Das Schleudertrauma

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Das Schleudertrauma als Folge eines Auffahrunfalls ist wohl jedem bekannt. Doch sind Schleudertraumata nur bei Autounfällen möglich? Nein, auch bei Stürzen im Sport kommt es dazu. 25 % der Halswirbelsäulenverletzungen passieren im Bereich Sport.

Das Schleudertrauma als Folge eines Auffahrunfalls ist wohl Jedem bekannt. Besonders gefährlich ist es, wenn keine Nackenlehne vorhanden ist. 2008 gab es 2.293.663 Verkehrsunfälle bei denen es zu 413.524 Verletzungen kam. Doch sind Schleudertraumata nur bei Autounfällen möglich? Nein, auch bei Stürzen im Sport, etwas beim Snowboarden oder bei Ballsportarten, ist der für ein Schleudertrauma typische Unfallvorgang möglich. 25 % der Halswirbelsäulenverletzungen sind Sportverletzungen.

 

Wie sieht der Unfallvorgang im Detail aus?

Die Entstehung eines Schleudertraumas lässt sich in 3 Phasen einteilen:

1. Phase: Translation der Halswirbelsäulensegmente C0/C1 und C1/C2

2. Phase: Hyperflexion der Halswirbelsäulensegmente C0- C3

3. Phase: Hyperextension der Halswirbelsäulensegmente C5-C7

 

Bei einem Sturz im Sport ist das der Aufprall auf den Boden einhergehend mit der Verschiebung der Kopfgelenke, der Beugung in der oberen Halswirbelsäule und dem Aufprall des Kopfes auf den Boden, also der Extension. Der Boden limitiert das Ausmaß der Extension, in einem Auto ohne Kopfstütze ist ein deutlich höhres Bewegungsausmaß in die Extension zu erwarten.

 

Welche Strukturen sind betroffen?

Strukturell kann es zur Beteiligung der Knochen, Bänder, Muskeln und Gefäße kommen. Das Ausmaß der strukturellen Beteiligung und der Verletzungen hängt auch von der Kopfstellung beim Unfall ab. Wenn der Kopf in Rotationsstellung sowie Seitneige eingestellt ist, ist das Ausmaß der Verletzung deutlich stärker.

Es gibt 2 gängige Einteilungen der Beschleunigungstraumata.

 

Klassifikation der Quebec Task Force:

– Grad 0: keine Nackenbeschwerden, keine pathologischen Befunde

– Grad 1: Nackenbeschwerden ohne pathologische Befunde

– Grad 2: Nackenbeschwerden und muskuläre Befunde

– Grad 3: Nachenbeschwerden und neurologische Befunde

– Grad 4: Nackenbeschwerden und Fraktur oder Dislokation

 

Klassifikation nach Erdmann:

– Grad 1: keine Symptome 12-16 Stunden, dann Nacken- und Hinterkopfschmerz, „Weichteiltrauma“, Dauer: 1-2 Wochen

– Grad 2: direkt Nacken- und Hinterkopfschmerzen, Parästhesen Arm/Hand, Schluck- und Mundbodenschmerz, Dauer: mehrere Monate

– Grad 3: initiale Bewusstlosigkeit, Symptome wie bei Grad 1 und 2, zusätzlich Frakturen, Luxationen und Nervenverletzungen, Dauer: Monate bis Jahre

– Grad 4: Hoher Querschnitt, Hirntod

 

Was sind die typischen Symptome?

Typische Symptome eines Schleudertraumas sind Nacken- und Hinterkopfschmerzen, die entweder sofort oder versetzt eintreten können, sowie Schwindel, Schluckstörungen, Schlafstörungen, Sehstörungen, Tinnitus und/oder Taubheitsgefühle. Die Ursachen sind hier unterschiedlicher Herkunft. Es kommt zu Traumatisierungen aktiver und passiver Strukturen wie etwa: Bandscheiben mit internen Rupturen oder Nekrosen, Einblutungen in die Unkovertebralgelenke, Kapselrupturen, Knorpelschäden und/oder Luxationen im Bereich der Facettgelenke, Frakturen der Wirbel, Muskelfaserrisse oder -rupturen oder zu Störungen der Blutzirkulation der Arteria vertebralis.

 

Wie wird nachbehandelt?

Die Nachbehandlung wird zunächst unterschieden zwischen Patienten mit einer geringen Komplexität und denen mit einer hohen Komplexität der Symptome. Zur geringen Komplexität zählen Beschwerden mit Schmerzen, Verspannungsgefühl und eingeschränktem Bewegungsausmaß, komplex wird die Symptomatik sobald eine Neurologie oder Frakturen vorliegen.

 

Geringe Komplexität

Hier wird der aktive, symptomorientierte Therapieansatz gewählt, da die Patienten eine gute Prognose haben und so gut wie keine Chronifizierungsgefahr besteht. Orientiert an den Wundheilungsphasen und den motorischen Fertigkeiten des Patienten wird der Patient nur mit einer Orthese versorgt, wenn ein erträglicher Schmerz auftritt, der Patient unfähig ist, seinen Kopf zu halten, oder durch die passive Unterstützung deutliche Symptomerleichterung eintritt.

In der Entzündungsphase kann neben der Symptombehandlung mit Übungen für die motorischen Kontrolle begonnen werden.

Gemessen an der Schmerzanamnese wird spätestens in der Proliferationsphase das aktive Üben begonnen. Die Steigerung von lokaler Gelenkstabilität über statische Stabilität, der dynamischen Stabilität zur reaktiven Stabilität ist auch abhängig von dem Schmerzverlauf.

In der Remodilierungsphase sollte es möglich sein, ohne Schmerzen vollständig zu kräftigen.

 

Hohe Komplexität

Der Behandlungsfokus liegt hier eher bei der multidisziplinären Betreuung, das heißt die psychologischen Veränderungen werden etwas mehr beachtet. Neben der Physiotherapie und der Trainingstherapie wird der Patient verhaltenstherapeutisch betreut und über Risikofaktoren sowie über Schmerz aufgeklärt. Einige Studien zeigten, dass die Aufklärung über Schmerz zu einer Reduktion der Schmerzsymptomatik führte.(1)

Zu den Aufklärungspunkten zählen:

– Schmerzneurophysiologie

– Beeinflussung von Schmerz – chronischer Schmerz

– Schmerzmanagement

 

Weiterhin konnten bedeutsame Besserungen erreicht werden und die Arbeitsfähigkeit konnte verbessert werden. Schmerzreduktion ist bei den komplexen Symptomatiken nicht der Fokus und der Hauptbehandlungspunkt.

 

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beschwerden nie zu unterschätzen sind, da so gut wie immer eine Weichteilverletzung vorliegt. Eine Behandlung ist also auch bei Grad 0 empfehlenswert, um zu verhindern, dass sich Beschwerden aufbauen können. Stabilisierendes Krafttraining spielt eine große Rolle und sollte auch über die Behandlung hinaus weitergeführt werden.

 

Lesen Sie auch: Sportverletzung: Die Gehirnerschütterung

 

Angi Peukert

 

Quellenangaben:

1. http://www.fomt.info/Downloads/rehatrain_maerz_komprimiert-2012.pdf

2. http://www.dr-gumpert.de/html/schleudertrauma.html

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Angi Peukert

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