Gerade bei Kontaktsportarten kann es zu Verletzungen im Gesicht kommen. Bei Brüchen im Bereich des Schädels und des Gesichts, wie dem Jochbeinbruch, ist eine sorgfältige Behandlung geboten. Björn Reindl informiert über die Sportverletzung Mittelgesichtsfraktur.
Sportverletzungen im Gesicht werden scheinbar immer häufiger, z. B. im Fußball kam es in der letzten Zeit häufiger dazu. Auch die Mittelgesichtsfraktur zählt dazu. In den meisten Fällen wird unter dem Begriff Mittelgesichtsfraktur die Jochbeinfraktur (Os zygomaticum) verstanden. Es können aber auch alle angrenzenden Knochen betroffen sein:
– Prozessus zygomaticus des Os temporale oder des Os frontale (knöcherner Fortsatz vom Schläfen- oder Stirnbein zum Jochbein)
– Orbita (Augenhöhle)
– Teile des Kiefers
Ursachen
Typische Ursachen von solchen Verletzungen sind Gewalteinwirkungen auf den äußeren Schädelbereich, wie sie beim Sport, bei Schlägereien oder bei Unfällen vorkommen.
Einteilungen
Jochbeinfrakturen werden wie folgt eingeteilt:
Typ 1: isolierte Fraktur des Jochbogens
Typ 2: nicht dislozierte Fraktur des Jochbeins
Typ 3: dislozierte Fraktur des Jochbeins ohne Stufenbildung am Orbitarand
Typ 4: dislozierte Fraktur des Jochbeins mit Stufenbildung am Orbitarand
Tpy 5: Trümmerfrakturen
Typ 6: Frakturen Typ 2-5 mit Einbruch des Orbitabodens
Bei Typ 3 und 4 wird zusätzlich noch untersucht, ob es zu einer Verschiebung der beteiligten Knochen gekommen ist.
Symptome
Die Gesichtshälfte schwillt in der Regel sofort an, auch im Auge kommt es meist zu
Einblutungen. Bei Beteiligung des Orbitabodens ist es möglich, dass das Auge absinkt und der Patient Doppelbilder sieht.
Bei Verletzungen des N. trigeminus kann die verletzte Gesichtshälfte taub sein, bei Verletzungen des N. facialis hängt ein Mundwinkel und das gleichseitige Auge kann nicht mehr geschlossen werden. Diese Symptome müssen nicht von Dauer sein.
Ist die Fraktur verschoben, ist die Symmetrie des Gesichtes gestört.
Diagnose
Zur Sicherung der Diagnose und zur Festlegung der Therapie wird ein Röntgenbild angefertigt.
Behandlung
Meist ist eine Operation notwendig. Ähnlich wie bei der Kieferfraktur kommen kleine Platten
und Schrauben zum Einsatz, die nach der Repostition verschobener Frakturteile die Knochen fixieren.
Der OP-Zugang erfolgt meist seitlich unter dem Auge, je nach Lage des Bruchs auch bis zum Ohr. Nur in seltenen Fällen wird der Weg durch die Mundhöhle gewählt.
Ist der Orbitaboden betroffen, ist es besonders wichtig, diesen so genau wie möglich zu rekonstruieren, da der Patient sonst Probleme mit der Sehfähigkeit (Doppelbilder) zurückbehalten könnte.
Bei nicht oder nur leicht dislozierten (verschobenen) Brüchen wird auch eine konservative Behandlung in Betracht gezogen. Hier wird der Verlauf der Heilung kontrolliert, je nach Schwellungszustand ist Lymphdrainage angezeigt. Der Patient sollte vorerst auch nur weiche Nahrung zu sich nehmen um die Fraktur nicht über den hohen Kaudruck zu belasten.
Risiken
Zu den normalen Narkoserisiken kommt hier die Gefahr einer Verletzungen von Nerven oder Gefäßen im Gesichtsbereich oder einer anatomisch ungenauen Rekonstruktion. Letztere kann zu einer abgeflachten Gesichtshälfte führen.
Auch kann die Belüftung der Nasennebenhöhlen gestört bleiben.
Die Entwicklung von Begleiterscheinungen (Doppelbildern, Sensibilitätsstörungen, Ausfall von Muskulatur) muss auf jeden Fall beobachtet werden. Sollte gerade im Bereich des N. facialis keine Besserung eintreten (Facialisparese) sollte über Physiotherapie nachgedacht werden.
Björn Reindl