, Dysbalancen ausgeglichen und Haltungsschäden/-schmerzen gelindert werden. Der erste Blick bezieht sich dabei auf die Krümmung der Wirbelsäule und die Stellung des Beckens. Auch die Fußstellung und Beinhaltung haben Einfluss auf unsere Haltung und damit verbundene positive wie negative Auswirkungen. Im Detail kann jedes Gelenk und Körperteil analysiert werden. Da dies jedoch einen Laien überfordert, sind hier 30 Euro für einen Check bei einem Physiotherapeuten gut investiert. Trainer sollten sich jedoch zumindest mit den Grundlagen befassen und auskennen. (Lesen Sie dazu auch: Wie werde ich selbständiger Trainer?)
Marcel Kremer
Literaturangaben
1. Lange, A.: Anamnese und klinische Untersuchung, 5. Aufl., Berlin 1998.
2. Petersen, O.: Body-Check: Die besten Fitnesstests, Reinbeck 2003.
3. Stemper, T.: Lehrbuch Lizensierter Fitness-Trainer DSSV, 5. Aufl., Hamburg 2006.