Das richtige Vorgehen im Schnelligkeitstraining

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Welche Faktoren beeinflussen die Schnelligkeit, z. B. im Judo? Was muss ich beim Schnelligkeitstraining beachten? Welche Trainingsformen sind am geeignetsten? Im folgenden Artikel finden Sie hierzu Antworten.

Von welchen Faktoren ist die Schnelligkeit abhängig?

Die motorische Schnelligkeit ist einerseits von den Anlagen wie Geschlecht, Konstitution und Alter abhängig, andererseits spielen auch entwicklungs- und lernbedingte Einflussgrößen eine Rolle. Wie gut ist zum Beispiel die Technik oder die Bewegungsantizipation des Athleten ausgebildet?

Im Bezug auf die Schnelligkeit ist es von großer Bedeutung, wie sich ein Sportler konzentrieren kann und mit welcher Motivation und Willenskraft dieser das Schnelligkeitstraining absolviert. Dabei muss auch die Fähigkeit der Informationsaufnahme und –verarbeitung berücksichtigt werden.

Auch neuronale Prozesse wie die Rekrutierung und Frequenzierung motorischer Einheiten (intramuskuläre Koordination), die Erregungs- und Hemmungswechsel im zentralen Nervensystem (intermuskuläre Koordination), Reizleitungsgeschwindigkeit und Vor- und Reflexinnervation sind wichtige Faktoren bezüglich Schnelligkeit.

Die tendo-muskulären Einflussgrößen wie die Muskelfasertypenverteilung, die Querschnittsfläche der FT-Fasern, Muskelkontraktionsgeschwindigkeit, Muskel-Sehnen-Elastizität, die Dehnbarkeit (Viskosität), Muskellänge und die Extremitäten-Rumpf-Hebelverhältnisse, Energiebereitstellung und auch die Muskeltemperatur sind zu berücksichtigen. (1, S.21)

 

Was muss ich beim Schnelligkeitstraining beachten?

Bestimmte Faktoren beeinflussen das Schnelligkeitstraining enorm, deshalb sind gewisse Voraussetzungen unumgänglich, um eine optimale Basis für ein Schnelligkeitstraining zu schaffen. Martin/Carl/Lehnertz (6, S. 171ff.) sprechen von „methodischen Grundlagen des Schnelligkeitstrainings“.

Wer ein Schnelligkeitstraining absolvieren möchte, sollte sich intensiv aufwärmen. Die Muskulatur sollte gekräftigt und gedehnt werden und die Gelenke mobilisiert.

Jedes spezifische Schnelligkeitstraining ist sogleich auch ein Techniktraining, und es sollte auf eine präzise Ausführung der Techniken oder Bewegungsabläufe geachtet werden. Dies setzt natürlich eine gute technische Basis, jedoch auch eine hohe Konzentration voraus. Die Qualität der Technik darf nie unter der hohen Geschwindigkeit leiden. Neben einer qualitativ optimalen Bewegungsausführung spielt jedoch auch die Übungsauswahl eine große Rolle. Der Trainer sollte den Athleten gut kennen und dementsprechend ideale Übungen auswählen.

Zusätzlich ist der Trainer für optimale Trainingsbedingungen verantwortlich. Das Training sollte z. B. in einer ruhigen Umgebung stattfinden, damit der Athlet mit größter Konzentration die Übungen in Angriff nehmen kann. Sowieso muss ein Athlet für ein Schnelligkeitstraining hochmotiviert sein. Ohne maximalen Willenseinsatz bringt ein Schnelligkeitstraining wenig.

Die Schnelligkeit an und für sich wird des Weiteren durch körperliche, geistige und emotionale Ermüdung negativ beeinflusst. In ermüdetem Zustand sollte auf ein Schnelligkeitstraining verzichtet werden. Es ist von großer Wichtigkeit, die Pausen während der Belastungen genügend lang zu gestalten, damit sich der Körper und Geist des Athleten voll umfänglich erholen kann.

 

Zusammenfassend

Grundsätzlich sollte nach Held (3) das Schnelligkeitstraining judospezifisch oder wenigstens techniknah durchgeführt werden. Natürlich können Sprints oder andere Schnelligkeitsübungen motivierend sein und z. B. die Reaktionsfähigkeit verbessern, doch die Schnelligkeit und Explosivität, die wir im Wettkampf für eine Technik brauchen, ist nur durch Judobewegungen zu trainieren. Dabei muss auf höchste Präzision und höchstmögliche Geschwindigkeit bei der Ausführung geachtet werden. Ein Schnelligkeitstraining sollte auch nie zu einer vollkommenen Ermüdung führen, deshalb sind bei Übungen des Schnelligkeitstrainings die Belastungszeiten jeweils kurz und die Pausenzeiten relativ lang. Der 3. Teil des Artikels wird Ihnen Trainingsbeispiele für das Schnelligkeitstraining im Judo liefern.

 

Karin Ritler Susebeek

 

Lesen Sie auch Teil 1 des Artikels: Schnelligkeitstraining im Judo

 

Quellenangaben:

1. Grosser, M. (1991) Schnelligkeitstraining, blv Verlag München.

2. Gold, T. (2004). Schnelle neuromuskuläre Innervationsmuster bei azyklischen Bewegungen – Eine Analyse schneller Armzugbewegungen im Judo. Dissertation Universität Tübingen (unveröff.).

3. Held, L. (1995). Stufenmodell für einen systematischen Aufbau eines Handlungskomplexes im Rahmen der langfristigen technisch-taktischen Entwicklung eines Judoka. Diplomarbeit DSHS Köln (unveröff.)

4. Lippmann, R. u.a. (1999). Trainer-B-Skript Köln.

5. Hegner, J.(2006). Training fundiert erklärt, Handbuch der Trainingslehre.Ingold Verlag Magglingen.

6. Martin, D./Carl, K./Lehrnertz, K. (1991), Handbuch Trainingslehre (3. unveränderte Auflage), Verlag Hofmann Schorndorf

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Karin Ritler Susebeek

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