Apnoe-Tauchen – Sicher unter Wasser

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Eigentlich ist Apnoe-Tauchen, also das Tauchen ohne Druckluftflasche, eine sichere Angelegenheit. Allerdings sollte man einige Sicherheitsmaßnahmen beachten. Die frühere deutsche Apnoe-Meisterin Maike Münster gibt Tipps, worauf man beim Apnoe-Tauchen achten und welche Fehler man vermeiden muss.

Wenn beim Apnoe-Tauchen etwas passiert, liegt es mindestens zu 99 % am Taucher und nicht am Sport an sich“, sagt Maike Münster, die deutsche Meisterin im Apnoe-Tauchen von 2001. Die Hauptgefahren liegt darin, dass man sich und seine Leistungsfähigkeit überschätzt und die Natur unterschätzt. Wenn man dagegen auf seinen Körper hört und kein unnötiges Risiko eingeht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, sehr gering.

 

Abtauchen

Bevor man abtaucht, spielt die Atmung eine große Rolle. Schließlich möchte man so viel Sauerstoff wie möglich in seine Lunge pumpen. Doch genau darin liegt auch eine große Gefahr. „Ohne entsprechende Erklärung machen einige den Fehler und hyperventilieren vor dem Abtauchen, um mehr Sauerstoff in den Körper zu pumpen“, erklärt Maike. „Statt mehrmals sehr tief ein- und wieder auszuatmen, atmen sie schnell und flach und bringen sich damit in große Gefahr. Denn man riskiert einen so genannten Schwimmbad-Blackout. Und der kann lebensgefährlich sein.“

Atmet man ohne Bedarf, gelangt nicht mehr Sauerstoff ins Blut. Tatsächlich sinkt der CO2-Gehalt im Blut, was sich zunächst ja eigentlich ganz gut anhört. Schließlich setzt der Atemreiz später ein, wenn weniger Kohlenstoffdioxid im Blut ist. Genau hier liegt aber die Gefahr. Sobald der CO2-Gehalt im Blut über ein gewisses Niveau steigt, sendet der Körper einen Atemreiz aus. Im Körper ist zu diesem Zeitpunkt aber aufgrund der Hyperventilation der sinkende O2-Wert so gering, dass unser zentrales Nervensystem mit einem Blackout reagieren kann. Das kann sogar zu einer Ohnmacht führen, bevor der Atemreiz eingesetzt hat. Und was bei einer Ohnmacht unter Wasser passieren kann, kann sich jeder selber denken.

Statt zu hyperventilieren sollte man vor dem Tauchgang 3- bis 4-mal bewusst ein und ausatmen“, rät Maike Münster. „Dabei kann man den Bauch einziehen, um das Zwerchfell mit einzusetzen. So hat man dann ausreichend Sauerstoff für den Tauchgang, ohne Angst vor dem Blackout ohne Atemreiz haben zu müssen.“

  

Druckausgleich

Manche Tauchunfälle passieren, weil der Taucher den Druckausgleich nicht schafft. Da man beim Apnoe-Tauchen weniger Zeit hat, sich auf den Druckausgleich zu konzentrieren oder beim Abtauchen eine Pause zu machen, sollte man häufiger als beim Gerätetauchen den Druckausgleich vornehmen. Auch Maike Münster empfiehlt: „Beim Apnoe-Tauchen sollte man ca. alle 2 Meter den Druckausgleich vornehmen. Schafft man den Ausgleich nicht, taucht man ein kleines Stück höher, wo der Druck nicht so groß ist und versucht es noch einmal. Klappt es immer noch nicht, sollte man sofort wieder auftauchen, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Nie sollte man den Druckausgleich mit Gewalt versuchen. Es kann immer Tage geben, an denen der Ausgleich nicht klappt. Hat man so einen Tag erwischt, bricht man das Tauchen besser ab und versucht es an einem anderen Tag.“

Beim Druckausgleich kannst Du Dir die Nase zuhalten und dabei mit geschlossenem Mund ausatmen. Eine andere Methode ist, die Zunge an den Gaumen zu legen und dagegen zu drücken. Klappt der Druckausgleich nicht, riskierst Du schwere Verletzungen im Ohr bis zu einem Riss des Trommelfells.

 

Auftauchen

Auch beim Auftauchen kann es gefährlich werden“, sagt Maike, die seit 2003 auch Apnoe-Tauchlehrer ausbildet. Zum einen muss man genau aufpassen, was über einem passiert. Dazu haben wir aber zum einen unseren Tauchpartner dabei, der während der Auftauchphase mit Argusaugen Taucher und Oberfläche im Umkreis von rund einer Armlänge um das Seil absichert. Zum anderen gibt es die Boje, an der man sich orientieren kann. Schließlich kann es immer unvorsichtige Bootsfahrer oder Treibgut an der Oberfläche geben. Eine Kollision damit kann schmerzhaft und gefährlich sein. Daher tauchen Apnoe-Taucher immer an einer Boje.

Eine zweite Gefahr beim Auftauchen kann der Flachwasser-Blackout sein. Dieser kann beim Auftauchen bei geringer Tiefe passieren. Schuld an der Ohnmacht beim Auftauchen ist der nachlassende Umgebungsdruck, wenn man ohnehin bereits kaum noch Sauerstoff im Blut hat. Zwischen einer Tiefe von 10 m und der Oberfläche verdoppelt sich das Lungenvolumen durch den nachlassenden Druck. Da der Sauerstoff aus dem Blut in die Alveolen diffundiert, nimmt der Sauerstoffgehalt im Blut zusätzlich ab, was letztendlich zur Ohnmacht führen kann. Gerade wenn man vor dem Abtauchen hyperventiliert hat, steigt das Risiko zusätzlich an. Um den Blackout zu verhindern, sollte man auf eine tiefe Atmung vor dem Tauchgang achten und sich beim Tauchen selber nicht zu lange in großer Tiefe aufhalten.

Vor dem Auftauchen selber kann man unmittelbar bevor man die Wasseroberfläche durchstößt noch einmal leicht ausatmen, damit man ausreichend Platz für die frische Luft in seiner Lunge hat.

 

Gesundheit

Grundsätzlich gibt es kaum jemand, der nicht Apnoe-Tauchen kann“, sagt Maike. „Bei einer Erkältung sollte man aber besser nicht ins Wasser gehen, da die Gefahr groß ist, dass man den Druckausgleich nicht schafft. Ob mögliche gesundheitliche Risiken bestehen, muss man bei einem entsprechenden Tauchsportmediziner durch eine entsprechende Tauchsportuntersuchung schon vor dem ersten Tauchgang abklären.“

Der oberste Grundsatz beim Apnoetauchen: Tauchen und trainieren Sie niemals alleine! Lernen Sie das Apnoetauchen von einem Trainer, der sein Handwerk versteht. Unter www.Vdst.de finden Sie eine Liste aller in Deutschland aktiven Apnoetauchlehrer. Diese sind in Vereinen organisiert und haben Trainingsabende, bei denen man einfach mal schnuppern darf. Oder belegen Sie einen Workshop ins Ausland. Maike bietet einen Apnoelehrgang im November auf Fuerteventura an, es gibt noch ein paar wenige freie Plätze.

 

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Christian Riedel

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