Mehr Leistung durch Zeitmanipulation

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Eine Studie über Psychologie und Trainingserwartung im Ausdauersport.

Sportler, die maximale Leistungen erzielen wollen, haben beim Training immer die Uhr im Blick. Daher stellt sich die Frage, ob die vom Gehirn interpretierte Zeit Einfluss auf die Leistung haben kann. Nach der Theorie des „zentralen Regulators“ von „Lauf-Guru“ Professor Tim Noakes, reguliert das Gehirn das Gefühl der Muskelermüdung aufgrund einer Vielzahl sensorischer Inputs, einschließlich der „Erwartungen“ an das Training. Diese Wirkung belegt nun eine faszinierende Studie neuseeländischer Wissenschaftler:

In dieser doppelblinden, balancierten Studie wurde untersucht, welche Auswirkung es hat, wenn die Uhr bei kurzzeitigen Ausdauerbelastungen mit Maximalkraft – in diesem Fall Radfahren auf einem Fahrradergometer bis zur Erschöpfung – heimlich manipuliert wird. 12 Probanden (6 Männer und 6 Frauen) absolvierten jeweils 3 identische Radrennen bis zur Erschöpfung. Bei einem Rennen war die Uhr normal eingestellt, beim nächsten lief sie um 10 % schneller und beim dritten um 10 % langsamer. Die Radfahrer wussten nichts von dieser Manipulation – sie gingen davon aus, dass die Uhr bei allen 3 Rennen korrekt eingestellt ist. Als die Fahrer den Erschöpfungspunkt erreichten, wurden die gestoppten Ausdauerzeiten aufgezeichnet und später in die tatsächlich erzielten Zeiten umgerechnet.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Einstellungen einen deutlichen Einfluss auf die realen Ausdauerzeiten der gesamten Gruppe hatten. Lief die Uhr langsamer, war die Zeit bis zur Erschöpfung tatsächlich um 18,3 % (73,4 Sek.) kürzer als bei „normaler“ Einstellung, und um 20,5 % (80,8 Sek.) länger gegenüber der „schnellen“ Einstellung. Da zudem die männlichen Teilnehmer deutlich länger fuhren als die weiblichen Teilnehmer (sie erzielten eine Zeit von rund 8,5 Minuten bis zur Erschöpfung im Vergleich zu rund 6,5 Minuten der Gesamtgruppe), stellte man in einer separaten Datenauswertung fest, dass die Einstellung der Uhr bei den Männern einen wesentlich größeren Effekt hatte. Sie erzielten 27,7 % (143,2 Sek.) bzw. 29,7 % (151,2 Sek.) längere Zeiten bis zur Erschöpfung.

Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die Wahrnehmung der Zeit bei kurzzeitigen Ausdauerbelastungen mit Maximalkraft Einfluss auf die Zeit bis zur Erschöpfung hat.

British Journal of Sports Medicine, 2008, Januar Ausgabe

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Trainingsworld

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