Kampfsport: Karate Kumite – Karate Kata

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Im klassischen Sinn bedeutet Kumite im Japanischen „Begegnung mit den Händen“. Diese Übungsform ist essenzieller Bestandteil einer Karateausbildung und gehört zu den drei Säulen des Karate (Kata = Schattenboxen, Kumite = Freikampf, Kihon = Grundschule/Basistechniken).

Hierbei treffen in der Wettkampfform zwei Athleten aufeinander und messen ihre Kräfte im Zweikampf (nach Regeln). Die Kampfzeit beträgt zwischen zwei und vier Minuten (Finale einer Meisterschaft). Dabei werden für alle wertbaren Treffer Punkte verteilt. Beispielsweise erhält ein gut platzierter Fauststoß zum Körper einen Punkt und ein kontrollierter Tritt an den Kopf die Maximalpunktzahl von drei.

In früheren Zeiten wurde im Karateursprungsland Okinawa fast ausschließlich Kata praktiziert. Es wurde heimlich geübt und ein Meister gab sein Wissen einem Schüler weiter. Die Entwicklung des Kumite und seine häutigen Ausprägungen sind nicht zu vergleichen mit den Anfängen in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Schriftliche Aufzeichnungen sind aus der Anfangsphase dieser Kampfkunst kaum überliefert, so dass sich allerhand Mythen um den Ursprung und das damalige Training ranken.

Die Entwicklung des Karate Breiten- und Leistungssports wird in Deutschland vom Deutschen Karate Verband e. V. unterstützt. Mittels einer Leistungssportförderung wird versucht dem Nachwuchs im nationalen und internationalen Vergleich eine Chance zu geben. Heutzutage bauen sich die Trainingsformen entsprechend wissenschaftlich-pädagogischer Prinzipien vom Einfachen zum Komplexen, vom Leichten zum Schweren und vom Bekannten zum Unbekannten auf. Mit dem seit 2001 eingeführten und weltweit gültigen Reglement wird es den Karateka, die über eine schnelle und technisch hochwertige Beintechnik verfügen, ermöglicht, sich deutliche Vorteile im Kampf zu erarbeiten. Sehr lange Extremitäten ermöglichen zudem weit reichende Angriffstechniken durch Vergrößerung des Aktionsradius. Sie verbessern die Kampfesführung und in Kombination mit einer hohen Explosivität, die Erfolgsaussichten erheblich.

Tägliches Training der speziellen Kampftechniken wird durch Partnertraining, Taktiktraining und sportartunspezifisches Ergänzungstraining (z.B. Sprinten, Kraft) vervollkommnt. Das Ziel im Auge werden die Techniken zuerst in die Luft und dann im Folgenden an unbewegten und bewegten Zielen wie Pratzen oder Sandsäcke erprobt, bevor sie am sich wehrenden Partner ausprobiert werden. Techniken müssen nach ihrer Effektivität ausgewählt werden und auf die gegnerinduzierten Anforderungen abgestimmt werden. Es ist schön spektakuläre Beintechniken zu üben und Sprünge zu meistern aber in einem Kampf nach Regeln oder gar auf der Straße sind diese wenig sinnvoll. So reduziert sich die Masse der Karatetechniken auf wenige hoch wirksame Arm- und Beintechniken. Diese werden dann so perfektioniert das sie im Leistungssport selbst unter den stressigsten Bedingungen, im Finale einer Weltmeisterschaft, abrufbar sind. Dabei kommen sportwissenschaftliche Prinzipien wie Präzisionsdruck, Komplexizitätsdruck und Zeit- als auch Raumdruck im Training zum Einsatz, um den Athleten gewissenhaft vorzubereiten.

 

Kumite Formen

Das freie Kämpfen lässt sich in verschiedenen Formen praktizieren. Diese Typisierung dient dazu dem Anfänger wie auch dem Fortgeschrittenen niveauentsprechende Aufgabenstellungen zu liefern. Man unterscheidet:

1. Basis Kumite

2. Ippon-Kumite

3. Jiyu-Kumite

 

Im Basis- oder Grund-Kumite werden die ersten Schritte unternommen, um einem Anfänger die Scheu oder gar Angst vor einer partnerschaftlichen Auseinandersetzung zu nehmen. Der Fortgeschrittene Schüler befasst sich mit den Formen des Ippon-Kumite und lernt mit Distanzen und verschiedensten Aufgabenstellungen umzugehen. Die „Königsform“ ist das Jiyu-Kumite. Hier werden keinerlei Angriffe mehr vorher abgesprochen. Es gibt zwar Körperregionen die als Ziel ausscheiden (z.B. Hals, Augen, Genitalien), jedoch ist die Art und Weise wie der Rest angegriffen oder Verteidigt wird frei. Es gibt im Training auch keine geschlechtsspezifische Trennung oder eine Unterteilung nach Gewichtsklassen. Das alles existiert nur im Wettkampf auf Meisterschaften.

Um weitere Herausforderungen zu bestehen werden dann besondere Stressszenarien im Training eingebaut. So kann gegen mehrere Gegner hintereinander gekämpft werden. Die Gegner sind immer frisch und der Trainierende versucht trotz wachsender Ermüdung kampffähig zu bleiben. Auch gibt es Trainingsformen die den Trainierenden in die Mitte eines Kreises aus „Gegnern“ platzieren. Nach der Reihe oder auch durcheinander (auf Zuruf) wird dann der mittig postierte Karateka angegriffen. Diese Gruppenangriffssimulation (Jissen-Kumite = realistischer Kampf oder Goshin = Selbstverteidigung) verbessert sowohl physische als auch psychische Leistungsparameter und macht stressresistent und handlungskompetent auch unter maximalsten Belastungen. Der Übergang vom Wettkampf zur realistischen Selbstverteidigung wird so vollzogen.

 

Dr. Jürgen Fritzsche

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