Sportexpertin Lea Becker erklärt die Rolle des Liberos im Volleyball: Was ist ein Libero eigentlich, welche Bedeutung hat er, welche Eigenschaften und welchen Regeln unterliegt er?
Der Libero im Volleyball ist ein spezialisierter Defensivspieler. Er wird für einen Hinterfeldspieler, der schwach in Annahme und Abwehr ist, eingewechselt. Dadurch wird die Annahme und Abwehr gestärkt. In der Abwehr kann der Libero je nach Spielsystem und Leistungsbereich entweder auf Position V oder VI stehen, beziehungsweise dorthin wechseln.
Eigenschaften eines Liberos
Der Libero sollte ein guter Universalist sein, weil er ohne ausreichende Erfahrungen als Blockspieler und Angreifer die Handlungen der gegnerischen und eigenen Netzspieler schlechter antizipieren kann. Es macht jedoch nur Sinn, einen Libero zu benennen und einzuwechseln, wenn dieser im Annahme- und Abwehrbereich deutlich besser ist, als der auszuwechselnde Spieler und somit die Defensive stärkt. Hinzu kommt, dass er in der Annahme besser als die Hauptannahmespieler sein sollte oder zumindest gleich stark wie sie. Der Liberoeinsatz ermöglicht es, den vorderen Annahmespielern oder dem Hinterfeldangreifer, sich aus dem Annahmeriegel zu lösen, sodass diese sich auf ihren Angriff konzentrieren können.(Annahme – Die erste Verteidigung) Als Organisator der Annahme und Feldabwehr muss er die Annahme- und Feldabwehrstrategien koordinieren und umsetzten. Deshalb sollte er ein gutes Spielverständnis und eine gute Auffassungsgabe haben und gut mit seinen Mitspielern kommunizieren können. Außerdem muss der Libero in der Lage sein, seine Aufmerksamkeit und Konzentration konstant aufrecht zu erhalten, da er durch die vielen Auswechselungen nicht im Spielfluss bleibt.
Die wichtigste Eigenschaft eines Liberos ist jedoch die Identifikation mit seiner Funktion. Er ist häufig ein kleiner, flinker Spieler, der um jeden Ball kämpft und bereit ist, nur im Hinterfeld in Annahme und Abwehr zu agieren. Er muss auch damit umgehen können, dass er durch die Austauschaktionen und seine Position im Hinterfeld nur wenige Ballkontakte hat. Seit einigen Jahren dürfen 2 Liberos pro Mannschaft in den Spielberichtsbogen eingetragen werden (sie zählen aber beide zu den insgesamt 12 erlaubten Spielern). Jedoch darf immer nur ein Libero auf dem Feld stehen. Durch diese Regel gibt es die taktische Möglichkeit, einen Libero für die Annahme und einen für die Abwehr zu spezialisieren. Der Abwehrlibero steht immer bei eigenem Aufschlag auf dem Feld, der Annahmelibero bei gegnerischem Aufschlag.
Regeln für den Libero
Der Libero muss sich mit der Farbe seines Trikots von seinen Mitspielern unterscheiden und eine eigene Nummer haben. Er darf auf jede Hinterspielerposition eingewechselt werden, somit aber auch nur als Hinterspieler agieren. Es ist ihm nicht erlaubt, einen Angriffsschlag, weder aus dem Spielfeld noch aus der Freizone, auszuführen, wenn sich der Ball im Augenblick der Berührung vollständig oberhalb der Netzoberkante befindet. Der Libero darf weder aufschlagen, blocken noch einen Blockversuch durchführen. Nach einem oberen Zuspiel des Liberos aus seiner eigenen Vorderzone darf der anschließende Angriffsschlag nicht oberhalb der Netzoberkante ausgeführt werden. Spielt der Libero jedoch außerhalb der Vorderzone zu, darf der Angriff ohne Einschränkung ausgeführt werden.
Der Libero kann beliebig oft ein- und ausgewechselt werden. Diese Austauschaktionen zählen nicht als normale Wechsel. Jedoch muss zwischen jeder Austauschaktion ein Spielzug liegen. Der Libero kann nur durch denjenigen Spieler, für den er eingetauscht wurde, oder für den anderen Libero ausgetauscht werden. Die Wechsel dürfen nur durchgeführt werden, wenn der Ball aus dem Spiel ist und bevor der Schiedsrichter zum Aufschlag pfeift.
Lea Becker